Musikverein Sontheim begrüßt den Frühling konzertant mit “Seelen- Mond- und Märchenflügen”
D’ Jonge:

Schon der Titel des diesjährigen Frühjahrskonzerts “wo Himmel und Erde sich berühren” machte Anleihen in der romantischen deutschen Dichtung. Wer aber dachte eine abgeflachte Version mit Bullerbü- und Kraut- und Rübenhof-Romantik, von einer Provinzkapelle präsentiert zu bekommen; hörte, spätestens bei dem Duett,von Cornelia Hoffmann, mit einer Nachwuchsflötistin auf. “Sing Dudeldei, Sing Dudeldei” schoss es da ins Mittvierzigerohr, denn der schwedische Katult-Hof,wo Michel mit Ida und Co. seine vielbestraften Späße trieb, war der Sehnsuchtsort, vielleicht auch von Rene Zäh, der auch als Pimpf von Zehne, im MV Sontheim seine steile Musikerkarriere antrat. Und nicht ohne Anklänge an Pippi, die andere “Tochter” der Lindgren, sah man im mucksmäuschenstillen Auditorium der Berghalle, auf die Zöpfe der mutigen Nachwuchsflötistin, deren Name wohl schon dem Mythos halber “in der Dämmrung Hülle”,verborgen bleiben muss. Ein Seelenflug der in einem gemeinsamen Lied mit der großen Jugendkapelle geborgen und tonschön umhüllt endete.
D’ Alde:

Der Titel des ersten Liedes der Erwachsenenkapelle des Musikvereins”Also sprach Zarathustra” versprach sogar dem Philosophen feste Geistesnahrung. Da die Kapelle aber viele ehrenswerte Glieder auszeichnen wollte, und ihr Thema ja die Frühlingslüfte waren, blieb es bei einem, gerade beim tiefen Blech und der Percussion; wirkungsmächtig vorgetragenen gleichnamigen Titelsong des Kubrick-Klassikers 2001-Odyssee ins Weltall. Mit dem BW-Landesvater gesprochen: “Hallo chapeau, da habt ihr einiges geleistet.” Ein Zaininger Musikant, dessen Sohn, sein Herz buchstäblich an eine Sontheimer Musikantin verloren hat, war, gerade über das nachfolgende traumwandlerisch, genussvoll und technisch souverän vorgetragene “Mary Poppins-Meddley, voll des Lobes. Mit ihrer mittlerweile gewohnten schwäbisch lieblichen Stimme und ihrem informierten Charme, erweiterte Moderatorin Sonja Hilsenbeck das musikalische Universum des spacigen Abends um eine bedeutsame, einordnende Dimension.Doch nach dieser opulent instrumentrierten musikalmalerischen Darstellung der märchenhaften Reise-Minimalistin Mary Poppins, die laut Hilsenbeck,nur Schirm und Koffer braucht, um die Kinderherzen höher schlagen zu lassen, zeigte der ambitionierte Verein mit “Cassiopaia” auch ein Händchen für die sternenklar stillen und nachtmeerfahrttiefen Töne des Alls.
D’ Jonge ond d’ Alde:

So waren es auch der Himmel und sein silberner Erdtrabant Mond; die in einem gelungenen familiären Spagat, die Solo-Sängerin, Franziska Pflügner, die im Vortrag von “Sternenhimmel”, den Himmel fragte “kann denn Liebe Sünde sein?” und den Vater Volker Pflügner mit seinem urdeutsch-melancholischen “Friedensgebet” aus Mörickes “der Mond ist aufgegangen” versöhnten. Geistesgegenwärtiger- oder perfekt inszenierter Weise komplettierte der evangelische Pfarrer,die entfallenen Dichterworte Pflügners: “Verschon uns Gott mit Strafen…”
Pfarrer-Knöppler-frisch aus dem Heiligen Land eingeflogen-(Wie aus der Pistole geschossen): “…und lass uns ruhig schlafen und unsern kranken Nachbarn auch.”Bei diesem fulminanten Auftakt, der sowohl stilistisch als auch konzertant und nicht zuletzt konzeptuell Glanzlichter parat hielt freut man sich auf die kommenden Konzerte des gutvernetzten Vereins. Wie das Doppelkonzert mit den Musikanten aus Gutenberg bei Münsingen und natürlich das Römersteintreffen.Und die eigeneb Worte des Dirigenten der Hauptkapelle hallen noch immer nach. “Musik soll die Herzen berühren und nicht im Verstand stecken bleiben.” Hallo Chapeau.Da habt ihr einiges geleistet.

(Daniel Baz, 08.03 Weltfrauentag)