
Pfarrer Dr. Uwe Gräbe berichtete am Dienstagabend im Evangelischen Gemeindehaus in Ennabeuren von den beiden Schneller-Schulen im Libanon und in Jordanien, die die evangelische Kirchengemeinde Heroldstatt seit letztem Jahr unterstützt.
Der pietistische Missionar Johann Ludwig Schneller ein Abkömmling einer Weber- und Landwirtsfamilie in Erpfingen auf der Schwäbischen Alb besuchte den Libanon in den 1860er Jahren. Damals tobte ein blutiger Konflikt zwischen den Drusen, einer mystisch ausgerichteten muslimischen Sekte und den dort ansässigen Christen, in den Dörfern des Libanon-Gebirges. Unter diesem schrecklichen Eindruck sammelte er dort Kriegswaisen und baute in Jerusalem ein Waisenhaus für sie. Seine Missionsbestrebungen unter den jüdischen Einwohnern in Jerusalem wurden jedoch nur bedingt von Erfolg gekrönt.Nach seinem Tod 1896 wurde sein Waisenhaus von den Herrschenden zur Kaserne umfunktioniert.
Von der Bekehrung zum Dienst an den Bedürfnissen der Menschen
Eindringlich schilderte Uwe Gräbe, der früher Probst der evangelischen Erlösergemeinde in Jerusalem war, die Segregation der einzelnen Religionen in einzelne Viertel in Arabien. Es gab traditionell nur den Markt auf dem alle Religionen zusammenkamen. Im 19. Jahrhundert, so Gräbe hätten die Christen zwei neue Gebiete eröffnet, das Krankenwesen und die Bildung.Genau hier wurden Johan Ludwig Schneller im Libanon mit seiner gleichnamigen Schule und sein Bruder Theodor Schnellermit der gleichnamigen Schule in Jordanien zu Wegbereitern.Die Schulen, so Gräbe hatten und haben zwei Grundsätze: 1. Die Kriegswaisen sollen in Ehren ihr eigenes Brot essen und 2. Sie sollen „Den Frieden miteinander Leben lernen.“ Was, so ergänzte er, ausdrücklich einschließe zu lernen, was dem anderen lieb und wichtig ist. So bieten die Schneller-Schulen nicht nur eine fundierte Bildung sondern auch Ausbildungen, etwas zum begehrten KFZ-Mechaniker an. Die enormen sozialen und politischen Spannungen in der Region bringt zum Ausdruck, dass um die jordanische Schneller-Schule seit 1968 ein Flüchtlingslager für Pälestinenser gewachsen ist. Schockiert habe Gräbe die Abbildung des alttestamentarischen Propheten Elia in einer Kirche in der Nähe der libanesischen Schneller-Schule. Die Darstellung zeige den Propheten Elia mit blutigem Schwert, vor einem durch ihn getöteten Mann mit Turban.

Gewalt muss verarbeitet werden
Elia hat laut dem biblischen Buch Könige auf dem Berg Karmel 450 Baalspropheten im Auftrag des Herren Zebaoth getötet.Gräbe habe erst verstanden, warum das Bild in der Kirche so prominent zu sehen sei, als er herausgefunden habe, dass dieses Bild just in der Zeit des Bürgerkrieges zwischen Drusen und Christen in den 1860er Jahren entstanden sei. Es sei wohl normal, dass Menschen ihre Gewalterfahrungen auf eine Art verarbeiten und weitergeben müssten. Eine anderes Bild der Gewalt sehe man auf den großen Plakaten, die man in Syrien viel sehe. Dort seien Männer mit Waffen, in meist überdimensionierter Größe abgebildet. Er habe erst gedacht, dass sei Werbung für die Armee. Bis er dann erfahren habe, dass es heroisierende Abbildungen von getöteten Soldaten der Syrischen Armee seien. Hier ist der Gesetzgeber nicht der eine Gott, sondern die syrische Staatsideologie „Kul una lil watan.“ „Wir sind alle aus dem einen Vaterland.“ In den häufigen Kontrollpunkten der Armee innerhalb Syriens, treffe man oft hinkende Kriegsveteranen an. Unabhängig von der Religion, Muslime dürfen nicht trinken, würden die Kontrolleure am liebsten eine Flasche Schnaps als Dank annehmen. Zum Schluss konnte Gräbe die Frage ob die Mission in den Schneller-Schulen noch eine Rolle spiele kaum verstehen. Die Diakonie, also der Dienst am Menschen, sei Teil der Mission Gottes, also seiner Zuwendung zu seinen Kindern. Von Glaubensbekenntnissen abgesehen, kann man den zweiten Leitsatz der Schneller-Schulen: „Den Frieden miteinander Leben zu lernen“ wohl besser lehren, wenn man die Anderen zu verstehen sucht, trotz aller Gewalt.Dazu hat Pfarrer Uwe Gräbe an diesem Abend einen großen Beitrag geleistet.