Ich bin der Falke im Sturm der den König sucht. "Ich lebe mein Leben in sich weitenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn,
Den letzten, ich weiß nicht ob ich ihn Vollbringe, aber versuchen will ich ihn
Ich kreise um Gott um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang und ich weiß nicht, bin ich eine Falke, ein Sturm, oder ein großer Gesang" (Rilke)
Mistral-Wind, du Wolken-Jäger, Trübsal-Mörder, Himmels-Feger, Brausender, wie lieb ich dich… (Friedrich Nietzsche, An den Mistral Strophe 1, erster Teil)
Ich habe als ich meinen Vater, Samstagmorgens, von Blaubeuren geholt hatte, meinen Schlüssel verlegt. Dummer Weise hatte mein Vater seinen Rucksack inklusive Geldbeutel darin. Ich suchte und suchte, bis es 12.30 Uhr schlug. Um 13.05 Uhr hatte ich einen Termin. Mein Vater wollte das ich ihn mit meines Bruders Auto heim fahre. Ich war etwas widerwillig, da ich unsicher war meinen Termin, zum Singen von „Oh happy day“ auf einer Hochzeit, noch zu schaffen. Ich schaffte es, fand aber daheim abermals meinen Schlüssel nicht, und so entfiel der nächste Termin, die Chorprobe ebenso. Von dem Ausmaß der Unauffindbarkeit des Nutzraum öffnenden Teiles entgeistert, fing ich an mein Zimmer aufzuräumen, und machte beim anderen gleich weiter. Die Stunden vergingen bis zur Abendbrotzeit und der Schlüssel war noch immer in der Unauffindbarkeit vergraben. Ich ließ in los und preiste Gott, die Zeit in Ruhe und dem Aufklären von Raum. Welch ein Geschenk nicht wegzukönnen, nicht umhinzukönnen, die Schichten des Vergangenen zu sichten, zu lichten und umzuschichten. Welch ein Gefühl für Themen Fächer geschaffen zu haben und die Fächer sich füllen zu sehen. Welche eine Gunst sich selber transparent zu werden in Ordnungsystemen, das Unverfügbare stehen oder liegen lassen zu können, dazusitzen und den Schlüssel zu kontemplieren mit der Parabolschüssel des ruhigen Empfangens. Und dann sich zu lösen, hinabdösen zu lassen in den Traumraum im Wissen um die Geborgenheit auch im Ohne-Schlüssel-Raum in gewienerter Weisheit. Am nächsten Morgen aufzustehen glaubend an die eigene Verbundenheit, den Lift nicht im Telefonbuch findend, das kaputtelnde weiße Handy anzuschmeißen und es die Telefonnummer ausspucken zu sehen. Sieg der Kooperation. Glucksend vor Glück. Saved by rock´n´Roll. Auf seligen Sohlen zum Abholplatz laufen und Räder bekommen ohne Schlüssel-Macht und breitlatschigen ökologischen Fußabdruck. Und dann dankbar wandernd, längs der einmarschierenden Wolkenmassen, mit den Winden drehend, blau vom Blau, licht vom Licht, ganz Sang, ganz Tanz ganz Abglanz vom Glanz der sich eintrübenden Welt. Die letzten Sonneninvasionen wirklich aufsaugend, des Hutes ledig ob der stürmenden Strömungen in denen er nun ästhetischer Anzeiger der wuchtig wühlenden Winde wird.Windwilden Blättern auflauernd wie ein Fischer, doch auch hier ist nichts von ereignishaftem Stellenwert je zu stellen, zur Stelle sein empfiehlt sich trotzdem. Bei den ersten Salven der lange versammelter Wolkenheere bin ich schon fast in der rettenden Schlüssel-Burg. Die Sicherheitsmenschen haben schon wieder Stunden lang gesucht. Ich schäme mich etwas, dass ich indirekt zu solchen Obsessionen Anlass gebe. Ich sage ihnen gegenübefr von der Natur gestärkt: Wie man keine Freundin findet, so man eine sucht, so findet man auch nicht ohne schwingungsfähige Gelassenheit je eine Schlüssel. Und einen Text sollte ich, obwohl ich ja abends als der Friedensabend war noch immer immobil war, auch noch schreiben. Dann schreib ich halt über den zeitweiligen Schlüsselverlust. Und das Gedicht was ihn mich tragen lässt.
In Ermangelung eines Beamers im Haus zeichnete der findige Andreas Zumach selbst eine Karte auf den Flip Chart
Gefährliche Konflikte um das Wasser aus Tibet
Die Ulmer Regionalgruppe der Tibet Initiative Deutschland hatte zu dem Vortrag vom Korrespondenten am Hauptsitz der UNO in Genf Andreas Zumach geladen. Eine kleine Gruppe von 20 Interessenten fand sich im Ochsenhäuser Hof in Ulm zusammen. Zumach der wie immer mit seinem Faltrad zum Vortrag kam wurde von Sonia Putz vorgestellt, die darauf aufmerksam machte, dass die Zahl der Selbstverbrennungen von Tibetern aus Protest gegen die chinesische Unterdrückung 2018 enorm gestiegen sei. In der Region zwischen Indien, China und Russland lebten 1,8 Millionen. Gleichzeitig gebe es doch sowohl im deutschsprachigen, als auch im englischsprachigen Raum kaum Journalisten. Auch traue sich keine der großen Wirtschaftsmächte die Region anzusprechen. Nicht Trump und nicht die EU. Beide, so Zumach hofften auf Großaufträge, denn in Tibet befände sich nicht nur die größte Seenfläche der Welt, sondern hier entsprängen auch die neun wichtigsten Flüsse Asiens. Als erstes der Yarlung Tsangpo, der in 3200 Meter Höhe in der Nähe des den Tibetern heiligen Berges Kailash entspringt und wegen seines hohen Flussgefälles ideal zur Gewinnung von Wasserkraft geeignet ist. Auf indischem Gebiet wird er Brahmaputra genannt und ist nicht nur der wasserreichste Strom Asien´s, nein er führt alleine mehr Wasser als die anderen neun Flüsse. Zweitens der 2170 Kilometer lange Irawadi.Drittens der Salween, tibetisch Lancongjiong, der nach China, Thailand und Burma fließt.Viertens der Mekong, der nach Laos und Vietnam fließt.Fünftens der Jangtsekiang, der lange Fluss, der nach 6380 Kilometern ins ostchinesische Meer mündet.Sechstens, der Ganges, der heilige Fluss Indiens.Siebtens der Indus, der fast gang Pakistan durchfließt. Achtens der Sutlej, ein Nebenfluss des Indus. Und neuntens der gelber Fluss, als der zweitlängste Fluss Chinas.Wie auf traurige Weise bei der Räumung des von Umweltaktivisten besetzten Hambacher Forstes auch hierzulande zu sehen war, berichtete Zumach, führten Erschließungen von Rohstoffen immer wieder zu Konflikten.Der Journalist prangerte es als skandalös an, dass in Zeiten des Klimawandels und des Pariser Abkommens, RWE immer noch Kohlevorkommen anzapfe und ein Journalist dabei ums leben gekommen musste um die Zerstörung eines der ältesten Wälder Deutschlands zumindest zu unterbrechen.Auch im Himalaya mit Berglandschaften von 500 bis 8000 Meter Höhe gebe es wertvolle Nadelholzwälder, klimawichtige alpine Gletscher und Seen. Die 18000 Gletscher spielten eine zentrale Rolle für den hydrologischen Kreislauf.
Ausbeutung: Widerstand zwecklos
Das Gebiet sei die zweitgrößte Wärmesenke(Landschaft die thermische Energie aufnimmt und wieder abgibt) der Welt nach dem Nordpol. Heute seien die tibetischen Gletscher bei einer Temperaturerwärmung die dreimal höher als die globale Durchschnittserwärmung sei schon zu 20 %, in manchen Gebieten 40 % abgeschmolzen. Fünf der neun Flüsse aus Tibet, gehören zu den bedrohtesten der Welt. Auch das Luftzirkulationssystem verändere sich, dieses beeinflusse auch unsere Gegend. In allen Quellen seien die Chinesen als Hauptverursacher genannt. Dafür das manche Gletscher ganz schwarz seien, so räumte Zumach ein, sei auf der indische Ausstoß mitverantwortlich. Die Wasserqualität des Brahmaputra leide aber auch an der rücksichtslosen Ausbeutung von Zink und Goldvorkommen der Chinesen; welche die giftigen Flüssigkeiten die dabei entstünden in den Fluss leiteten. Wer protestiere werde vertrieben oder umgebracht. Wasser sei für Indien und China ein großes Thema zur Energiegewinnung. Heute seien 140 Staudammprojekte, die meisten in China in Planung.Der drei Schluchten-Staudamm staut den Jiangtsekiang und beherbergt mit 22.4 Gigawatt bisher das leistungsfähigste Wasserkraftwerk der Welt. Er wurde durch eine Flutkatastrophe im Jahr 20000 bei der 30000 Menschen obdachlos geworden seien bekannt. Auch jetzt seinen wieder Risse im Staudamm gesichtet worden.Ein Ex-EU-Diplomat in China zog die Gefahr in Zweifel: Die Chinesen hätten gerade Gestein vom Mond auf die Erde gebracht, da seien sie auch fähig Risse im Damm zu stopfen. Sein Wort in Gottes Ohr.
Mehrheitlich Frauen interessierte das brisante Thema
Anderen das Wasser abgraben
Projekte anderen das Wasser Dämme abzugraben kenne man von der Türkei. Das Vorhaben die Flussrichtung des Jarlung Tsangpo auf rein chinesisches Gebiet umzuleiten gewinne aber eine nie dagewesene Dimension. Gerade auch weil der „Tsangpo“ im strategisch bedeutsamen Gebiet zwischen Indien, China und Russland liege. Es gebe jetzt schon einen Konflikt zwischen Indien und China. Auch wenn die Menschenrechtsverletzungen in Tibet nicht Thema des Referats seien, so stünde doch die internationale Unterstützung der Zivilgesellschaft für Selbstbestimmung des tibetischen Volkes und die Einhaltung der Menschenrechte in Tibet in einem scharfen Widerspruch zu Chinas Interessen. Ein eingestehen der Rechte für die Tibeter, bedeutete für das chinesische Großreich, ein Signal für die zig anderen Minderheiten es den Tibetern in ihren Abspaltungsbestrebungen gleich zu tun. Geopolitisch gesehen hat China mit der Eroberung Chinas, ob es nun seit hunderten Jahren unter der Vorherrschaft Chinas stand oder nicht sein Territorium um 25 % erweitert und die neun Flussursprünge unter seine Herrschaft gebracht. Da die Flüsse auch ihre Nachbarn, vor allem Indien als Babyboomer-Staat versorgen, drohten militärische Konflikte um Wasser. Indien und China hätten beide enormes Interesse an Wasser. Indien setzt bisher auf Kohle. China auf Öl und Kohle. Die Staudammprojekte seien jeweils zum Schaden des anderen.Die Staatschefs verhandelten zwar, weigerten sich aber Verträge abzuschließen.Es gebe bestenfalls Notfallpläne für den Fall der Katastrophe, bei den hochriskanten Riesenprojekten. Der größte chinesischerseits geplante Staudamm solle sage und schreibe 38.5 Gigawatt Strom produzieren, fast das doppelte des drei Schluchten-Staudammes. Da erinnert man sich an die wahnwitzigeAktion Tschang KaiTschekseinen Staudamm zu fluten um das japanische Heer aufzuhalten, die eine Million Menschen das Leben gekostet haben soll. Seit 2015 gibt es eine UN-Konvention über Rechte an grenzüberschreitenden Flüssen. Angesichts der virulenten Gefahr, das die zwei Atomwaffenmächte Indien und China sich in den nächsten 20 Jahren militärisch begegnen, sollte sich eine breite zivilgesellschaftliche Bewegung für die Einhaltung der UN-Konvention bilden.Der demographische Druck käme dabei schärfer aus Indien, das China 2030 in der Anzahl der Einwohner überholt haben dürfte.
Der EU-Diplomat bereicherte die Debatte um China positiver gesinnte Argumente
Was kann die internationale Gemeinschaft tun?
Die Zeit in der Deutschland ein Vorreiter in der Klimapolitik war sei längst vorbei.Von Merkel würden große Worte geschwungen, in Wahrheit herrsche eine große Diskrepanz zwischen Sein und Schein. Die Verhandlungssituation des Nordens, der bisher 80 % der Klimaschäden verursacht habe sei denkbar schlecht. Man könne die Länder Südostasiens nur erreichen wenn man mit gutem Beispiel voran ginge. Auf der bahnbrechenden Klimakonferenz deren konkrete Ziele laut des EU-Diplomaten durch China ermöglicht worden seien, wurde eine Messlatte beschlossen. Bis 2050 muss der globale Ausstoß von CO2 um die Hälfte der Werte von 1990 gesenkt werden. Das käme in Deutschland einer Pro-Kopf-Senkung des Ausstoßes um 80 % gleich. Schaut man sich die Tendenzen an, käme das einer Revolution in Konsum, Ernährung und Mobilität gleich.Der persönliche ökologische Fußabdruck, den man im Internet errechnen lassen kann gibt eine herausfordernde Orientierung wie groß die Lücke zwischen unserem persönlichen Ausstoß und der Nachhaltigkeit für den Planeten ist.Auch Australien und Kanada seien keine Klimavorbilder, auch nicht Brasilien.Ebenso sei die hinduistisch-nationalistische Partei in Indien an der Macht, die kein guter Verhandlungsführer mit China sei.
Von Links: stellv.Bürgermeister Rudolf Weberruß, stellv. Bürgermeister Dietmar Frenzel, Kandidat Michael Weber, Kandidat Peter Drews
Peter Drews und Michael Weber stellten sich vor 700 Menschen in der Berghalle vor
Der stellvertretende Bürgermeister Rudolf Weberruß durfte zur öffentlichen Kandidatenvorstellung in der Berghalle Heroldstatt rund 700 Bürger des 2900 Einwohner Dorfes begrüßen, mehr als erwartet. Vielleicht hatte die lange Hängepartie um den erkrankten Ex-Bürgermeister Ulrich Oberdörfer die Heroldstatter wachsamer gemacht was die Wahl des nächsten Bürgermeisters anbetrifft.Einige äußerten sich etwas enttäuscht, das am 10.September nur zwei Kandidaten zur Wahl am 30.September zugelassen wurden. Der Ablauf des Abends war so geplant: Zuerst haben beide Kandidaten nacheinander 30 Minuten Zeit sich vorzustellen. Bei der Vorstellung des einen Kandidaten, musste der andere Kandidat den Saal verlassen und wurde von Gemeinderat …Frenzel in einem Raum im Untergeschoss gebracht. Nach den Vorstellungen war Zeit für Fragen aus der Bürgerschaft eingeplant.
Verwalter oder Gestalter fragte sich die Schwäbische Zeitung im Kommentar von Johannes Rauneker
Michael Weber: Miteinander, transparent, respektvoll
Den Beginn machte Michael Weber, seinen Lebenslauf machte er mit Verweis auf die von ihm schon seit Wochen im ganzen Dorf ausliegenden Flyer kurz. Er sei 41 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, er sei Diplom-Verwaltungswirt und arbeite seit 16 Jahren in der Verwaltung.Bei seinen Hausbesuchen und Auftritten in Heroldstatt, habe er sich die Frage gestellt was die Heroldstätter eigentlich von ihrem Bürgermeister wollen. Und er habe Antworten gefunden. „Die Bürger von Heroldstatt haben mir klar gemacht das sie einen Bürgermeister wünschen, der sich durchsetzt, Ziele verfolgt und diese umsetzt.“ Danach stellte er fest, diese Ziele seien nicht nur gerecht, nein sie entsprechen auch seinen eigenen Vorstellungen von einem Bürgermeister.Dann zitierte er eine Laudatio bei der Verabschiedung des langjährigen Bürgermeisters von Heroldstatt Karl Ogger. Dort hieß es laut Weber Ogger habe eine gesunde Hartnäckigkeit und einen eisernen Willen gehabt und dies nicht im Widerspruch zum Bürgernähe. Und dann bekräftigte er nochmals in seinen Worten, diese Gemeinsamkeit zwischen ihm und der von ihm bisher kennengelernten Bürgerschaft. „Autorität muss auf Respekt beruhen, nicht auf Kumpelhaftigkeit.“Konstruktives Miteinander und Vertrauen stünden auf der einen Seite, Disziplin auf der anderen.Die Leute waren angetan, aufmerksam, der Saal war still. Eine Schwierigkeit sei für ihn, zuletzt als Sachbereichsleiter für Familie, Bildung und Kultur in der großen Kreisstadt Mössingen, gewesen Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Mössingen sei ihm zu groß, zu wenig bürgernah gewesen, die Tätigkeit davor als Hauptamtsleiter in Trochtelfingen, einer ebenso wie Heroldstatt, industriell geprägten Gemeinde, sei vergleichbar mit der Herausforderung in Heroldstatt.
Mehr Verantwortung übernehmen in Heroldstatt
Er sage es klipp und klar: „Ich will mehr Verantwortung übernehmen und mehr Entscheidungen treffen.“ Die Entscheidung Bürgermeister werden zu wollen, sei schon gefallen gewesen, während der Besuche in potentiellen Orten, sei ihm und seiner Familie Heroldstatt durch die gute Infrastruktur und das Erscheinungsbild aufgefallen.Die Entscheidung sei dann aber vom Bauch aus gefallen, nachdem „klasse“ Hock in Ennabeuren, als er gesehen habe das die Heroldstätter auch gut feiern könnten. Weber nimmt alle paar Minuten einen Schluck Wasser, sorgt anscheinend gut für sich. Er versteht es aber auch zu zeigen, dass er sich bestens mit dem Dorf seiner Begierde vertraut gemacht hat. „Heroldstatt hat in der Region an Einfluss verloren, zum Beispiel mit dem Verlust des Vorsitzes in der Albwasserversorgung.“ Er wolle sich gern einvernehmlich dafür engagieren, dass der Vorsitz wieder nach Heroldstatt kommt, und natürlich kandidiere er auch für den Kreistag.Und auch in Bezug auf das interkommunale Industriegebiet in Merklingen werde er konsequent die Interessen Heroldstatts vertreten. Der aus Giengen an der Fils stammende Mann sehe für Heroldstatt auch den Tourismus als Wirtschaftsfaktor.Auch könne er sich vorstellen, dass Heroldstatt obwohl er wisse, dass es sich vor 8 Jahren bewusst dagegen entschieden habe, sich 2020 für das Biosphärengebiet bewerbe. Dann ging er gegen Ende der Rede auf wichtige Themenfelder ein. Familie und Bildung. Hier habe er schon in zwei Gemeinden ganztägige Betreuungskonzepte auf die Beine gestellt. Darauf meinte er: „Auf ihr Kinderhaus können sie stolz sein.“ Die Jugend brauche „sinnvolle Freizeitbeschäftigung unter sozialer Kontrolle“ Feuerwehr und Jugendhaus seien hier wichtig. Den Einsatz mit Gefahr für den eigenen Leib, kenne er von seiner Zeit als Streifenpolizist.Ein wichtiger Schritt sei auch die Gründung einer Jugendpolizei in Heroldstatt gewesen. Vereine: Das riesige Engagement habe man gerade beim Bau des neuen Sportheims in Heroldstatt sehen können. Er sage bewusst nur Heroldstatt. „Ein Gedanke, ein Ausdruck, ein Ziel: Gemeinsamkeit.“ Er respektiere die Traditionen und Eigenheiten der Ortsteile. Ihm sei es aber um die Einigung. Heroldstatt sei die Einheit der Ortsteile. Genau wie die Einheit von Gemeinderat, Verwaltung und Bürgermeister im Bewusstsein der Verantwortung für jeden einzelnen Bürger der Gemeinde.So endete Weber mit einem beachtlichen Applaus der Bürgerschaft.
Wirf das Vergangene von dir,lass es fahren; ergreif das Gegenwärtige mit ganzem Herzen(Friedrich Schiller, Demetrius)
Peter Drews: ÖPNV stärken, einander dienen, Transparenz
Anders als sein Mitbewerber hat Peter Drews weder Flyer ausgeteilt noch eigene Autritte in der heroldstatter Öffentlichkeit geplant. Deshalb viel auch seine biographische Darstellung länger aus. Peter Drews ist geboren 1965 in Berlin. Ging 10 Klassen zur Schule und machte dann eine Ausbildung zum Elektromechaniker. 1990 ging er dann nach Konstanz und arbeitete zunächst bei Siemens.Später gründete er dann eine Firma zur Vermarktung von Sportartikeln. Die machte Konkurs und so gründete er seine Firma DNT Solar, erst in Kenia, dann auch in Deutschland. 2015 musste er dann in Burundi vor dem Krieg flüchten.Die Firma Wisag hat ihn 2016 nach Heroldstatt gebracht. Er sei ein Mann der Taten nicht der vielen Worte schickte der unüberhörbar berlinerische Mann voraus. Konzessionen an ein als auf dem Land als seriös eingestuftes Äußeres wollte er offensichtlich nicht machen. Spitzbart, schwarze Schildmütze und Langhaarfrisur. Ihm sei Transparenz, das gegebene verwaltungstechnische Hürden im Rathaus abgebaut würden. Leider musste man konstatieren, dass Weber noch konkreter geworden ist wie Drews, der die Bürger mit Shareholdern in einer Firma verglich. Als er über den Stand der Digitalisierung in Heroldstatt mutmaßte, stupste eine Frau ihren konzentrierten Mann an: Das ist doch peinlich oder? Dabei sagte der unkonventionelle Mann mit afrikanischer Frau auch gerade für Ärmere Leute wichtige Dinge wie „Der ÖPNV ist manchmal zu heulen.“ „Eine Wohnung in Heroldstatt zu bekommen ist schwierig, gerade für alleinerziehende Mütter.“ Wichtig sei ihm ein Bürgermeister der Tat und nicht der Worte zu sein. Den anderen zu Dienen. “Service an der Gesellschaft.”Seine Rede war noch kürzer als die von Weber und man hoffte auf eine aussagekräftigere Fragerunde.Leider waren viele Bürger auch ihm gegenüber respektlos und lachten.
Fragerunde mit beiden Kandidaten
Die erste Frage von Kurt Eggert zeigte, dass es für einen Redner die erste Pflicht ist sein Publikumzu kennen. Eggert fragte beide Kandidaten ob sie als Bürgermeister siezen oder duzen wollen?Drews meinte er habe kein Problem zu duzen und auch kein Problem zu siezen, dass entscheide der das Gegenüber. Weber antwortete seine Erfahrung habe gezeigt das es besser sei beim Sie zu bleiben. Da es immer möglich sei, dass man als Bürgermeister für das Gegenüber unangenehme Entscheidungen zu treffen habe. Eine riesen Lücke in den Reden beider offenbarte dann Pfarrer Knöppler: Ob wirklich beide die Kirchen als Körperschaft des öffentlichen Rechts aus dem Miteinander ausschließen wollen, da diese nicht erwähnt worden seien. In aller Allgemeinheit ruderten beide integrativ zurück.Hörbar Weber bekam für seine Antworten mehr Applaus.Dann fragte Eggert erneut: Würden sie bei einem Sieg auch für den Kreistag kandidieren?Drews meinte nun zur allgemeinen Erheiterung: „Nein, ich bleibe in Heroldstatt.“ Das man Kandidatur für den Kreistag und Bürgermeisteramt auch verbinden kann, schien er nicht zu wissen.Das seine Antwort nicht nur in Sachen Selbstsorge eines nicht verwaltungserfahrenen Bürgermeisters gar nicht so schlecht war, offenbarte nun aber ein Bürger mit der nächsten Frage.
Andreas Kuhn vom Alpakadreams stellte konkrete und ironische Fragen beispielsweise zum Tourismus und den Grenzen von Worten wie miteinander und bürgernah
Zwischen Interessenwahrung und Demokratie?
Er meinte er fände es schade das hier nur Bürgermeister im Kreistag sind und die anderen hätten keine Chance. Schließlich wurde die Demokratie ja auch einmal als System der vielfältigen Verteilung von Macht ausgeprägt.Weber wolle auf jeden Fall kandidieren. Auf eine Partei, für die der parteilose in das Parlament wolle, lies er sich noch nicht festlegen.Die Frage nach der Bevorzugung von Heroldstattern bei Plätzen im Gewerbegebiet überforderte Drews inhaltlich.Weber gab sich weiterhin sachkompetent und allgemein. „Das Verhältnis von Auswärtigen und Einheimischen muss gemeinsam verhandelt werden.“ Wie lange die Kandidaten gedächten in Heroldstatt zu bleiben, fragte ein Bürger in Hinsicht auf die Verwaltungskarriere Webers.Der sagte er habe sich bewusst für eine kleinere Gemeinde entschieden, langfristig und mit ganzer Gemeinde.“Karrieresprungbrett hätte geheißen sich in einer größeren Kommune zu bewerben“, so Weber.Ein Mann fragte nach dem Sinn der Ämterhäufung: Weber meinte die Kreistagsmitgliedschaft sei wichtig für die Interessenwahrung Heroldstatts. Es könne aber auch ein Gemeinderat in den Kreistag gehen. Andreas Kuhn: Fragte Weber bei den großen Worten zur Bürgernähe etwas ironisch ob man in Heroldstatt bei seiner Wahl mit regelmäßigen Bürgerentscheiden zu rechnen habe. Der Verwalter meinte: Die Transparenz müsse steigen, dafür gebe es als Mittel den Heroldstattbote und Bürgerversammlungen.Ein letztes Beispiel dafür wie gut die Kandidaten in ihr designiertes Dorf eingearbeitet waren waren die Antworten auf die Frage wo sie Heroldstatt nach acht Jahren sehen. Drews: Ihm sei wichtig das Heroldstatt weiter gekommen sei. Weber meinte: Grundschule muss saniert sein,Breitband für die Wirtschaft bereitgestellt sein, Heroldstatt und sein Dorfkern müssen in Landessanierungsprogramm aufgenommen sein, die Innensanierung soll auf einem guten Weg sein und die Nahversorgung ausgebaut.Der Vorsatz von Drews den Menschen zu dienen, lässt sich leider nur umsetzen, wenn man zu ihnen kommt und aktiv an ihren Sorgen, Befindlichkeiten und Interessen teilnimmt.Da hatte Weber ganz klar die Nase vorn. Jürgen Erb, der Sohn vom Sonnenwirt in Sontheim meinte zur Einigkeit: “Die Heroldstätter sind schwierig da wird es immer Sontheim und Ennabeuren geben, wenn nicht offiziell dann inoffiziell.” Als einer der letzten Anwesenden bespricht Weber die Quoten von Einheimischen und Auswärtigen im Gewerbegebiet mit Gemeinderat Frenzel. Zu Herrn Drews kommt eine alte Heroldstatteri,n drückt ihm die Hand und meint: „Sie hot ma im Dorf auf no nie gsea.“ Manche Dinge ändern sich, manche dem Anschein nach nie.
“Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen; der Staat muss untergehn, früh oder spät,wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet”(Friedrich Schiller, Demetrius)
“Der Maulswursmann, ein Sommerkrimi”: Reiner Schlecker(Dorfpolizist) und Max Kempfle (NVA-Soldat) am Keyboard massierten die Lachmuskeln nicht nur des Gastgebers Günter Weiss( zweiter von Links)
Die Ulmer Kulturnacht bis 12
Frisch erquickt von gemeinsamer spiritueller Versenkung, wie mit einem Einhornadapter, der alle zweifelnden Gedanken, Gefühle und Antriebe gerade richtet, versehen beschließe ich noch bis 12 Uhr die Ulmer Kulturnacht einzufilmen. Ich gehe los und kurz vor dem Cafe Intro in der Karl-Schefold-Straße öffnet sich mir vor einem Zimmer drinnen, und Bänken und einer Feuerschale draußen, ein erstes Weltfenster. Günter Weiss, erklärt mir während seine großen lachenden Augen mich anschauen, das es hier von 21-23 Uhr einen Umweltkrimi geben werde und danach eine Stonescoverband spiele.Hört hört denken sich meine Augen als sie ein freundliches Mädel im Minirock um die Kurve biegen sehen.Ich habe noch den Wokasoma-Schöpfer und Pop-Art-Künstler Florian Schröder und das Ulmer Museum, wo er ausstellen und feiern will, im Kopf. Die Freude der Landnahme in Situationen des Ausnahmezustands wie heute treibt mich also weiter.Heute war auch der Frei-Verkehrstag in Ulm und seiner Umgebung, politische Ideale vor erleben zu können hat etwas erbauliches. Kennt noch jemand die revolutionäre Strategie des “derive” von Guy Debort? Kurz nach dem Intro verkommt mir ein Typ mit einem FCK-ANTIFA-Shirt. Ich halte ihn an und frage wieso er das T-Shirt trage? Er meint: “einfach so, andere trügen FCK-NAZI-T-Shirts.” Damit gebe ich mich nicht zufrieden. Wir stellen und namendlich vor, er heißt Lukas. Dann meint er er wäre gerade bei einer Demonstration gewesen, wo die Polizisten Angst vor der Antifa gehabt hätten. Die Nazis seien ruhig. Er sei auf einem Vortrag von Alice Weidel von der AFD gewesen. Er und sein Kumpel müssen aber jetzt ins Intro, die Stadt sei eh überloffen und man müsse 12 Euro zahlen weil Kulturnacht sei. Wo er recht hat, hat er recht.An der Straßenbahn vor dem Justizgebäude mache ich durch eine blonde junge Dame mit Geigenkasten angezogen halt. Der Abend scheint sich einzuschwingen als das mit Livemusik und schwankenden Menschenmassen beschickte Gold-Ochsenbierbähnle einfährt. Ich bleibe auf meiner Bank sitzen und empfinde die anhebende Stille bei der Abfahrt als ein Ausatmen Gottes. Erst alles empfangen, dann alles preisgeben. Raus mit der politischen Dialektik von Links und Rechts. Ruhe vor der Achterbahn zwischen Mann und Frau. Einfach nur Stille.
Kontiki-Chef ist in der Mitte, die Bilder sind die Ergebnisse der unten beschriebenen Malsituation
Kontiki-Portraits vor dem Einsteinhaus
Als ich dann geeinhornt ins Hafenbad einlaufe sind mir die Abstoßungskräfte des engen Fussgängergewimmels zu arg. Ich orientiere mich Richtung meiner alten Schule(Friedrich List), der Rosengasse, dem Einsteinhaus. Ich liebe den Springbrunnen dort und die Sicht, die man durch das erquickliche Medium des hochspringenden Wassers auf das erhabene Münster hat. Genau an diesem Ort, gegenüber der lebendigen Menge vor der Volkshochschule und neben einem oft noch ein zwei andere Szenerien auf der Langbank entlang des Brunnens. Vor dem Einsteinhaus deutet sich schon an wie Überloffenheit sich indoor in Verstopfung transformiert. Draußen hängen gerade die Helferinnen der Kinder- und Jugendkunstschule Kontiki die Ergebnisse einer spannenden Konstellation der Kunstproduktion ab. Schwarz weiße Portraits. Die Helferin schildert schildert das Exerzitium.“Man sitzt sich gegenüber, dazwischen eine Plexiglasscheibe, eine Person darf die andere malen, dann wird das Bild gedruckt. Mitan Teichmüller der Chef von Kontiki weißt darauf hin, dass dieses Verfahren oft zu spannenden Werken führe, beispielsweise, wenn ein Fünfjähriger seinen Vater male.Am Eingang treffe ich einen Journalistenkollegen, dem ich meine zeitliche Situation schildere, er animiert mich, meine Rolle als Journalist zu nutzen um mir ein Bild von „Chilli con Karma“ machen zu können.
erdig, hart, gefühlvoll und ganz Ohr für die anderen Chillis und Carnes, die erste Dschembe, von “Chilli Con Karma” im Einsteinhaus
Chilli con Karma im Einsteinhaus
Ich mache es so und die acht Leute auf der Fläche des wie ein antikes Theater mit terassierten Sitzreihen aufgebauten Raumes sind eng umstanden und umsessen von Leuten.In das relativ festen Fundament von E-Bass, Dideridoo und zweiter Djembe fließen charmante Saxophonklänge und erdig harte Djembetonabfolgen zusammen. Gewürzt wird das ganze noch mit solistischen Ergüssen von E-Gitarre und stark tonisierten Bongos.Um etwas ablichten zu können muss ich durch. Zum Glück erspähe ich das feine Gesicht einer Asiatin, welches mich in eine gute Fotographierposition hineinzieht.Darauf kommt der langhaarige Frank mit einer besonderen Art von Harfe auf die Bühne. Dieses orientalische Instrument zusammen mit Obertongesang schafft einen Klangraum der unbeschreiblich ist und so ist es vielleicht ein Zauber der Exotik, dass sie einem Transzendenzen liefert die man sprachlich oder körperlich versuchen kann auszufüllen.Als die Asiatin sich weg bewegt, hatte ich auch genug gesehen und gehört und erinnerte mich des Öko-Krimis, der gerade angefangen hatte. Glücklicherweise sollte sich herausstellen das der Krimi, ebensowenig auf der verstehbaren Ebene angelegt war wie die musikalischen Imporovisationen im Einsteinhaus.Komischer Weise war das erleuchtete Zimmer der Joga-Schule Mars auch in der Karl-Schefoldstaße, trotz vorbereiteter Gitarre, noch immer verschlossen. Vielleicht ist die Erleuchtung ja ein Nachtphänomen und die Jogis und Joginis warteten noch auf tiefere Dunkelheit, vor der Öffnung ihres erleuchteten Zimmers an.
Komisch, urkomisch, gerne fotografiert Schlecker(links) und Kempfle
Trefflicher Teppichmacher trifft auf moderne Moritat
Als ich ankomme sind schon 20 Minuten gespielt. Der „Maulwurfsmann“, dass sind Rüdiger Radomski mit seiner NVA-Uniform an den Keys und Rainer Schlecker mit deutscher Polizeiuniform am moritatenmeistlichen Zeigestock. Eine Moritat, dass muss man heutzutage erklären, ist eine moralische Geschichte mit selbstgemalten Bildern und Musik. Die Bilder hat Krekel, ein befreundeter Kneipier gemalt. Allein schon als Standbild ist diese Konstellation wertvoll. Denn auf beiden Officer-Mützen steht „Fuck the system.“ Der Autor des kriminalsatirischen Textes Rainer Schlecker ist selbst Polizist. Und es gibt Indizien das Radomski Lehrer ist.Ich steige ein beim Bild eines untergehenden Schiffes, nicht etwa an die Wand, sondern an die Decke projiziert. Darauf das hämisch, halbstarke: „Die Natur ist immer der Sieger.“Der Polizist als Ordnungswidriger, macht eigentlich Sinn. Der Beginn der Geschichte spielt aber in einer Dürre und geht weiter mit einer unangenehmen hochtechnisierten Bushaltestelle. Bis es dann bei einer Flussputzete im ausgetrockneten Fluss zu einer Kuriositätensammlung kommt, die sonst fast nur Zollbeamten vergönnt ist.Vielleicht sollte man erwähnen, das die beiden Protagonisten in ähnlichen Rollen im Postheimatfilm „Landrauschen“ mitgespielt haben- sie verstehen also ihr Geschäft.Der größte Schock aber ist ein einbetonierter Mann im Fluss, der im nächsten Bild von seiner harten Schale befreit wird. Verblüffend neben ihm kam ein menschliches Ohr zum Vorschein.Jetzt kommt Kommissar Schnitzer ins Spiel. Er eröffnet in einem Bauwagen in der Papierfabrik sein Ermittlungsbüro. In der Papierfabrik ist zum ersten Mal die blau gekleidete Frau zugegen, Schnitzer aber nimmt sie nicht wahr. Als Schnitzer durch einen „anonym abgelegten Papierfetzen“ auf seiner Spurensuche in das Lokal für nicht eheliche Interessen „Das schmale Handtuch“ geleitet wird. Er klingt ein ausgelassener Blues wie ihn Radomski auf dem Keybord mit Gesang so fett vom Stapel lässt., darin erklingt es „You only live ones, and when your dead you go.“
Auch die Bilder die der Wirt und Musiker Krekel beigesteuert hat waren eine ästhetische Säule des Kunstwerks “Maulwursmann”, hier im Lokal für nicht eheliche Interessen
Einstürzende Krimiidyllen
Nach dem Schnitzer entmutigt aus dem Laden läuft,ertönt in Adaption eines Rock´n roll Welthits der 50 er „Go, Go Schnitzer go.“ Zu „Riders on the Storm“, von den Doors trifft Schnitzer jetzt die blaue Frau und diese schenkt ihm eine Tellersulze. Ihre Zuneigung zum Einfachen und Deftigen zeigen die beiden in dem sie den Song über einen Killer mit dem Einsprechen von „Weißwurst ohne Senf“ und einem emphatischen „ohne siasa Senf“ belegen.Nachdem Schnitzer nicht aufgibt wird er Opfer eines „Dachplatten-Attentats” und Radomski singt wie für einen bei schlechter Küche Internierten „I have the blues.“ Immer wieder stellt der Umweltkrimi fragen wie „Ist die Papierfabrik vielleicht der Schlüssel“, eine Aufklärung liefert das komisch-intensive Werk aber nicht.Musik, Bilder, Schauspieler und Text sind aber eins a. Irgendwann gibt Rainer Schlecker auch das Textbuch ins Publikum, welches das letzte Drittel begeistert vorliest.Als Sich Schnitzer beispielsweise mit der blauen Frau in seinem Bauwagen trifft meint er nur die Tellersulze habe prima geschmeckt, nicht zu sauer, nicht zu salzig. „Ein,Stock höher wird sein Schicksal schon in eine Blechwanne geschaufelt“, heißt es als die behelmten Bösewichte“ Schnitzer einbetonieren wollen.Warum immer diese Helme, denk man sich. Der Mann mit dem Maulwurfsgesicht rettet Schnitzer aber in letzter Sekunde,ob der wackere Tellersulzenesser seinen Auftrag wohl erfüllt?Die beiden charismatischen Männer haben beide polnische Ursprünge. Vielleicht kommt daher diese aberwitzig Humor, der heute bist zwölf auf der Kulturnacht auch nur den Teppich ausgelegt hat für so manche weitere Vergnügung und Lehren. Als die Asiatin vom Chilli con Karmakonzert nach der Show auch noch in den Laden einläuft scheinen Chilli und Karma auf einer neuen Stufe vereinigt zu sein. Ich informiere sie darüber, dass ich mich weitestgehend über Zahlen und Attraktionen durch die Stadt bewegt habe und das sie vorher meine Leitattraktion gewesen sei. Ihrem Freund versuche ich etwas von der Zügelung des triebhaften Pferdes durch Kommunikation zu erzählen. Er rät mir mit Hermann Hesse, wenn man die Bildungspyramide zu hoch erklettere, dann sei man einsam. Ich solle also einfacher sein. Guter Rat. Ich bedanke mich und gehe, es ist schon nach 12 Uhr.
Links:
Der Lesbenfilm “Landrauschen” ist gerade in den Kinos. Trailer:
Mit den zwei Kuchen die das Haus Weber fürs Heroldstattcafe beisteuerte hat der Kandidat vermutlich Punkte in der heroldstatter Rentnerschaft gesammelt
Bürgermeisterkandidat Michael Weber zu Besuch beim gut besuchten Heroldstatt-Cafe
Michael Weber hatte viel Lob für die Gemeinde, die er sich als Ort für sein berufliches Lebensziel, das Bürgermeisteramt ausgesucht hat, im Gepäck. Zirka 40 Besucher des Heroldstatt-Cafe´s ließen sich das schmecken. Auch Humor lies der 41-Jährige Mann aus dem „Täle“ vermuten, beispielsweise als er meinte auf dem Sontheimer Backhaushock sei er noch incognito gewesen, in Ennabeuren sei er dann schon offiziell gewesen. Das Heroldstatt aus zwei Gemeinden besteht findet er schon wegen der doppelten Gelegenheit zum gemütlichen Hocken gut.Das Heroldstatt-Cafe fände er als Institution bemerkenswert, wie überhaupt die ganze Infrastruktur in Heroldstatt. Seinen Werdegang sagte er nochmals brav auf, doch der hochorganisierte Diplom-Verwaltungswirt der seit drei Jahren das Oberamt in der großen Kreisstadt Mössingen leitet, hat an allen wichtigen Hotspots Heroldstatts Hochglanz-Flyer mit dem selbigen abgedruckt hinterlassen.Auf die Frage was er davon halte, dass der andere Kandidat auf das Bürgermeisteramt in Heroldstatt sich noch gar nicht in der Öffentlichkeit gezeigt habe meinte er „Um den anderen kümmere ich mich nicht, ich mache mein eigenes Ding. 15 Jahre leitende Tätigkeiten in der Verwaltung, 16 Jahre verheiratet, zwei Kinder, das weckte in vielen der Senioren erstes Vertrauen in die Tauglichkeit des Anwärters. Auch die Aussage ihm sei die Arbeit im Oberamt in Mössingen zu wenig bürgernah, er sehne sich nach mehr Begegnung und gemeinsamer Politikumsetzung mit den Bürgern, dürfte so manche Wählerherzen höher schlagen haben lassen. Auch seine Ausführungen über sein Hauptamt in Trochtelfingen, dass ähnlich wie Heroldstatt viel Industrie gehabt habe, machten die Wähler hellhörig. Geschickt erklärte er das er in der KFZ-Zulassungsstelle im Landratsamt in Göppingen für Verantwortung für viele Menschen habe übernehmen müssen. In Bezug auf die heute besuchte Zielgruppe der Senioren habe er in Mössingen schon einen Kreisseniorenplan entwickelt. Selbstbewusst nannte er auch eine andere Intention seiner Bewerbung: „Ich will gerne mehr Entscheidungen treffen und mehr Verantwortung übernehmen.“
Routinierter Verwaltungsbeamter ohne politische Vision?
Im gleichen Atemzug sagte er er sei parteilos und halte auch nichts von Politik in einer so kleinen Gemeinde.Auch diese aus politikwissenschaftlicher Sicht bemerkenswerte Aussage schien im Rund keine Bedenken auszulösen. „Auch finanziell lädHeroldstatt zum Gestalten ein, sagte er offen.” Sein einziges Wahlversprechen sei also dieses: „Ich werde die Finanzen so solide weiterführen, wie sie jetzt sind.“ Dann begann er wieder vom Ennabeurer Hock zu schwärmen.Seine ganze Familie fühle sich hier wohl.Dann fragte er die Rentner ob sie sich ein Bürgermobil wie in anderen Kommunen wünschten. Als aus der Runde nichts kam, erwähnte er, wiederum sehr vertrauenserweckend, seine 88-Jährige Oma, die gerne auf den Friedhof ginge um sich mit anderen auszutauschen.Daraufhin äußerte eine Frau, das es zwischen den Beeten oft dreckig sei und die Gemeindearbeiter nichts machten.Erst auf eine Nachfrage der Presse nahm Weber Stellung zu der seine Kandidatur ermöglichenden Regierungskrise auf dem von ihm begehrten Stuhl im Rathaus zu Heroldstatt. Er und seine Frau hätten die Sache natürlich in der Presse verfolgt und fragten sich dann schon ob sie sich das antun wollten. Dann sahen sie bei ihren Besuchen aber die tolle Infrastruktur und er dachte: “Hier ist doch alles da, da will ich mich nicht in die Vergangenheit vertiefen sondern in die Zukunft schauen.” Wieder bejahende Gesten der Zuhörerschaft. Als es auf die Verwerfungen zwischen den Teilorten Sontheim und Ennabeuren kam, meinte er man müsse die Traditionen und Gepflogenheiten respektieren. Auf die Frage ob es für ein Amt mit Richtlinienkompetenz nicht doch eine Vision für die zu regierende Gemeinde brauche meinte er die Demokratie im Lokalen funktioniere gut und man müsse untereinander miteinander reden.
Eine Definition von Frieden gesehen an der Treppe des Einsteinhauses Ulm
UN-Binding Treaty als hoffnungsvolle Entwicklung
Im Rahmen der Ulmer Friedenswochen luden der Verein Ulmer Weltläden und das Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm in den großen Saal des Hauses der Begegnung ein. Rund 70 Gäste folgten der Einladung.Andreas Zumach, der Experte für das System der UN berichtete über das Spannungsfeld zwischen Menschenrechten und Unternehmensrechten und seine Entwicklung in den letzten Jahrzehnten.Wie schon beim Vortrag über den EU-Export von Fluchtursachen nach Afrika schickte der einführende Lothar Heusohn eine prägnante These voraus. Den Innenmister Deutschlands aufgreifend, der sagte die Migration sei die Mutter aller Probleme. Meinte Heusohn, nicht die Migration, vielmehr aber der Zustand der Welt sei die Mutter aller Probleme.Der in Genf, wo auch der Sitz der Vereinten Nationen ist, ansässige Journalist Andreas Zumachbegann mit seiner Erklärung warum das Thema nicht viele Deutsche interessiere. Obwohl es die Menschenrechte erst seit 1945 gebe, seien sie für uns so selbstverständlich wie das morgendliche Zähneputzen.Dabei sei ein tiefer Zivilisationsbruch nötig gewesen um die Charta der Vereinten Nationen als von allen 51 damaligen Mitgliedern der Vereinten Nationen ratifizierte Grundlage der internationalen Umgangsformen zu verabschieden. Menschenrechte und die Gleichberechtigung von Mann und Frau stehen schon in der Präambel. Weiter ist das Kriegsverbot laut Zumach in Artikel 1,Absatz 2,4 festgeschrieben. Wenn wir auf das letzte Jahrhundert und den Beginn dieses Jahrhunderts blicken, zeigt sich ein anderes Bild. Begonnen vom Koreakrieg zogen sich Kriege und Antikriegsproteste durch die Zeiten. Das Recht der UN konnte meist durch die mit ständigem Sitz im Sicherheitsrat versehenen Siegermächte, die USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und die Volksrepublik China blockiert werden. Trotzdem, so das Bekenntnis des freien Journalisten: „…sind die Menschenrechtsnormen das einzige was wir haben um die Menschen zu schützen.“ „Die Menschenrechtsnormen…“, so zitiert er seinen verstorbenen Freund Stephane Hessel, der noch Mitglied der Kommission war, welche die allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948 erarbeitete „…muss man mit Klauen und Zähnen verteidigen.“ Ganz offen gab Zumach eines zu: „Ich habe nie verstanden warum die Menschenrechte für Wirtschaftsakteure keine Geltung haben, sondern es für diese zusätzlich Normen braucht.“
Der Referent Andreas Zumach ist Journalist der TAZ, wohnhaft in Genf und beschäftigt sich unter anderem mit der UN und den neuen Kriegen
Zwei Entwicklungslinien WTO und UNCTAD
Der Grund dafür das die Klage der Witwe des von Nestle ermordeten kolumbianischen Gewerkschaftsführers Luciano Romero nach einem sechsjährigen hin und her zwischen den sich nicht zuständig fühlenden Schweizer Gerichten, als verjährt abgeschmettert wurde ist die 1947 beginnende Entwicklung der Freihandelsrunde. Sie wurde 1944 von den USA mit den UN-Institutionen des Internationalen Währungsfonds(IWF) und der Weltbank in Bretton Woods angestengt. Damals entstand mit der ITO(International Trade Organisation) auch eine Handelsorganisation im Rahmen der UN-Regeln. Das war den Amerikanern allerdings zu viel Regulierung ihrer laut Zumach äußerst fragwürdigen Ideologie des Freihandels. Deshalb luden sie 1947 wichtige Staaten nach Genf ein um das GATT, als allgemeines Zoll- und Handelsabkommen ins Leben zu rufen. Das GATT(General agreement on trade and tarifs) wurde ,zunächst nur von 21 Staaten, 1948 ratifiziert. Es führte aber nach vielen Handelsrunden 1996 zur Gründung der heute einflussreichsten Institution des globalen Handelsrechts, der WTO. Ganz oben auf der Agenda der WTO(Welthandelsgesellschaft) stand und steht Marktliberalsierung und Deregulierung. Die WTO führte laut dem Referenten beispielsweise dazu, das die USA asbesthaltige Teile nach Deutschland liefern durften und nach einer deutschen Klage, obwohl Asbest damals in Deutschland schon verboten war, Recht bekamen. Der Grund: Freier Handel sei gegenüber Regulierungen wie Gesundheitsschutz immer vorrangig. Egal welche Verhandlung man sich anschaue: Es wurde, so Zumach, im WTO-Rahmen immer gegen Individualrechte und für Freihandel geurteilt.GATT und seine Nachfolgeorganisation WTO wurden bis zum Jahre 2000 von den vier „Wirtschaftselefanten“ USA, Kanada,EU und Japan dominiert und was Positionen der Länder des Globalen Südens betrifft blockiert. Seit den 60er Jahren aber setzen sich diese für rechtsverbindliche Regeln für transnationale Konzerne zur Einhaltung der Menschenrechtsnormen ein. In den Verträgen der WTO wurden aber beispielsweise 196 Abkommen im Rahmen der Weltarbeitsgesellschaft(ILO) nicht aufgenommen. Durch den vehementen und geballten Widerstand zivilgesellschaftlicher Akteure wurde das TTIP-Abkommen verändert. Nach dem ursprünglichen Entwurf hätten ausländische Unternehmen gegen nationale Gesundheitsnormen klagen können, da sei ihre Gewinne schmälern.
Im Anschluss gab es eine lebendige Diskussion in der leider so mancher zu viel Raum beanspruchte
Freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen als Sackgasse
Die Länder des Südens merkten schnell, dass ihre Interessen im GATT-System nicht gewahrt waren. Und so gründeten sie laut des Referenten mit ihrer Mehrheit in den UN-Organisationen die UNCTAD(UN-Konferenz für Handel und Entwicklung). Hier wurden die für viele Länder die rohstoffreich aber industriearm sind wichtigen Mindestpreise für Einzelgüter beschlossen und das jedes Land 0,7 % seines BIP für Entwicklungshilfe aufzubringen hat. Ernüchternde Bilanz:Die Mindestpreise werden nicht eingehalten und gerade mal vier Länder bezahlen den beschlossenen Anteil an die von Spenden abhängige Entwicklungskonferenz. Durch diese Blockade der Industrieländer und die Strategie des größten Mitgliedsbeitragszahlers der UN, der USA, strategisch Gelder zurückzuhalten geriet die UN in Abhängigkeit von privaten Unternehmen. Der damalige UN-Generalsekretär ging auf das Wirtschaftsführertreffen in Davos und bittete um Geld. Unternehmer wie Ted Turner,der Gründer von CNN, berichtete Zumach, behaupteten zwar ihr ohne Zweckbindung zu spenden, es wurde aber später aufgedeckt, dass das nicht stimmte. Zumachs Einschätzung nach, sei diese Ökonomisierung der UN der Grund warum es in den letzten 15 Jahren, seit China die Führung des Globalen Südens in der UN übernommen hat, wieder keine Fortschritte in Richtung konkreter Verpflichtungen der Unternehmen zur Menschenrechtsnormen gegeben habe. Der Global Compact, beruhe nur auf freiwilliger Selbstverpflichtung, ohne Monitoring und Sanktionsmöglichkeiten, das bringe nur das dreckige Firmen wie der Bergbauriese Rio Tinto, aufgrund eines Schreibens mit abstrakten Vorgaben, das UN-Logo in ihre Werbung tragen dürften.OECD hat die UN-Leitlinien übernommen Fazit: Auch hier keine Sanktionen und Monitorings.
Circa 70 Gäste zog der Vortrag von Andreas Zumach im Großen Saal des Hauses der Begegnung in Ulm an
Der Weg zum UN-Binding Treaty
Seit 2014 gibt es eine neue Verhandlungsrunde im UN-Menschenrechtsrat in Genf ein breites Bündnis aus 20 Nichtregierungsorganisationen darunter Attac und Brot für die Welt, haben sich 2014 zu einer Treaty-Alliance zusammengeschlossen, deren Ziel es ist eine völkerrechtlich verbindlichen Katalog von Menschenrechtsnormen für Unternehmen zusammenzuzurren. 37 der 49 Staaten haben dafür gestimmt. Deutschland und die USA waren dagegen.Die erste Verhandlungsrunde im Oktober 2015 wurde von USA und EU komplett boykottiert. Im Jahr darauf kamen, laut Zumach wenig kompetente Berichterstatter, was für ihn auch eine Form des Boykotts ist. Im Oktober 2017 habe die EU- mit „obstruktiver Strategie“ nur der Franzose Macron und die Schweden verhielten sich konstruktiver. Deutschland hat sogar den Antrag gestellt, die Gelder für die Verhandlungsrunde zu streichen. Der Vertrag soll die bisherigen Schlupflöcher schließen und angestammte Unternehmen sowie ihre Tochterunternehmen und Lieferketten auf die Achtung der Menschenrechte verpflichten. Und regeln wie Staaten in grenzüberschreitenden Fällen zusammenarbeiten müssen. Wenn die Forderung das der Binding-Treaty Vorrang vor Investitionsschutzabkommen habe durchkomme, so Zumach, dann sei das eine Revolution, eine Umkehrung der Entwicklung der letzten 70 Jahre. Außerdem solle es einen unabhängigen Expertenausschuss geben, der Beschwerden bearbeite. Ein weiterer wichtiger Schritt zu weltweiten Menschenrechtsnormen ist das Anstoßen eines Prozesses der zur Gründung eines Internationalen Menschenrechtsgerichtshofs führen soll. Der einzige Menschenrechtsgerichtshof der Erde wo auch Individuen klagen könnten sei bisher der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Solange die Nationalismen, wie beispielsweise in Syrien, wo Kofi Annan schon 2012 einen Friedensplan vorgelegt habe, hinter den Kulissen konträre Kriegsparteien unterstützen seien den UN die Hände gebunden. Was die Gerechtigkeit zwischen Arm und Reich betreffe seien 2015 die Social Sustainable Development Goals bis 2030 ausgegeben worden. Die den Entwicklungsbegriff anders als die Millenium Goals den Entwicklungsbegriff nicht nur auf die Entwicklungsländer, sondern auch auf die Industrieländer anwenden. Weitere große Errungenschaften seien, so der Journalist: Erstens Das Abkommen zur Ächtung von Antipersonenminen, Zweitens: Das Abkommen zur Ächtung von Streubomben mit 160 Ratifizierungen und das Abkommen zum Atomwaffenverbot mit bisher 130 Ratifizierungen.
Links:
weiterführende Informationen zu der zivilgesellschaftlichen Bewegung die den Binding Treaty fordert:
Lothar Heusohn(Verein für Folteropfer Ulm), Hermann Löhr(Aktionszentrum arme Welt
Im Rahmen der Ulmer Friedenswochen hatten der Verein Menschlichkeit, der Flüchtlingsrat Ulm und der Förderverein Flüchtlingsopfer gemeinsam den Vortrag von Hermann Löhr organisiert. Der die Fluchtursachen anhand der economic partnership Abkommen(EPA´s) herleitete. Circa 70 Gäste, weit mehr als erwartet durfte der Moderator Lothar Heusohn im Club Orange des Ulmer Einsteinhauses begrüßen. Der führte in das Thema über die Menschenrecht ein. „Wir haben alle in den letzten Monaten erleben müssen, dass in unserem Lande die Menschenrechte in Frage gestellt werden.“ Er sehe beim Verein für Folteropfer, was so die Abschiebepraxis mit den betroffenen Menschen mache.Glücklich sei er deshalb darüber das über 105 Organisationen aus Ulm , von Kirchen über Gewerkschaften bis hin zu Einzelnen die im Saal ausliegende “Ulmer Erklärung für eine menschenrechtliche und solidarische Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa” unterzeichnet hätten.Der Innenminister habe die Migration gar als Mutter der Probleme bezeichnet. Das Handel und Menschenrechte aber in einem engen Zusammenhang stünden und das das deutsche Migrationsproblem, eigentlich eine tiefe Menschenrechtskrise sei, die durch ungerechte Wirtschaftspolitik ausgelöst werde zeige Hermann Löhr im Folgenden anhand der EU-Wirtschaftsabkommen mit Ghana, Kenia und Tansania.Freihandelsabkommen wie TTIP und CETA, seien große Kampffelder der Linken gewesen, da sie drohten und drohen die öffentliche Daseinsvorsorge fremden Investoren offenzulegen.Das im Juli 2016 ein Wirtschaftspartnerschaftsabkommen(ETA) zwischen der EU und der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika(SADC) abgeschlossen worden ist, hat keine hohen Wellen geschlagen.Die EU und ihre Vorgängerorganisationen, waren seit dem unabhängig werden, der ehemaligen afrikanischen Kolonien stark darauf bedacht den ressourcenreichen Kontinent weiter an sich zu binden. Bis 1994 herrschten laut Löhr asymmetrische Handelsbedingungen zu Gunsten Europas, diese mussten mit der Entstehung der WTO(Welthandelsgesellschaft) mit ihrem Nichtdiskriminierungsgebot ausgebessert werden. Auf den Papier geschah dies, was aber blieb war der wechselseitige freie Marktzugang ohne Zölle, der für Afrika zu teils verheerenden Marktschocks führte.
Der Vorsitzende des Third World Network Africa in Ghana Gyekye Tanoh bringt das wirtschaftliche Grundübel Afrikas auf den Punkt. „Ghana ist wie die meisten afrikanischen Länder extrem verwundbar wegen seiner Weltmarktposition als Exporteur von Rohstoffen und Importeur von Maschinen, Medikamenten, verarbeiteten Produkten und Kapital aus den Industrienationen. Mit Abkommen wie den EPA´s die afrikanische Produkte und Unternehmen gleich behandeln wie europäische Produkte, wird Ghana niemals eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung gelingen.“Ghana und die anderen Länder der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft haben 2014 ein EPA mit der EU geschlossen. Ein Beispiel was passieren kann wenn Länder wie Ghana keine Schutzzölle oder andere quantitative Handelshemmnisse aufbauen dürfen. Die italienische Tomatenindustrie produzierte nach Löhr in 2013 1,127 Millionen Tonnen Tomaten. Sie wird von EU mit 380 Millionen Euro bezuschusst. Die Italiener können ihre überschüssigen Tomaten viel besser in Ghana absetzen. Vor der Marktflutung 1989 produzierte Ghana 95 % seiner Tomaten selber, 2003 wahren es noch 57 % und die Tendenz, so Löhr sei weiter hin fallend. Es gibt einen Bericht der französischen Nationalversammlung von 2006 über die wahrscheinlichen Folgen der EPA´s für die AKP-Staaten(Afrika-Karibik-Pazifik-Staaten).Der Bericht erwartet vier Hauptfolgen. Erstens einen Haushaltsschock wegen der wegfallenden Importzölle.Zweitens einen Ausßenhandelsschock durch sinkende Wechselkurse, sofern die AKP-Staaten nicht konkurrieren können. Einen Schock für die schwachen im Aufbau befindlichen Industriesektoren der Länder. Einen landwirtschaftlichen Schock, da lokale Märkte und Produzenten nicht mit den hoch subventionierten EU-Gütern konkurrieren können.Die Effekte solcher Politik sehe man, wenn Pleite gegangene ghanaische Tomatenbauern heute auf den Tomatenplantagen in Foggia zu geringsten Löhnen arbeiten müssten. Das Freihandel als Ideologie nicht funktioniert sieht man genauso bei europäischen Milch, Fleisch und Getreideexporten. Was Überschwemmung des eigenen Marktes mit Überproduktionen fremder Länder bedeutet könnten die Deutschen in Bezug auf argentinisches und brasilianisches Fleisch durch das mit der südamerikanischen Freihandelszone(Mercosur) zu spüren bekommen.Die deutschen Bauern laufen aber bereits gegen das EPA mit den agrarisch deutlich produktionsstärkeren Ländern Sturm.
Die Reaktion der Afrikaner
Nachdem viele der von der Studie der Nationalversammlung angemahnten Effekte schon eingetreten sind, stocken die Verhandlungen zwischen EU und den Afrikas.In Westafrika haben nur 2 von 16 Ländern die sogenannten Partnerschaftsabkommen unterzeichnet. In Zentralafrika nur eines von acht Ländern. Die EU, so der Referent, sei frustriert und der politische Druck wachse.Das rohstoffreiche Tansania, das über Gold und andere Mineralien, sowie über Cashewnüsse, Kaffee und Tabak verfügt. Hat 2017 in einem Beschluss seine Rohstoffpolitik auf eine neue Basis gestellt.Der Staat erhält nun das Recht sämtliche Verträge mit Öl-und Bergbaufirmen zu kündigen und neu zu verhandeln.Tansania will die Heilige Kuh der ausländischen Investoren, das Investitionsschutzabkommen, sprich das Recht internationale Schiedsgerichte mit Schadensersatzklagen auszurufen streichen. Lahr zeigte auf das zur Zeit 700 solcher Klagen anhängig seien, wenn Staaten oder Unternehmen mit ihren Handlungen deren Gewinne schmälerten. Meist gewännen die Unternehmen und die Staaten müssen für ihre meist verschuldeten Verhältnisse enorme Ausgleichszahlungen leisten.Eine weitere heilige Kuh greift Tansania darin an. Die tansanischen Rohstoffe sollen größtenteils im Land verarbeitet werden und auf tansanische Konten fließen. Am Bergbau solle Tansania zwischen 16 und 50 % verdienen.Vom Goldabbau in Peru, dem fünftgrößten Goldabbaugebiet, wisse man das höchstens 5% der erwirtschafteten Gelder in Peru bleibe. Von den Umweltzerstörungen beim Goldabbau im Tagebau ganz zu schweigen.
Die roten Länder sind schon Teil eines EPA-Abkommens
Zurück zur Flüchtlingsdebatte
Am 10.Juni 2014 haben in Accra, der Hauptstadt Ghanas Vertreter der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft(ECOWAS) ein EPA mit der EU unterzeichnet, dies bringt Lahr damit in Zusammenhang das 2015 71000 Menschen aus Westafrika nach Europa geflohen sind. Die wichtigste Forderung im Rahmen der Menschenrechte sei, dass sie Ernährungssouveränitätvor die Wettbewerbsrechte gestellt werden. Es habe schon etwas zynisches wenn in armen Ländern, den Leuten die Existenz durch europäischen Handel entzogen würde. Um im gleichen Atemzug zu sagen, dass sind Wirtschaftsflüchtlinge, die sollen sich ihre Existenz doch zu Hause aufbauen. Übrigens würden auch in Deutschland Leute weggekürzt und Löhne gesenkt um im freien Wettbewerb konkurrieren zu können. „Vor wenigen Tagen hat Angela Merkel verschiedene westafrikanische Länder besucht. Das einzige was sie getan hat ist polizeiliche und militärische Mechanismen zu finden um die Leute an der Ausreise zu hindern.“ Eine Frau von Terme de Hommes wies nach viel Makroperspektive auf die Mikromacht hin. Ghana zum Beispiel sei einer der größten Kakaoproduzenten, es gäbe Bioläden und Zertifikate. Dieser Beitrag brachte den Referenten wiederum dazu darauf hinzuweisen, dass die soziale Ächtung von Massentierhaltung und industrieller Agrarproduktion auch dazu beitragen können die Milch- und Geflügelüberschüsse zu verkleinern.
Links:
Vortrag 13.09.,19.30 Uhr, Andreas Zumach, Journalist: Stehen wirtschaftliche Interessen über den Menschenrechten? Haus der Begegnung, Grüner Hof 7 ,Ulm Eintritt frei
Christian Jakob, Simone Schlindwein: Diktatoren als Türsteher Europas. Wie die EU ihre Grenzen nach Afrika verlagert, bei der Bundestzentrale für politische Bildung für 4,50 Euro zu haben
Tom Burgis: Der Fluch des Reichtums. Warlords, Konzerne, Schmuggler und die Plünderung Afrikas. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung für 4,00 Euro zu erwerben
Ulmer Erklärung für eine menschenrechtliche und solidarische Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa:
Ria,Ela und die Nachtmeerfahrt des Nachlebens von Rio Reiser
Die Kunde von einem Rio-Reiser-Abend mit 6 Gruppen und über 16 Künstlern, die die Musik von Rio Reiser und seiner Band Ton Steine Scherben in der Kleinkunstkneipe zum Fröhlichen Nix wiederaufleben lassen wollten füllte das Nix bis an den Rand. Und zu Ehren des Ausnahmekünstlers hatte sich, größtenteils aus den Mitgliedern der früheren Kultband im Ulmer Raum „Pluto outline“, mit “Ria Leiser”, ein eigenes Projekt gegründet, dass den Abend vor etwa 55 Leuten eröffnete. „Schlaf bei mir“ performte Frontfrau Elke in der hungrigen Intensität die Rio und die Scherben der Kombo einst mit dem Album „Keine Macht für Niemand“ aufprägte. Und darauf folgte die sterbensschöne Seemannshymne auf kosmischer See „Übers Meer.“ In Bezug auf die Live-Übertragung von Free Fm, war das alles erst Warm Up. Für die vielen Fans, die Rio´s Werdegang teils schon seit den 70er Jahren verfolgten war die heftige,musikalische und dann auch lebensweltliche Befreiung sofort wieder anwesend. Auf dem Geburtstag von Feschtl, der nicht umsonst die Spinne im Netzwerk der blaubeurer Kulturszene genannt wird haben sich die ganzen alten Freunde wieder getroffen. Und Andreas Nothwang, der brillante Ex-Schlagzeuger von Pluto Outline, hatte die Idee für einen Rio-Abend als Gemeinschaftsabend, ohne Ego-Acts. Der Wirt war sofort dafür entflammt, die 6 Gruppen teilen die Instrumente auf engstem Raum. Die Live-Übertragung bei Free-FM mit Moderation von Lotte Stevens kam durch Andreas Kontakte, der selber Jahre lang bei Free FM moderiert hat, zu Stande. Die Stimmung war bestens als Glasfels, eine Gruppe aus dem Großraum Blaubeuren, die beiden im Mainstream bekanntesten Liebeslieder Rio´s performten: „Für immer und dich“ und „Halt dich an deiner Liebe fest.“
Von links Andreas und Elke von Ria Leiser, ehemals Pluto outline
Denn Widerspruch leben
Die Utopie zu leben war eine von Rios Eigenschaften: „Für immer und dich, ganz egal wie du dich nennst, ganz egal wo du heut pennst.“ War “Komm schlaf bei mir”, so Andreas Anfang der 70er ein leises Coming Out, des schwulen Sängers, so ist „Für immer und dich” ein Bekenntnis zur freien Liebe und dem Schmerz, den sie dem engen Menschen zuzufügen vermag. Großer Applaus. Mit Alex Hoss,der früher seine Lackiererei in unmittelbarer Nähe des Nix hatte kam von Hasi Fischer am Schlagzeug unterstützt ein Solist auf die Bühne, der mit „Stiller Raum“ und „Junimond“ zwei Hits aus Rio´s Solokarriere in den 80ern und frühen Neunzigern spielte. Mit seinen düstren, romantischen und sehnsuchtsvollen Liedern wollte sich Rio aus seinem Image als Polit-Ikone lösen. Der Beziehungssong „Stiller Raum“ wurde von Hoss kongenial dargebracht und rührte, auch beim ersten Hören. Wenn man mit dem Songtext fragen wollte „Ist noch Glut in der Asche“, dann war da noch einiges zu entflammen. Das Nix bebte und die Songs brandeten wie mal erfrischende und mal wärmende Fluten in die Menge. Während die liebe Belgierin Lotte Stevens mit ihren Assoziationen zu Kabelsalat und ihren Fragen an die Künstler Humor und Information in den Abend brachte, betraten mit Manu und Ela, zwei Künstler die Bühne, deren Barfüßigkeit nicht das einzige politische oder eher postpolitische Statement war. Manu an den Key´s und Ela am Gesang gaben einen witzig umgemodelten „Manager“ zum besten. Ihr Highlight war aber das in den Zeiten vor der Wende in Ost-Berlin gespielt, legendär gewordene „dieses Land ist es nicht“ zu aktualisieren. Ela, die mit „Mental Ground Cero“ auch schon heftigere Töne angeschlagen hat, meinte. „Ich war selber schon voll dagegen und das hat so viel Kraft gekostet, heute bin ich für Liebe und Frieden.“ Deswegen sang die starke Stimme mit Message nun über „das Land auf der Erde wo der Traum Wirklichkeit ist“ aus eigener Erfahrung.„Es ist da wo die Liebe ist, es ist da wo sie durch Herz und Hände fließt.“ Tosender Applaus.
Den Anspruch auf Weltveränderung, der bei den Älteren vielleicht von der Intensität der Erinnerungen absorbiert wurde brachte Ela mit ihrem Statement für Liebe und Frieden in verwandelter Form zurück
Auf der Suche nach dem Ausweg aus der Wüste
Wie die Nachtmeerfahrt im Mythos, ging die Sonne im Westen, im Kampf unter, durchquerte auf dem Weg durch die Tiefe(Wüsten- und Liebeslieder) so manche Gefahren und ging dann im Licht der wachsamen Annahme im spirituellen Osten wieder auf. Auch die Haus und Hofkapelle, des politischen Widerstands-Feschtagsmusik- beantwortete die Gefahr die durch den schlafenden „Krieg“ ausgedrückt wurde mit „Lass uns ein Wunder sein.“ Das wilde grobe und mutwillig verletzende Pendant zur geläuterten Ela gaben Michel und seine Freunde mit dem großartigen musikalischen Amoklauf des „Paul Panzer Blues.“Ein Rio-Reiser-Abend der wirklich viele Facetten des abgründigen Sängers und Komponisten aufzuzeigen vermochte. Michel, der heute in München wohnt kommentierte das hooliganhafte Werk , mit: Nein, Rio hat nicht nur Liebeslieder gemacht. Der zweite Block von „Ria Leiser“, leiser im Befehlston auszusprechen,zeigte nun die poetisch-dystopische Kraft Rio´s. „Menschenfresser in einer krassen, psychomässigen Subjektivität und zugleich einer seltenen Spielfreude, gerade bei Andreas, mit seiner himmelblauen E-Gitarre, vorgetragen, zeigte wie wichtig Rio und die Scherben früher auch als menschenkundliche Augenöffner waren. Elke alias Ria meinte: „Das Lied zeigt, wie die Menschenfressermenschen der anderen Tag dirigieren, ihr Herz wird immer kleiner,wie eine Dörrpflaume.“ Der Text von “Durch die Wüste” spricht für sich selbst: “Ich komm aus der Wüste aus Stahl und Glas, ich komm aus der Wüste aus Angst und Hass.Wo die Menschen verdursten auf der Suche nach Liebe, krank vor Verzweiflung und vom Warten müde. Wo das Leben schneller ist als ein Herz schlagen kann und tausend Lügner sprechen, bevor einer die Wahrheit sagen kann…“
Ein musikalischer Amoklauf:Der Paul Panzer Blues
Vielleicht ist es Ausdruck dieses „Hilf mir, zeigt mir den Weg hier raus” gewesen, dass sich Feschtl und Andreas und die anderen damals zusammen getan haben um Straßenmusik zu machen. Vielleicht hat Ela die Leute so berührt weil sie für unsere Zeit einen Weg heraus gefunden zu haben scheint. Dieses „Ich bin nicht über dir, ich bin nicht unter dir, ich bin neben dir“ aus dem den Abend eröffnenden „Komm schlaf bei mir.“ Dieses tiefe Wissen, das der Krieg nur schläft und dass es der Solidarität der Menschen bedarf um ihm etwas entgegenzustellen. Die Tatsache das Marion von Feschtagsmusik Ton Steine Scherben auf einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen in den 80er Jahren sah und das damals unter der Ägide der starken Sonnenblume auch schon Liebe durch Herz und Hände geflossen sein dürfte um ein Land hoffentlich nachhaltig zu verändern. So wie 1979 als sich auf dem Dachboden von Uwe Pagels Eltern Pluto Outline gründeten. All das sind Kraftlinien der Leidenschaft, die Rio-Reiser heute wieder verbunden hat und die hoffentlich heute wieder Neue entflammt oder gefestigt haben den geraden Weg zu gehen
Zum Schluss: Irgendwie das Wichtigste
Link: Das ganze Livekonzert von 21-23 Uhr ist noch bis 7 Tage nach dem Termin des Rio-Reiser-Abends am 8.09 nachzuhören unter:
Ela und Manu sind das nächste Mal um 18.00 Uhr beim Spätsommerfest des Vier-Häuser-Projekts in der Hechingerstraße 40-46 in Tübingen zu hören. Das Vier-Häuser-Projekt ist teil des Mietshäusersyndikats Freiburg und entzieht rund 100 Leute in Tübingen genossenschaftlich organisiert den marktmäßigen Mietpreiserhöhungen. Mehr dazu unter:
Christoph Wernicke als Marlene Dietrich im zweiten Weltkrieg
Soziale Kämpfe, Liebeslieder und Marlene in Neu-Ulm
Um die zehn Leute waren dabei als der linke Bundestagsabgeordnete und Schauspieler Matthias Brandt im ersten Stock des Neu-Ulmer Cafes kämpferisch über seine Zeit im Aufsichtsrat des Karlsruher Theaters berichtete. Der Menschenrechtsbeauftragte der Partei erzählte auch über die Bedrohung durch die AfD, welche in Karlsruhe versucht habe Stücke die nicht ihrem Kulturverständnis entsprächen abzusetzen. Zur Zeit sei die Gefahr noch nicht gegeben, aber man müsse wachsam sein. Die Schilderungen, des Abgeordneten, dass der AfD-Mann von linken auf dem Korridor des Theaters in die Enge getrieben wurde, damit er spüre, dass er nicht willkommen sei, stießen manchen Zuhörern auf. „Man müsse die Mittel der Demokratie nutzen“, meinte Oxana Arkaeva. Danach spielte Francesco Russo italienische Liebeslieder mit Mundharmonika und Gitarre. Das letzte Lied war über die Freiheit(Liberte e Liberta) und handelt davon wie schön es sei jemanden in der Blumenwiese zu lieben. Oxana,die russische Kulturmanagerin mit Amerikaerfahrung erzählte von einem afghanischen Sänger, der von Ulm aus abgeschoben worden ist, dann passierte ein großer Anschlag in seiner Provinz in Afghanistan. Dann habe er zurück gedurft und Ulmer Künstler hätten ihm einen Vertrag verschafft. Am Wochenende sei er im Rahmen der Friedenswochen in der Friedrichsau aufgetreten.Crista Mayerhofer moderierte charmant und sprachgewandt.
Francesco Russo an Gitarre und Mundharmonika
Marlene Dietrich erzählt ihr Leben
Der Blickfang war am Beginn des Abends schon das barocke Kostüm eines Transvestiten gewesen.Dieser hatte sich jetzt umgezogen und mit der amerikanischen Uniform war er nun die Dietrich. Erstmal bedankte sich die Dietrich erstaunt über den freundlichen Empfang. Denn sonst höre sie nur „Ami go home“ und Amihur-Rufe wenn sie in Deutschland auftrete. „Was ich trage ist keine deutsche Uniform, nein ich wurde in Amerika hoch dekoriert, weil ich gegen die Nazis gekämpft habe.“ Und dann stimmt der freie Schauspieler Christoph Wernicke „Ich weiß nicht zu wem ich gehöre“ an. Dort singt sie vom sich zu schade sein für einen alleine und der Liebe die stets das neue ist. „Ja, ich könnte bestimmt ein ganzes Telefonbuch mit meinen Affären füllen, treu war ich aber nur zwei Männern meinem eigenen und Jean Gabant. Als Preußin habe sie sich getraut etwas zu sagen. Verliebt hat die blonde Venus sich das erste Mal 1914 in ihre Französischlehrerin, die dann ausreisen musste und Französisch wurde als die Feindsprache erklärt. Schon immer ist die Schöne mit der männlichen Stimme zwischen den Fahnen gestanden. Die Anfrage für die weibliche Hauptrollin einem frühen Buchheim Propagandafilm für die neue U-Bootwaffe(1928), habe sie abgesagt. Das Rolle habe dann eine blondereblauäugigere bekommen.Die wurde dann im Zuge der Nürnberger Rassegesetze weil jüdisch inhaftiert. In Hollywood war sie dann ganz selbstverständlich mit Lesben, Franzosen,Juden und Schwarzen zusammen. Bestechen hat sie sich nicht von den Deutschen, die sie ins Reich zurück holen wollten, und ist in Hollywood gebleiben. Als der Krieg dann begann ging ihr Geliebter Jean Gabin dann nach Frankreich um gegen die Nazis zu kämpfen. Die Dietrich wollte auch an die Front. Zuerst motivierte sie Soldaten in Casablanca, bis sie dann über Oman nach Tanger bis an die Front kam.
Marlene Dietrich war auch im Leid ganz nah an den Menschen
Christa Mayerhofer interviewt den Künstler zu seinen wichtigsten Werten
Als sie sich mit Jean in Algier traf fand ein verheerender Bombenangriff der Deutschen statt.„Am nächsten Morgen lagen noch Verstorbene und Verwundete in den Gassen, ich habe mit ihnen gesungen und gespielt.“ Auch in Monte Casino, als Rom gegen harte Angriffe der Nazis verteidigt wurde und auf 400 Soldaten eine Schwester kam, war sie zehn Wochen. So manchem Sterbenden hielt sie Lilly Marlen singend in den Armen. Rom wurde verteidigt. Dann kam sie zum amerikanischen Nachrichtendienst OSS, bei der Ardennenschlacht, bei der die Nazis nochmal zeigten was sie konnten, hat sie Erfrierungen erlitten.Als auch diese blutige Schlacht gewonnen war, fuhr sie mit dem ersten Panzer nach Berlin um ihre Mutter zu besuchen. Die wollte nur das der Bastard mit dem Bart stirbt.Bald darauf starb sie selber „Berlin 1920, als ich gegangen bin und Berlin 1945, was für ein Unterschied.“ Für den Krieg, und wenn es der Kalte war, ließ sich die Dietrich danach auch nicht mehr von den Amerikanern einspannen. Sie ging lieber zum Anne-Frank-Haus als es noch niemand kannte. Zum Schluss sang die Dietrich ein mit diesem Hintergrund verändertes „Just a Gigolo“. Zum gemeinsamen Schluss stimmte dann Russo „Bella Ciao“ an, welches mit Textblättern von allen Deutsch mitgesungen werden konnte. Ein schöner Abend.
Am 14.09 um 19.00 Uhr findet im Kleinkunstcafe´zum Fröhlichen Nix in Blaubeuren das nächste Linke KleinkunstLab statt. Linkes KleinkunstLab heißt jeder kann mitmachen, es gibt Beiträge, die aber auch als Anregungen zum politischen Gespräch gedacht sind