Afghanistan

Oder der Krieg der Minderheiten

Mit der Invasion sowjetischer Wehrpflichtiger aus Usbekistan, Tatschikistan und Turkmenistan im Winter 1979 kam Afghanistan erstmals in den medialen Fokus in Deutschland. Anders als der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses Norbert Röttgen aber nahegelegt hat(Maischberger von 19.08) war der russische Angriff keine reine Einverleibungsaktion zur Vergrößerung des Territoriums der Sowjetunion. Seit 1968 waren in Afghanistan kommunistische Zellen entstanden die die Russen 10 Jahre später von Außen beim Umbruch unterstützen wollten.

Der Widerstand des Paschtunwali?

In den 80er Jahren wuchs der Widerstand seitens der stammesgesellschaftlich organisierten Muslime an.
Die ebenfalls muslimischen Truppen der sowjetischen Invasoren liefen reihenweise über und tauschten Erzählungen nach ihre Kalaschnikov gegen den in Moskau unerschwinglichen heiligen Koran ein.
Es war die Zeit in der Bin Laden, Mullah Omar, Mullah Baradar und Gulbuddin Hekmatyar und Abdullah Abdullah als Mudschhahedin, also Islamische Gotteskrieger bekannt wurden.

Pakistan madrassa

Der Attentäter Bin Laden, der offizielle
Grund für die Amerikanische Afghanistan Intervention ist ja in Pakistan niedergestreckt worden.
Dieser durch das britische Empire entstandene Islamische Staat ist schon durch die Feindschaft zum ungleich größeren und stärkeren Indien überdurchschnittlich hochgerüstet. Zu Beginn der islamischen Kampagne gegen die Kommunisten unterstütze der pakistanische Geheimdienst ISI
Die Hisb e islami von Gulbuddin Hekmartya. Als es dem, wegen opferreichen
Raketenangriffen auf die Hauptstadt,
als Schlächter von Kabul getauften, trotz brutalster Gewalt und großer Unterstützung auch durch die USA
nicht gelang das Land unter seine Herrschaft zu bringen, setzten die
Pakistani auf die Taliban. Diese gelehrigen Schüler des Wahabismus wurden meist in pakistanischen privaten Schulen ausgebildet und galten deshalb als treuer als die höchst eigenständigen Kriegsherren, die zwar der Islam verbindet aber oft Stammesherkunft, Konfession und materielle Interessen trennen.

Armut und Bevölkerungswachstum

Laut Wikipedia hatte Afghanistan 1950 noch 7,7 Millionen Einwohner heute habe es 33,7 Millionen. Das heißt in den letzten 70 Jahren ist die Bevölkerung um den Faktor Vier gewachsen. Andererseits ist die schiitiche Minderheit der Hazara, dem turko-mongolischen Volk, dem auch der Eroberer Dschengis Khan entstammte seit dem 19. Jahrhundert geschrumpft. Auch heute werden sie am häufigsten Zielscheibe von Anschlägen sunnitischer Seite von Taliban bis IS. Das Volk ist verarmt, die Armutsrate liegt nach manchen Berechnungen bei 90%. Hunderttausende haben in den letzten Jahren das Land verlassen. Es gibt laut Medico international
2,7 Millionen Afghanische Flüchtlinge.
Neben dem Krieg, der auch 2,6 Millionen Menschen im Landesinneren in die Flucht getrieben hat, ist die Perspektivlosigkeit der Hauptfluchtgrund.


Ein Schweizer Modell?

Das Gebiet das ja heutzutage im Westen als Symbol des Religionskrieges gilt, hatte vor der Gründung des Nationalstaates Afghanistan kaum ethnisch-religiöse Konflikte. Erst als mit Hilfe der Briten die Paschtunen 1801, als mit heute 40% des Bevölkerungsanteiles, größte Gruppe das Land nach sich- Afghanistan heißt Land der Paschtunen benannten. Erinnerten sich auch Tatschiken, Abkömmlinge der arabischen Eroberer, Hazara, Usbeken und Turkmenen an die Erzählungen von Chorusan dem Land, welches alle Stämme in einer starken aber die Wurzeln anerkennenden persischen Föderation vereinigte.
Weder Briten, noch Sowjets und auch die internationalen Vertreter der politischen Gier-Dynamik, die USA haben es nicht geschafft Religion und Kultur des wehrhaften Bergstaates zu
dirigieren.

Logik des Eigeninteresses

Nicht mit Ideologie, nicht mit Waffen, nicht einmal mit Anreiz auf finanziellen Gewinn. Nun kommen
Inder, das erste Mogul Reich wurde von Babur aus Chorusan schon im 16. Jahrhundert erkämpft. Die Chinesen, auch hierzu gibt es eine Grenze und die Türken, die durch Islam und turko-mongolische Abstammung verbunden sind. Es bleibt zu hoffen die institutionelle Neuvermessung
des Landes berücksichtigt, dass der alte Imperialismus sich überdehnt hat,
und eigentlich auch die Folgen zu tragen hätte. Es wäre die Aufgabe des
Ungehorsams der Zivilgesellschaft in Amerika und Europa, die Eigenlogik der parlamentarischen Demokratien zur Abschottungspolitik zu skandalisieren.

Die Schwachen tragen die Last

Gerade vor den Wahlen in Deutschland.
Die Europäer sind in der bedingungslosen Solidarität zur amerikanischen Politik und ihren Umfragewerten migrationspolitisch gefangen. Die Taliban wollen Sieg und internationale Anerkennung. Den anderen der Regierung Ghani, und den lokalen Gebietsfürsten geht es ums reine Überleben. Ein Krieg aller gegen Alle droht nach dem scheinbaren Wegfall des gewaltsamen Hegemons. Die Schwachen und Friedfertigen, dass ist das tragischste werden zwischen Kabul, Masrar I Sharif und Kandahar darunter zu leiden haben. Und auch bei uns sind seit 2016 viele Arme schon so frustriert, daß sie die Migranten als Konkurrenten um das immer knapper werdende Überlebensgeld ansehen.Anis Amri war uns näher: Seit 2016 sind laut Medico 1035 nach Afghanistan geflogen, Flüge in Elend oder Schlimmeres.
WIR MÜSSEN UNSER LEBEN ÄNDERN.

Worterklärung: Der Paschtunwali ist der traditionelle Ehrencodex der Paschtunen. Seine erste Regel ist es anderen Paschtunen auch jenseits der eigenen territoriale Grenzen zu Hilfe zu kommen

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