Staatsreligion

Advertisement

Heroldstatt: Die Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl

DSC03191
Von Links: stellv.Bürgermeister Rudolf Weberruß, stellv. Bürgermeister Dietmar Frenzel, Kandidat Michael Weber, Kandidat Peter Drews

Peter Drews und Michael Weber stellten sich vor 700    Menschen in der Berghalle vor

Der stellvertretende Bürgermeister Rudolf Weberruß durfte zur öffentlichen Kandidatenvorstellung in der Berghalle Heroldstatt rund 700 Bürger des 2900 Einwohner Dorfes begrüßen, mehr als erwartet. Vielleicht hatte die lange Hängepartie um den erkrankten Ex-Bürgermeister Ulrich Oberdörfer die Heroldstatter wachsamer gemacht was die Wahl des nächsten Bürgermeisters anbetrifft.Einige äußerten sich etwas enttäuscht, das am 10.September nur zwei Kandidaten zur Wahl am 30.September zugelassen wurden. Der Ablauf des Abends war so geplant: Zuerst haben beide Kandidaten nacheinander 30 Minuten Zeit sich vorzustellen. Bei der Vorstellung des einen Kandidaten, musste der andere Kandidat den Saal verlassen und wurde von Gemeinderat …Frenzel in einem Raum im Untergeschoss gebracht. Nach den Vorstellungen war Zeit für Fragen aus der Bürgerschaft eingeplant.

DSC03191
Verwalter oder Gestalter fragte sich die Schwäbische Zeitung im Kommentar von Johannes Rauneker

 

Michael Weber: Miteinander, transparent, respektvoll

Den Beginn machte Michael Weber, seinen Lebenslauf machte er mit Verweis auf die von ihm schon seit Wochen im ganzen Dorf ausliegenden Flyer kurz. Er sei 41 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, er sei Diplom-Verwaltungswirt und arbeite seit 16 Jahren in der Verwaltung.Bei seinen Hausbesuchen und Auftritten in Heroldstatt, habe er sich die Frage gestellt was die Heroldstätter eigentlich von ihrem Bürgermeister wollen. Und er habe Antworten gefunden. „Die Bürger von Heroldstatt haben mir klar gemacht das sie einen Bürgermeister wünschen, der sich durchsetzt, Ziele verfolgt und diese umsetzt.“ Danach stellte er fest, diese Ziele seien nicht nur gerecht, nein sie entsprechen auch seinen eigenen Vorstellungen von einem Bürgermeister.Dann zitierte er eine Laudatio bei der Verabschiedung des langjährigen Bürgermeisters von Heroldstatt Karl Ogger. Dort hieß es laut Weber Ogger habe eine gesunde Hartnäckigkeit und einen eisernen Willen gehabt und dies nicht im Widerspruch zum Bürgernähe. Und dann bekräftigte er nochmals in seinen Worten, diese Gemeinsamkeit zwischen ihm und der von ihm bisher kennengelernten Bürgerschaft. „Autorität muss auf Respekt beruhen, nicht auf Kumpelhaftigkeit.“Konstruktives Miteinander und Vertrauen stünden auf der einen Seite, Disziplin auf der anderen.Die Leute waren angetan, aufmerksam, der Saal war still. Eine Schwierigkeit sei für ihn, zuletzt als Sachbereichsleiter für Familie, Bildung und Kultur in der großen Kreisstadt Mössingen, gewesen Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Mössingen sei ihm zu groß, zu wenig bürgernah gewesen, die Tätigkeit davor als Hauptamtsleiter in Trochtelfingen, einer ebenso wie Heroldstatt, industriell geprägten Gemeinde, sei vergleichbar mit der Herausforderung in Heroldstatt.

Mehr Verantwortung übernehmen in Heroldstatt

Er sage es klipp und klar: „Ich will mehr Verantwortung übernehmen und mehr Entscheidungen treffen.“ Die Entscheidung Bürgermeister werden zu wollen, sei schon gefallen gewesen, während der Besuche in potentiellen Orten, sei ihm und seiner Familie Heroldstatt durch die gute Infrastruktur und das Erscheinungsbild aufgefallen.Die Entscheidung sei dann aber vom Bauch aus gefallen, nachdem „klasse“ Hock in Ennabeuren, als er gesehen habe das die Heroldstätter auch gut feiern könnten. Weber nimmt alle paar Minuten einen Schluck Wasser, sorgt anscheinend gut für sich. Er versteht es aber auch zu zeigen, dass er sich bestens mit dem Dorf seiner Begierde vertraut gemacht hat. „Heroldstatt hat in der Region an Einfluss verloren, zum Beispiel mit dem Verlust des Vorsitzes in der Albwasserversorgung.“ Er wolle sich gern einvernehmlich dafür engagieren, dass der Vorsitz wieder nach Heroldstatt kommt, und natürlich kandidiere er auch für den Kreistag.Und auch in Bezug auf das interkommunale Industriegebiet in Merklingen werde er konsequent die Interessen Heroldstatts vertreten. Der aus Giengen an der Fils stammende Mann sehe für Heroldstatt auch den Tourismus als Wirtschaftsfaktor.Auch könne er sich vorstellen, dass Heroldstatt obwohl er wisse, dass es sich vor 8 Jahren bewusst dagegen entschieden habe, sich 2020 für das Biosphärengebiet bewerbe. Dann ging er gegen Ende der Rede auf wichtige Themenfelder ein. Familie und Bildung. Hier habe er schon in zwei Gemeinden ganztägige Betreuungskonzepte auf die Beine gestellt. Darauf meinte er: „Auf ihr Kinderhaus können sie stolz sein.“ Die Jugend brauche „sinnvolle Freizeitbeschäftigung unter sozialer Kontrolle“ Feuerwehr und Jugendhaus seien hier wichtig. Den Einsatz mit Gefahr für den eigenen Leib, kenne er von seiner Zeit als Streifenpolizist.Ein wichtiger Schritt sei auch die Gründung einer Jugendpolizei in Heroldstatt gewesen. Vereine: Das riesige Engagement habe man gerade beim Bau des neuen Sportheims in Heroldstatt sehen können. Er sage bewusst nur Heroldstatt. „Ein Gedanke, ein Ausdruck, ein Ziel: Gemeinsamkeit.“ Er respektiere die Traditionen und Eigenheiten der Ortsteile. Ihm sei es aber um die Einigung. Heroldstatt sei die Einheit der Ortsteile. Genau wie die Einheit von Gemeinderat, Verwaltung und Bürgermeister im Bewusstsein der Verantwortung für jeden einzelnen Bürger der Gemeinde.So endete Weber mit einem beachtlichen Applaus der Bürgerschaft.

DSC03193
Wirf das Vergangene von dir,lass es fahren; ergreif das Gegenwärtige mit ganzem Herzen(Friedrich Schiller, Demetrius)

Peter Drews: ÖPNV stärken, einander dienen, Transparenz

Anders als sein Mitbewerber hat Peter Drews weder Flyer ausgeteilt noch eigene Autritte in der heroldstatter Öffentlichkeit geplant. Deshalb viel auch seine biographische Darstellung länger aus. Peter Drews ist geboren 1965 in Berlin. Ging 10 Klassen zur Schule und machte dann eine Ausbildung zum Elektromechaniker. 1990 ging er dann nach Konstanz und arbeitete zunächst bei Siemens.Später gründete er dann eine Firma zur Vermarktung von Sportartikeln. Die machte Konkurs und so gründete er seine Firma DNT Solar, erst in Kenia, dann auch in Deutschland. 2015 musste er dann in Burundi vor dem Krieg flüchten.Die Firma Wisag hat ihn 2016 nach Heroldstatt gebracht. Er sei ein Mann der Taten nicht der vielen Worte schickte der unüberhörbar berlinerische Mann voraus. Konzessionen an ein als auf dem Land als seriös eingestuftes Äußeres wollte er offensichtlich nicht machen. Spitzbart, schwarze Schildmütze und Langhaarfrisur. Ihm sei Transparenz, das gegebene verwaltungstechnische Hürden im Rathaus abgebaut würden. Leider musste man konstatieren, dass Weber noch konkreter geworden ist wie Drews, der die Bürger mit Shareholdern in einer Firma verglich. Als er über den Stand der Digitalisierung in Heroldstatt mutmaßte, stupste eine Frau ihren konzentrierten Mann an: Das ist doch peinlich oder? Dabei sagte der unkonventionelle Mann mit afrikanischer Frau auch gerade für Ärmere Leute wichtige Dinge wie „Der ÖPNV ist manchmal zu heulen.“ „Eine Wohnung in Heroldstatt zu bekommen ist schwierig, gerade für alleinerziehende Mütter.“  Wichtig sei ihm ein Bürgermeister der Tat und nicht der Worte zu sein. Den anderen zu Dienen. “Service an der Gesellschaft.”Seine Rede war noch kürzer als die von Weber und man hoffte auf eine aussagekräftigere Fragerunde.Leider waren viele Bürger auch ihm gegenüber respektlos und lachten.

Fragerunde mit beiden Kandidaten

Die erste Frage von Kurt Eggert zeigte, dass es für einen Redner die erste Pflicht ist sein Publikumzu kennen. Eggert fragte beide Kandidaten ob sie als Bürgermeister siezen oder duzen wollen?Drews meinte er habe kein Problem zu duzen und auch kein Problem zu siezen, dass entscheide der das Gegenüber. Weber antwortete seine Erfahrung habe gezeigt das es besser sei beim Sie zu bleiben. Da es immer möglich sei, dass man als Bürgermeister für das Gegenüber unangenehme Entscheidungen zu treffen habe. Eine riesen Lücke in den Reden beider offenbarte dann Pfarrer Knöppler: Ob wirklich beide die Kirchen als Körperschaft des öffentlichen Rechts aus dem Miteinander ausschließen wollen, da diese nicht erwähnt worden seien. In aller Allgemeinheit ruderten beide integrativ zurück.Hörbar Weber bekam für seine Antworten mehr Applaus.Dann fragte Eggert erneut: Würden sie bei einem Sieg auch für den Kreistag kandidieren?Drews meinte nun zur allgemeinen Erheiterung: „Nein, ich bleibe in Heroldstatt.“ Das man Kandidatur für den Kreistag und Bürgermeisteramt auch verbinden kann, schien er nicht zu wissen.Das seine Antwort nicht nur in Sachen Selbstsorge eines nicht verwaltungserfahrenen Bürgermeisters gar nicht so schlecht war, offenbarte nun aber ein Bürger mit der nächsten Frage.

DSC03197
Andreas Kuhn vom Alpakadreams stellte konkrete und ironische Fragen beispielsweise zum Tourismus und den Grenzen von Worten wie miteinander und bürgernah

Zwischen Interessenwahrung und  Demokratie?

Er meinte er fände es schade das hier nur Bürgermeister im Kreistag sind und die anderen hätten keine Chance. Schließlich wurde die Demokratie ja auch einmal als System der vielfältigen Verteilung von Macht ausgeprägt.Weber wolle auf jeden Fall kandidieren. Auf eine Partei, für die der parteilose in das Parlament wolle, lies er sich noch nicht festlegen.Die Frage nach der Bevorzugung von Heroldstattern bei Plätzen im Gewerbegebiet überforderte Drews inhaltlich.Weber gab sich weiterhin sachkompetent und allgemein. „Das Verhältnis von Auswärtigen und Einheimischen muss gemeinsam verhandelt werden.“ Wie lange die Kandidaten gedächten in Heroldstatt zu bleiben, fragte ein Bürger in Hinsicht auf die Verwaltungskarriere Webers.Der sagte er habe sich bewusst für eine kleinere Gemeinde entschieden, langfristig und mit ganzer Gemeinde.“Karrieresprungbrett hätte geheißen sich in einer größeren Kommune zu bewerben“, so Weber.Ein Mann fragte nach dem Sinn der Ämterhäufung: Weber meinte die Kreistagsmitgliedschaft sei wichtig für die Interessenwahrung Heroldstatts. Es könne aber auch ein Gemeinderat in den Kreistag gehen. Andreas Kuhn: Fragte Weber bei den großen Worten zur Bürgernähe etwas ironisch ob man in Heroldstatt bei seiner Wahl mit regelmäßigen Bürgerentscheiden zu rechnen habe. Der Verwalter meinte: Die Transparenz müsse steigen, dafür gebe es als Mittel den Heroldstattbote und Bürgerversammlungen.Ein letztes Beispiel dafür wie gut die Kandidaten in ihr designiertes Dorf eingearbeitet waren waren die Antworten auf die Frage wo sie Heroldstatt nach acht Jahren sehen. Drews: Ihm sei wichtig das Heroldstatt weiter gekommen sei. Weber meinte: Grundschule muss saniert sein,Breitband für die Wirtschaft bereitgestellt sein, Heroldstatt und sein Dorfkern müssen in Landessanierungsprogramm aufgenommen sein, die Innensanierung soll auf einem guten Weg sein und die Nahversorgung ausgebaut.Der Vorsatz von Drews den Menschen zu dienen, lässt sich leider nur umsetzen, wenn man zu ihnen kommt und aktiv an ihren Sorgen, Befindlichkeiten und Interessen teilnimmt.Da hatte Weber ganz klar die Nase vorn. Jürgen Erb, der Sohn vom Sonnenwirt in Sontheim meinte zur Einigkeit: “Die Heroldstätter sind schwierig da wird es immer Sontheim und Ennabeuren geben, wenn nicht offiziell dann inoffiziell.” Als einer der letzten Anwesenden bespricht Weber  die Quoten von Einheimischen und Auswärtigen im Gewerbegebiet mit Gemeinderat Frenzel. Zu Herrn Drews kommt eine alte Heroldstatteri,n drückt ihm die Hand und meint: „Sie hot ma im Dorf auf no nie gsea.“ Manche Dinge ändern sich, manche dem Anschein nach nie.

DSC03202
“Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen; der Staat muss untergehn, früh oder spät,wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet”(Friedrich Schiller, Demetrius)