
Dohanna langts mir
Wenn Annelore Baz geborene Zäh nachdem sie wie immer um 14 Uhr mittags den Laden aufgeschlossen hat und sie zu der Tür mit Schelle rein geht, könnte man meinen öfter einmal diesen Klang hören zu wollen. Denn es kommen Mittags manchmal bis zum Ladenschluss um 17.30 Uhr nur drei Leute und davon die meisten zum „schwätza.“ Kurz und klar, der Laden lohnt sich schon lange nicht mehr, aber was machen mit den ganzen Sachen darin? „Die meisten Kunden sind schon gestorben“, meint die trotzdem heitere Ladeninhaberin. Und die anderen kommen nicht mehr, seit es kein frisches Obst und Gemüse aus Stuttgart mehr gibt.Corona und Emma bringts tuen ein Übriges. Stuttgart ist Annelore´s heimliche Liebe, dort hat sie einst im Krankenhaus gearbeitet, als Diakonische Helferin für 60 Mark, dass erzählt sie gern. Und meistens fügt sie dann noch hinzu „Ha ihr hend jo gar koi Ahnung.“ Dann als Blumenverkäuferin bei der Großgärtnerei Kölle, wo sie schon einiges für den späteren Albladen gelernt hat. Erst ab 1976 bediente sie in dem damals noch anders strukturierten Laden Seite an Seite mit ihrer Mutter Marie Zäh. Annelore hat Blumen und Gestecke in den Laden gebracht und wohl auch eine erweiterte Kundenschaft.Mittlerweile sind die Nudelregale abgebaut, es gibt nur noch Dekoartikel, Töpfe, ein noch ansehnliches Sortiment an Fäden und Bändern und Schulhefte. Immer noch und vielleicht noch mehr ist der Laden eine Oase der Vielfalt in es sich, zumal mit einem Original der urspünglichen Ortsmitte Sontheims als Bedienung zu Reisen lohnt. Nur Zeit sollte man mitbringen, denn auch wenn Annelore das neudeutsche Wort vermutlich nicht einmal kennen dürfte, ist Entschleunigung hier im Schwang.

Wie alles anfing
1908 als Schwester Marie Zäh´s geboren wurde übernahm ihre Mütter Marie Hirning den Lebensmittel und Kurzwarenladen in der Weberstraße 17 von Leuten die weggezogen sind.Man muss laut Annelore wissen: „Damals nähten die alten Weiber noch in der Winterszeit Hemden und Jacken für sich und ihre Leute. Oma´s Laden war nur ein kleiner Flecken des jetzigen imposanten Ladens, hinten wo einst die Weinflaschen standen, nun es ist gerade mal vier Jährchen her. Oma hatte acht Kinder und kochte nebenher jeden Tag für fünf Leute. Damals starb man noch an Diphterie, in diesen ersten Sommertage atmen die Atemwege auf. Ihr Omas Mann war Schneider, ohne ihn hätte es vom Geld her mit dem Laden nicht gereicht, damals gab es noch zwei andere Läden im Dorf, also in Sontheim, Heroldstatt war damals noch Zukunftsmusik. Mit 20 übernahm Oma Marie Hirning den Laden. Mit 80 übergab sie den Laden an ihre Tochter Marie Zäh, das war 1968. Spätestens 1976 waren Kurzwaren im Laden schon nicht mehr aktuell. Den Schrank auf dem die Kurzwaren seit 1908 standen hat Annelore immer noch in der zur Kühlung vorgesehenen alten Garage stehen.”Was ma hot, des hot ma. ” Durch ihre Erfahrungen bei größeren Gärtnereien, fügte Annelore nun das Konzept eines Blumen- und Geschenkeladens zum bestehenden Lebensmittelladen hinzu.In den Jahren von 1976 bis 1996 lief der Laden sehr gut.
Generationsbruch anno 1996
Dann gab es mit dem Versterben der langjährigen Inhaberin Marie Zäh zu einem Bruch. „Am Donnerstag stand Marie noch im Laden, eine Woche später, war sie nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt, schon tot. Den Stress der Stoßzeiten früher, will die 74 Jährige Annelore nicht mehr, langsam leert sich auch der Laden. „I hoff halt, dass no baar Leit kommad, i hau jo immer no scheane Sache“,sagt sie ein bisschen stolz, ein bisschen traurig und ein bisschen beleidigt,denn mittlerweile kommt trotz der kurzen Öffnungszeiten und der Werbung im “Blättle” fast niemand mehr. Bis August will sie noch aufmachen. Vielleicht kommt ja jemand mit dem 9-Euro Ticket, dann wäre wenigstens die Anreise billig genug, denkt man etwas konsterniert.
Di von 14-17 Uhr
Do von 14-17 Uhr
Sa. von 9-12 Uhr
Adresse Heroldstatt-Sontheim, Weberstraße 17,72535 Heroldstatt, in der Alten Ortsmitte direkt gegenüber von Kirche und Backhaus
Apropos am 26. und 27. ist
ebendort das Sontheimer Backhausfest mit Blasmusik, Bauernbrot, Zwiebelplatz und Kümmichwecken aus dem Holzofen und vielen kulinarischen Akzenten mehr
Annelore Baz im Garten
Link: http://dorfladen-netzwerk.de/