Europa das sind wir

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Blick auf das Donaufest vom ungarischen Langosch-König aus fotografiert

11.Ulmer Donaufest es warten 10 Tage kulturelle Vielfalt aus dem Donauraum

 

Ulm hat seinen Reichtum und seine Weltoffenheit über die Jahrhunderte sicher zu einem Gutteil durch seine Donauschifffahrt erworben. Das Donaufest auf dem an 10 Tagen Kunsthandwerker und kulinarische Schöpfer aus 10 Ländern entlang der Donau ihre authentischen Güter darbieten hat am Freitag begonnen. Traditionell ertönte die Donaufestfanfare als die Bürgermeister von Ulm und Neu-Ulm, Gunter Czisch und Gerold Noerenberg, die Gäste aus nah und fern begrüßten. 3 Bühnen, zwei entlang der Ulmer Donauseite und eine am Neu-Ulmer Ufer bieten meist kostenlose Konzerte und interaktive Vorführungen von Kunsthandwerkern der Donuanrainerstaaten. Ein Fest wie ein Fanal für das Europäische Ideal der Einheit in Vielfalt. Auch das internationale Donaucamp, an dem Jugendliche aus Deutschland, Österreich, Tschechien, der Solowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Rumänien, Bulgarien, der Ukraine und Moldawien teilnehmen, sagt: Europa sind wir. Das Programm des Donaufestes widmet sich also nicht nur dem Genuß und der Geselligkeit sondern läd auch ein auf die Spurensuche nach Gemeinsamkeiten und Differenzen.

Das Donaufest als Fundgrube für Begegnungen mit Donauländern

www.donaufest.de ist eine wahre Fundgrube für Anlässe zur Begegnung mit dem Reichtum Europas und seinen Menschen.Nach zehn Uhr begegnet am Ulmer Ufer seinen Zigarillo genießend in ein Gespräch vertieft der Ulmer Bürgermeister. An diesem lauschigen Abend, kann man sich alleine mit der Nase schon in so viele Geruchslandschaften entführen lassen von der klassischen Roten über Pizza und Hähnchen mit Paprika ist alles da was wie der Schwabe sagt „dr Maga ma.“ Und auch die Gesöffe sind in feinschmeckerischer Vielfalt in einer Weinlandschaft um den völkerverbindenen Strom gesäumt. Und dieses Jahr gibt es den Trend aufgreifend auch verschiedene Gins. Wacholder gibt dem Gin das besondere Etwas,und das reimt sich auf wach holder. Viele Sprachen hört man hier und man kann sich kaum satt sehen an den anrührenden Szenerien. So flanieren kann man sonst vielleicht in Nizza oder Beirut, Ulm ist gerade nah am Wasser, ein zutiefst liebenswerte Fleck Erde. Der Markt der Donauländer mit seinen duftenden Seifen und seinen Brettern und Schalen aus exotischen Hölzern lässt den Bewegungsfluss des Flaneures immer wieder stocken, mal ist das Lichterspiel auf dem dunklen Flusse magischer mal das freundliche Gesicht im kroatischen Stand.Güter die einen auf Märkten Land und und Land ab zu Hause sein lassen gibt es als Hülle für Preisvergleich und Handel. Aber auch Sachen die man noch nie gesehen hat, wie Löffel aus Horn bannen die neugierigen Blicke. Dann ein Kleinod aus grünen Tellern und Schalen aus Bulgarien. Das kesse offene Lachen des Händlers hinter dem Stand mit der weiß-grün-roten Fahne ist gar nicht mehr nötig um mich hereinzuziehen. Eine blonde Frau, die ähnlich angetan ist, macht dem Verkäufer gleich zu beginn ein Kompliment für seine schönen Augen. Sie seien noch tiefer als das glänzende grün-weiß-rot der Keramiken. Nina, die Mutter des Verkäufer kommt nun hinzu. Sie dreht einen Teller um und erklärt was darauf geschrieben ist. Nina, dass sei sie und Velikotarnova, das sei die Stadt in der die Teller hergestellt worden seien. Velikotarnova sei vom 12.- zum 14. Jahrhundert die Hauptstadt Bulgariens, des Landes mit der weiß-grün-roten Fahne, gewesen. So konkret und spannend hätte ich einmal im Studium in die Geschichte eines Landes eingeführt werden wollen.

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Keramiken und Augen glänzten beim bulgarischen Keramikstand um die Wette

Bulgarische Keramiken die Geschichte in sich bergen

Die Machart der Keramiken sei früher den Adligen in Velikotarnova vorbehalten gewesen. Sie und ihr Sohn hätten die Teller vom Museum dort kopiert. Dann liefert ihr Sohn noch die Entstehungsgeschichte eines solchen Tellers. Der Ton sei aus rotem Klee, der bei 800 Grad gebrannt werde. Nach einer Wartezeit werde der weiße Klee aufgetragen und dann bei 1200 Grad gebrannt. Dann erzählt Nina der angetanen Frau noch über die Symbole auf den Keramiken, nach einer äußerst angeregten Unterhaltung nimmt sie eine Schale. Das Metzgertor, das der nächste Zugang von der Stadt hierher ist auch im 14. Jahrhundert entstanden, ich bin gespannt auf die bulgarische Geschichte. Überall, an der Donaubrücke und auf den Bastionen begrenzen und bewerben Fahnen das Fest. Auf den unbespielten Bühnen trinken zwei Tische exponierter Weise Wein. Auf der Suche nach etwas Ruhe geht es die Donaubastion hoch, dort hat der ungarische Langos-König einen guten Überblick und Blick auf das neu-ulmer Donauufer, neben Langosch verkauft er auch „Retes“ Strudel, was mir österreich-ungarisch vorkommt. Ein Langhaariger Schwabe liest sein Schild. „Laang Gosch“, schallt es da und bekommt aus dem Munde eines Schwaben gleich eine ganz andere Bedeutung. Der Langosch-König meint auf das Reizthema Victor Orban angesprochen. „Ich mag ihn nicht, wenn bei euch die Leute denken, wir seien alle seiner Meinung, dann irrt ihr euch. In den letzten vier Jahren sind 800000 Ungarn vor der Regierung Orban geflohen.“ Ein wacher reflektierter und ironischer Mann dieser Langosch-König. Um 00.04 macht er seinen Stand dicht. Auf dem Weg zum fahrbaren Untersatz fotografiere ich die Einhörnerfahnen am Rathaus. Was es wohl mit ihnen auf sich hat? Plötzlich steht ein angetrunkender junger man neben mir. Es stellt sich heraus das er oft in der Ardeche´in Frankreich war wo es mich zu meiner nächsten Europareise hinzieht. Er versichert mir die Ardeche´, dass ist authetisches Frankreich, er könne mir sicher einen Platz für eine Übernachtung organisieren. Was für ein Abend, als ob Europa mit geheimen Liebensfäden eine neue Einheit weben wolle: Europa, dass sind wir.

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18 Leute kann eine Ulmer Schachtel in einer Fahrt vom Ulmer Ufer zum Neu-Ulmer Ufer bringen

 

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Das Ulmer Verschwörhaus:Mehr als ein Aushängeschild für Digitalisierung von unten

dsc00057.jpgIch bin Politikwissenschaftler, also  zumeist mittelloser Weltveränderer, der immer mehr auf die eigenen Defizite hingewiesen wird. Nachdem ich den Tugendenbilderbogen auf dem Ulmer Rathaus versucht hatte zu durchdringen und für eine spätere Archivierung zu fotografieren, wusste ich noch nicht das mir durch ein gelbes Plakat am Verschwörhaus mit dem Ulmer Münster drauf vermittelt, bald ein Archivierungsprojekt mit ganz anderen Mitteln wie den meinigen über den Weg laufen würde. Ich wusste nur, nach meiner Beschäftigung mit dem Ulmer Massenmedium des Mittelalters und der uralten Ulmer Ratsdemokratie, dass Ulm ein besonderer Platz sein müsse, den ich bisher nur als Einkaufsstadt und Herberge vernerdeter Technikstudenten angesehen hatte. Mein erster Kontakt mit Bürgerschaft und Machern, bei der Abschlussveranstaltung zur zweiten Phase der Bewerbung  digitalen Zukunftsstadt Ulm, war anregend gewesen. Jetzt nahm ich eine lange Wartezeit in Kauf um Abends das Verschwörhaus erstmals im Arbeitsmodus zu erleben.

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Einer der zwei 3 D-Drucker die im Verschwörhaus installiert sind um von der Bürgerschaft ausprobiert zu werden

Hack your city

Viele Flyer mit creativen bis subversiven immer aber praktischen Themen lagen aus. Eine mir neue Verbindung Lasträderbau und Freifunk, Demokratie und Technophilie, Schrauber und Rekonstrukteure des Gesamtsystems.Im Eingangsbereich gibt es Getränke zum Einkaufspreis, Leute haben Backwaren und Soßen mit dem Hinweis “Eat me” hingestellt. Humor fliegt einen von manchen Installationen an, auf dem Männerklo steht mit dem Konterfait der Landesregierung besetzt für Verkehrsminister Winfried Hermann. Es gibt in den etwas düsteren mit blaulicht illuminierten Gängen, Nischen mit Sitzkissen, zwei sind von Wikipedia gesponsert.Die Leute hier erzählen dau”ernd auf welcher Konferenz sie gerade waren und warum sie an dem und dem Termin nicht können. Witzig und mysteriös auch die Plakate von den Konferenzen des Chaoscomputerclubs, letztes Jahr hies die zentrale Konferenz “Bundesdatenschau” die nächste Woche heißt “Ganz großes Kino” und  wird sich mit IT-Sicherheit beschäftigen, einem Thema über das man bei der Veranstalung im ulmer Stadthaus noch nichts zu hören bekam.

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Laslo vor den 2 E-Rollern die er das nächste mal unbedingt ausprobieren will

Cyber, Chaos und öffentliche Unordnung?

Das Motto was der Chef des Hauses der Informatiker Stefan Kaufmann an der Veranstaltung zur Zukunftsstadt propagierte: “Unser Ziel ist es alles zu automatisieren was zu automatisieren ist”, klingt nicht nach Chaos und öffentlicher Unordnung. Viel mehr sieht man auf dem großen Tisch eines Raumes, ganz viel Lötkolben und Bauteilhalterungen, vieles auch was einen an Amateurfunk oder Raumschiffe der 70 er Jahre erinnert, vielleicht Oszilloskope? Es ist aber auch nicht so wie im Repair-Cafe´wo ich mit Hilfe der kollektiven Intelligenz ein Problem löse, das ich selber nicht lösen kann. Nein, jeder den ich hier treffe hat schon seine Idee. Heute Abend stehen Einweisungen in die zwei 3-D Drucker und den Laser-Cutter im Vordergrund. Es ist eher so, als ob die Hacker und Maker hier eine  Werzeughalle vorfinden würden, welche sie aus ihren eigenen Werkstätten herauslockt um hier dann auch auf eine inspirierende Arbeitsatmosphäre zu treffen. Eine Psychologiestudentin zum Bleistift, schriebt hier ihre Abschlussarbeit, weil sie hier produktiver sein kann. Und das anarchistische cyberpunkige Outfit des Verschwörhauses, ja sogar der Name, locken Menschen an, die von Berührungängsten mit Big-Data bis hin zu einem Nokia 5110 haben.

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Dicht verzahnt sind im Verschwörhaus das Streben nach politischer Emanzipation und das Streben nach Forschung und technischer Innovation

Forschung, Spiel und Kreation

In zwei Liegemöbeln, die mit ihren Schubladen offenbar zur Benutzung zur entspannten Arbeit entworfen sind, unterhalten sich ein Junge und ein Mädchen. Irgendwann steht der Junge auf und betrachtet interessiert ein Blatt, welches von einen schwarzen Rahmen umgeben ist, an dessen Innenseite man der grün-kupferne Terrain von Schaltkreisen sieht. Sie steht auf und deutet auf den Stecker; sie stecken es ein und es leuchtet und vibriert.  Sie schauen es von allen Seiten an. Verstehen aber die etwaige Funktion nicht, aus Angst um das Blatt schaltet der Junge erst mal aus. Ein Forschungsprozess hat begonnen. Das Mädchen verabschieder sich und geht zum  Tutorial für die 3-D Drucker. Dann werden von irgendwoher die Nachrichten eingespielt  und danach ein politisches Comedylied in dem Franz-Joseph-Strauß erklärt warum es keine linke und auch keine rechte Mitte und auch keine Koalition der Mitte gibt. Ein anregender Ort. Der nächste solche ist bestückt mit zwei 3D-Druckern und einem Laser-Cutter. Ein Mädchen lässt von dem Laser-Cutter gerade Formen aus einem Holzstück herausschneiden. Der Laser-Cutter kann aber auch Glas, Marmor, Acryl und Leder und etliche andere Materialien schneiden. Vinzenz erklärt mir während er auf seine Formteile aus dem 3 D Drucker gegenüber wartet, etwas über die Szene hier.

 Verschmelung aus Hackern, Maker-Szene und Kunst

“Maker-Szene kommt  aus dem Basteln an Sachen, da geht es einfach um das Selber-Machen und das Können-Wollen. Die Hacker wollen bestehende Systeme zunächst analysieren um sie dann so zu machen, wie sie sie gerne hätten, meint Vinzenz.Die “Maker-Szene” sei bis vor 5-10 Jahren immer größer geworden, einfach weil es immer mehr und immer einfacher nutzbare Mittel gab. Inspiriert von den vielen kreativen Aufklebern und Proklamationen hier, frage ich ihn welche Rolle die Kunst dabei spiele.Ermeint Kunst sei ein Mittel der Wahrnehmbar-Machung gesellschaftlicher Verhältnisse, deshalb sei auch die Kunst ein Ferment des Verschmelungsprozesses, der hier ablaufe. Beispielsweise seien auf den Maker-Messen, die es in Deutschland und weltweit gebe meist Steampunks dabei, welche ihr Vintage Outfit auch selber machten, sonst aber eher theatralisch drauf wären. Währenddessen viel mir die Behauptung des Vortragenden über Digitalisierung im Stadthaus wieder ein Digitalisierung koste keine Arbeitsplätze. Vinzenz zeigte mir ein Plastikteil und sagte, dass habe drei Stunden gedauert, die Herstellung Teilen in Massen via 3 D Drucker sei in den meisten Fällen für die Industrie nicht attraktiv. Es gäbe aber auch andere Beispiele, wie z.B die Deutsche Bahn die vor einem Jahr bekannt gegeben habe Teile ihrer Züge(Kopfpolsterhalter) via 3 D Druck bei Schäden nachproduzieren zu lassen. Das Kalkül liege hier aber darauf ohne vorgehaltene Ersatzteile in manchen Segmenten Lagerkosten zu sparen.

3 D-Druck lässt Umsetzung lange gehegter Projekte zu

Jakob beschickt gerade den 3 D Drucker mit einem Datenstick. Er meint die Daten für das Objekt  seien in einem sechsstündigen Berechnungsprozess von seinem Computer ausgespuckt worden. “Ich habe eine Säule umrundend circa 100 Bilder gemacht, mittels die Lichtbrechungspunkte die die Kamera auf ihrem Sensor weiß kann durch das  Verfahren der “Photogrammetrie” durch die vielen Punkte die dreidimensionale Form der Säule berechnet werden und hier ausgedruckt. Ich habe  Nebenher unterhält sich Jakob mit Vinzenz über Drohnen, Vinzenz bietet Jakob an seine mal auszuprobieren, bevor er das Modell kaufe. Jakob ist gespannt wie es jetzt weitergehe mit der Säule, dass nächste mal wolle er sie größer ausdrucken und dann an den Laser-Cutter. Laszlo ist durch einen Tipp seines Vaters hergekommen, er sei auch ein Tüftler. “Ich habe mal aus einem alten CD-Laufwerk einen Stift-Plotter gemacht. Das ist noch lange keine Vorstufe für einen 3 D Drucker”,dementiert er meine Frage.Der erste 3 D Drucker sei aber schon 1988 über den Ladentisch gegangen. “Was mich hier fasziniert ist die Offenheit, Besucher aus Halle von Jugend hackt, müssen einen Mitgliedsbeitrag zahlen. Da haben wir durch die Unterstützung der Stadt Ulm schon einen Vorteil. Ich habe hier schon Leute anfang 60 gesehen und morgen stellt eine ihre Masterarbeit hier vor, das Verschwörhaus ist schon ein toller Ort”.

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Poller die rot zu leuchten beginnen und dann im Boden verschwinden, alles wie im Film

 

Links:

der link zum Verschwörhaus:

http://verschwoerhaus.de/

 

Anregungen  des Chaos Computer Clubs zum Thema IT-Security:

https://media.ccc.de/

 

der Link zum Kongress des CCC in Darmstadt nächstes Wochenende:

https://talks.mrmcd.net/2018/cfp

 

Frag den Staat ist eine Seite, die Bürgern hilft an Informationen und Dokumenten des  deutschen Staatsapparates zu kommen:

https://fragdenstaat.de/

Amerikanischer Chor gastierte im Ulmer Stadthaus

DSC00015Nach dem Landesposaunentag am Wochenende bot das Ulmer Stadthaus am Montag abermals die Kulisse für eine musikalische Reise. Im wahrsten Sinne, denn der “Woodson Chorale”, ein Highschoolchor(Jugendliche von 14-18 Jahren), machte auf einer 15-tägigen Tournee durch Deutschland  und Frankreich für ein Gratiskonzert halt in Ulm. Bis von Virginia waren die Sängerinnen und Sänger teils mit elterlicher Begleitung angereist. Die 82 Sängerinnen und Sänger machten die Ulmer schon vorher mit zwei Stücken vor dem Stadthaus auf sich aufmerksam. In “the Battle of Jericho” spannte der Dirigent Michael Ehrlich schon seinen dramaturgischen Bogen der bei der urgewaltigen die dicksten Mauern einreißenden Kraft des Klanges begann und beim Gesang als der Speise der Liebe enden sollte. Das schnelle, dramatische  Stück, war ein echter Köder für noch unentschlossene Passanten, kurz zu Gast zu sein bei einer Reise in die amerikanische Chorliteratur. Das erste Stück war bearbeitet vom zeitgenössichen amerikanischen Komponisten Moses Hogan. Das spirituelle Verlangen nach Erlösung spiegelte auch das engelhaft einladend beginnende “Zions Walls” von Aaron Copland dem  New Yorker, der die amerikanische Moderne sehr prägte. Die Mütter die auf die Tournee mitgereist waren, filmten teilweise eifrig mit und die Deutschen waren schon auf das angekündigte “O Haupt voll Blut und Wunden” von Johann Sebastian Bach gespannt. Dieses sehr konkrete Besinnungslied auf die Macht des schuldlos sich opfernden Jesus,  sang der “Woodson Chorale”  sehr einfühlsam.

                   Die vielen Gesichter Amerikas

Asiatisch, italienisch, indisch, englisch und irisch anmutende Gesichter hatte der Chor aus Virginia aber keine farbigen sah man da im Chor “…du edles Angesichte, davor sonst schrickt und scheut das Weltgewichte…” harmonisch perfekt singen.Ein weiterer zeitgenössischer US-amerikanischer Komponist nämlich Daniel Garthrop brachte zunächst mit “Sing me to heaven” freudige Gestimmtheit in  Chor und Publikum, zumindest beim Lullaby, das zu singen gewünscht wurde, beim brechenden Herz ,ausgelöst von einem Liebesbrief, und beim Requiem wurde die Stimmung dann wieder gedrückt aber über allem flog  der Stern von Bethlehem, die Bitte “love me, comfort me, bring me to god.” Nach der Pause gab es nun Musik allein vom Mädchenchor.Mit “Some where over the Rainbow” wurde  ein auch in unseren Breitengraden bekanntes Stück dargeboten.Madeleine Pohland eröffnete mit einem einfühlsamen Solo “Some where over the rainbow blue birds fly”,  dass passte gut zu dem für die Fotografen sehr lästigen blauen Schimmer, der münsterseits auf die Bühne einwirkte.  Bei “Sing and make a melody” sangen die Mädchen aus vollem Herzen “sing and make a melody to god with all your heard…” Danach zeigten die jungen Männer was sie drauf hatten. Beginnend mit einem lateinischen Stück, worin ihre Stimmen nicht ganz wohnten kulminierte ihre Konzert in  der schottischen Weise vom “Loch Lomond”, auch hier begann das Stück mit einem Solo, diesmal von Jack Hopewill. Danach malte die enthusiastische Stimme von Eric Tysarczyk die traurige Liebesgeschichte um den sagenumwobenen See von “Loch Lomond” weiter. “We ´ll never meet again, on the bonny bonny banks of Loch Lomond”, sang der begeisternde Sänger mit seiner schwarzen Haartolle traurig.Gemeinsam und gefeiert endete das Konzert mit einer Ballade von dem amerikanischen Komponisten Balthasar Donato “All Ye who music  love”. Und der Klang der zu Beginn und auch als Zugabe noch die Mauern zertrümmern sollte, der wurde jetzt zur Speise der Liebe. Ein bemerkenswertes Konzert endete mit einer Aufforderung:”If music be the food of love sing on.” Die jungen Musiker ernteten stehende Ovationen, endlich mal wieder ein positiver Kontakt zu US-Amerika.

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Auch unter den Choristen waren starke Sänger und Sängerinnen
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Nach einem tollen Konzert musster der Woodson Choral aber gleich weiter, sie singen heute auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville Sur Mer in der Normandie, wo einst die amerikanischen Invasionstruppen gegen Hitler landeten und viele Soldaten auf beiden Seiten gefallen sind.

 

Mag ein Chor selbst so eine, oder eine ähnliche Reise machen gibt es in der Firma KI Concerts einen Anbieter der schon seit 40 Jahren Chorreisen in der ganzen Welt organisiert:

Links:    http://kiconcerts.com/about/

Innendrinnen

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Kirchplatz Blaubeuren: Installation und Erstellung vom Banjo-Mann von “Brekkies Inn”

Bei der Ausstellung unter freiem Himmel in Blaubeuren, nach einer viertel Stunde übellaunigen Da-Seins, während des stillen Gewahrens eines von heiterer Hand gemalten Orange:

 

Was ihr in euch drinnen habt,

und was mir selbst im dunklen Tal

noch eine Farbe gibt,

die selbst in mir sein kann

ein Bisschen außer Schwarz

 

Ihr Sänger, Zeichner und Texter nehmt Hartz,

Ihr Bildhauer und Architekten wir brauchen einen andern Arzt

 

Was ihr in euch drinnen habt,

den Schock, die Schalheit und den Schmeichel

die machen euch ereignishaft, doch sparn sie keinen Leck vom Speichel

 

Was ihr in euch drin habt dafür ist mein Gebet

Das ihr euch gebt und nicht auslebt

Diese Schalheit, diesen Schock, diesen Schmeichel

das ihr ihn aushaltet und nicht wieder als euren

Ausdruck in die Welt entfaltet

 

Es interessiert mich nicht welch schöne Höhlen ihr grabt

Ihr habt nichts gegeben, wenn ihr euch nicht selbst gegeben habt

Es ödet mich an wie ihr eure Selbste auf Bühnen begrabt

die Bühnen begrabt

inselbegabt, einfach genommen,

schwierig geworden

Kurz vor dem Ermorden

Orden um Orden um Orden

 

Ich bete für die der Welt Überdrüssigen

das sie erhört bleibn von dem Überschwingen

das die Materie nicht greift

Was in euch drinnen ist,

und nicht von euch stammt,

gebt es zurück,

teile deinen Code zum Glück

 

Wenn ihr dies dann tut

und ihr darin geruht

mach ich zum Singen,

Malen und Texten euch Mut

Innendrinnen wie außendraußen

ist dann all Es wieder gut (01.07.2018)

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Martina Reichmann mit etwas Orange

Zeitraum der Intensität in Blaubeuren

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Martina Reichmann, zeigte mit floralen, tierischen und menschlichen Motiven was sie kann

Farbenpracht und Urgewalt, Malerei und Tönerei flossen von 17 Uhr bis 22 Uhr über den Kirchplatz, schwappten vor den Wänden der Kirche auf und flossen in veränderter Farbmischung wieder ab. Um die 50 Maler und Malerinnen, und mobile Musiker an verschiedenen Orten machten das Event zu einem ganz besonderen Blauton. Es hätte sich schon an Martina Reichmanns bestimmt die Hälfte der Gesamtzeit aushalten lassen.

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Pure Spielfreude und gute Texte Feschtagsmusik+ Auterieth und auch der Banjos-Spieler von “Brekkies In” reihte sich noch in die Gruppe ein

 

Jeder ist so einzigartig und Maler machen dann auch noch hunderte Ansichten daraus, bow. Gut das es auch im alternativen Schick einen hellblauen Pizzawagen gab oder auch einen Sekt für die Spritzigkeit. Bei dem Zeit-Raum, und dem Flair den er versprühte und genussvoll in sich trank ist es nicht so wichtig wie viele Künstler wann was spielten sondern viel mehr die Geschwindigkeit, das kulturelle Fließgleichgewicht und sein System. Und das ging so, es war viel Platz für die Geheimwaffe des blaubeurer Kiez um das fröhliche Nix, die spontane Selbstentfaltung beim Treffen sich mögender menschlicher Elemente. Dynamik spendete das heiße Wetter, das Durchflanieren von anderstonisierten Elementen, die manchmal in Bilder manchmal in musikalische Netze sich einwebten und manchmal aus Spaß an dem Gewebe, die Seiten wechselten. Über diese subjektive kleine Wahrnehmung heraus, der ich heute ein Gedicht bestellen möchte wird es am 20. Juli ein Nachtreffen der Blautöne in der Kleinkunstkneipe zum fröhlichen Nix geben. Ein Highlight war sicher um die 20 Uhr ein Auftritt, von Feschdagsmusik in der Fussgängerzone. Den Skizzen entwerfenden Klaus Schrag mit seiner blaugetönten Sonnenbrille umringt von zwei seiner großen Bildern mit Meer und Bikinigirl, fand ich auch ästhetisch. Berthold Fischer mit seinem Saxophon, neben dem Museum für Ur- und Frühgeschichte und die ganze Szenerie, die sich darum ergab. Aber auch um das Duo „Brekkies Inn“, das mit vort selbstgesägten toten Fischen und Blechmülleimern mit seiner Weltmusik und dem kessen Zylinder des Sängers eine ganz eigene abgründige Atmosphäre zauberte.

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Claus Schrag aus Heroldstatt war wohl  der einzige Maler der die meiste Zeit seinem Handwerk nachging

By the way berichtet: Barri ante portas

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39 Kühe prägen die Umgebung von Schloss Mochental, die auch mit Wanderwegen aufwartet

   Gut gerochen vom Dicken auf Schloss Mochental

Die Präposition:Es war ungefähr 11 Uhr, lange war ich noch verharrt, an der kleinen Kapelle auf der Anhöhe beim richtungsweisenden Guten Hirten über Hütten. Zurück lief mein Geist zum Aufwachen am Badesee in Ludwigsfeld am Vortag, die Stille, um die 6 Uhr herum und die Kreise die sich, ganz Auge, in den See meines Bewusstseins zogen. Dies ist eine Schule des Schreibens, hallte es da von meinem gestrigen Gespräch beim ehemaligen Barfüßer unter dem Münster in Ulm wieder, und jede Entscheidung, wenn sie getroffen ist, kann sich mit neuen Informationen ändern. Aber wie Sonne und Mond sich nur in einem klaren See spiegeln können, so vermag sich Gott-der Schöpfer- nicht in einem Bewusstsein zu spiegeln, welches von der Idee des „ich und mein“ getrübt ist, eine indische Weisheit. Manchmal rutschen Dinge ineinander, gerade wenn man durch Unentschiedenheit für sämtliche Einfälle geöffnet wir und es entsteht eine Synthese.Von vielen Einflüssen gespeist und durch die ruhige und zugleich überlaufende „Schale“ des Sees entspringt ein Fluss, eine Kraftlinie, eine Richtung, die einen gehen macht.

Mit  der Kraft der überquellenden Ruhe

Meine Synthese ist hier, offen zu sein für die Begrenztheit der eigenen Ressourcen; mit dem alten Generalfeldmarschall von Moltke gesprochen: „Man kann einen Krieg nur bis zu seinem Anfang planen.“ Und andererseits offen für die scheinbare Unendlichkeit in einer Verbundenheit mit dem in Ruhe Einflüsse ansammelnden See des Bewusstseins, das von größeren Kreisen anregend durchzogen ist. In meinem Zwischenziel, das auch ein Hauptziel zu werden vermöchte, steht ein Satz auf einem französischen Gymnasium, der auch von Moltke, diesem Kriegerdichter, zugeschrieben wird: „Erst wäge, dann wage.“Als ich die Augen öffne, weiß ich das ich mit diesen Haltungen zur Reise, und meinem Neuen Testament in der Tasche nicht fehlgehen kann, auch wenn meine Ängste, beispielsweise im Angesicht der Komplexität der Planungen ohne Navigationsgerät in Frankreich zu fahren groß sind. Genauso mein e Gedanken zu den Kosten. Eigentlich reizt es mich ja immer so billig wie möglich davon zu kommen, Mautgebühren und private Autobahnen hält etwas Mächtiges in mir für ein Verbrechen. Genauso weiß ich aber, dass es das Geben ist, das den Gabentausch eröffnet und das habe ich von einem Bauern auf dem Markt in der Freiburger Wiehre gelernt, der mich genau einen Tag ausprobiert hat. Ich fahre also los in Anbetracht der Bibel denke ich: „Triffst du Buddha auf dem Weg, dann töte ihn.“ Mein virtueller Reisebegleiter ist Andreas Altmann, der ein Buch über die spirituelle Reise geschrieben hat, welches auf diesem buddhistischen Ausspruch beruht.„Kill your idols“, darin ist die fein schreibende atheistische Leseratte ein gutes Vorbild.Altmann ist ein Gigant der Feder und der Reise, ich bin ihm einmal begegnet und er hat mir empfohlen sein Buch das „Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ zu lesen. Ich habe angefangen, es ist mir aber im Hals stecken geblieben, weil ich noch nie so etwas schonungslos negatives gelesen habe. Danke Andreas, aber wie sagte mein kluger Schulfreund unter dem Münster beim Guinness „Wenn du eine fette Portion Schnitzel mit Pommes ist, dann schiebst du sie dir auch nicht ganz rein, nein du isst sie Bissen für Bissen.“Danke Frederik.

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Auf 2800 qm Fläche und auch wie hier rechts und links der Flügel, die kinetische Kunst von Jörg Wiele, birgt die Ausstellung  Schloss Mochental hochkarätige Kunst aus Moderne und Gegenwartskunst

 

 

 

Mit Biss bis Schloss Mochental

Noch nie bin ich auf meinem Weg auf der B 311 durch Ehingen durchgefahren, Ehingen ist aber by the way berichtet, eine Stadt des Genusses, noch heute gibt es dort mindestens fünf selbstgebräute Biere. Ehingen ist aber auch eine Stadt der Integration von geistig und psychisch Behinderten Menschen. Es gibt dort beispielsweise eine Tagungsstätte der Bruderhausdiakonie und einen Ableger der von der Gruppe der Normalisierten sprichwörtlich verschrienen Psychiatrie Schussenried. Wie im unfernen Munderkingen spricht einen eine mittelalterliche Innenstadt an, so fern man sich ansprechen lässt. Und wem es zu heiß wird der hängt die Füße in den gut bewirteten Groggensee oder fährt nach Rottenacker an den tollen eintrittsfreien Badesee.Nur acht Minuten von Ehingen auf der B 311, nutzt der buddhistisch in Stille gepackte Betonerfahrer die Abfahrt zum Schloss Mochenteil. Wie selten sonst, bin ich bestens in der Zeit und der Raum, der sich entlang von gülleduftigen Wiesen hochschraubt auf die Schlössern oft zu eigene Exponiertheit, poliert Augen und vertieft die Körperbelüftung. Ich parke ohne die üblichen städtischen Parkplatzfindungsprozesse. Es duftet immer noch, eine dicke Kuh nickt mir über den Zaun zu, oder versucht sie außerhalb der Schwanzreichweite die Mücken in ihrem Gesicht zu beseitigen. Ich interpretiere, wir mögen uns. Das barocke zweiflüglige Schloss, ist bemerkenswert, weil links ein altes Tor offen steht aus dem die Schnauze eines Traktors lugt. Die Bänke, die noch nicht vom Regen am Morgen abgewischt sind, deuten auf eine Gastwirtschaft hin. Als ich das Tor des Schlosses, den anhaltenden dunghaften Ruch genießend, durchquere, bewegt sich von rechts etwas auf mich zu. So als ob es hier wohnen würde. Es ist braun-weiß und so groß, das Angst in mir aufkommt, denn Krieg kann man nur bis zum Anfang planen. Ich beschließe mich zu ergeben, wie eine Freundin mir gesagt hat muss man Hunden die Hand vorsichtig hinstrecken. Es ist ein Bernhardiner, ich habe schon lange keinen so großen Hund mehr gesehen. Und jetzt schmiegt er sich um mich als wollte er einen engen südamerikanischen Tanz mit mir veranstalten, nur eben mit der Leidenschaft eines Meditationsmeisters. Er kann mich riechen, ich ihn nicht, aber ich kraule ihn innig.

Morgenstund macht  Schlossberichte rund

An der Kasse des Schlosses, wo schon Popartplastikskulpturen in verschiedenen Farben um die Aufmerksamkeit, des Merkfähigen wetteifern, begegnet mir der neue Praktikant der Ausstellung Victor Jette. Er wird mir als ausgebildeter Architekt, der bedauert noch nicht alles über Schloss und Exponate zu wissen, in äußerst bereichernder Weise sein „Auge leihen.“ Um mein Vorurteil preiszugeben, Kunst beginnt für mich wo das Faktische in Frage gestellt wird. Nicht um Postfaktisches als Schutzschild für die eigene Egologe zu produzieren, sondern als Mittel der Sichtbarmachung der Anders-Ansichten.So sehe ich auch die Plastikplastik mit dem Fernglas in der Hand vom Künstler Ottmar Hörl, das er sie „Weltanschauungsmaschine“ nennt geht natürlich noch weit darüber hinaus undreißt mich aus der sicheren Barrikade meiner Ansicht. Nachher werde ich in der Gastwirtschaft erfahren, das der Hund an der „Pforte“ Barri heißt und mit Leo noch einen Zwilling hat.2800 qm Meter Kunst auf zwei Stockwerken erwarten den Gast, wenn er den Geldbetrag von 5 Euro Eintritt als Hüter der Schwelle zahlt. Die Privatgalerie gehört Ewald Karl Schrade und wohnt hier auf Schloss Mochental seit 1985. Das Konzept des erfolgreichen Galeristen, ist es moderne und zeitgenössische Kunst von verschiedenen Künstlern gleichzeitig auszustellen.Das junge Architektenauge Jetters interessiert sich aber gerade für den gebauten Raum.Im Erdgeschosszeigt er die herzigen Öfelchen entlang des Ganges und die modernen Pelletöfen, sowie die Pelletbeigen. „Das Schloss wird ganz mit Holz geheizt“, so Jetter.Im Winter brauche es einen Mitarbeiter der den Feuermeister gibt. Vorbei an einer Bild gewordenen Grünstudie, fasst er zärtlich das Geländer der Treppe zum ersten Stock an. „Das ist ein Baum, schauen sie wie er oben dünner wird.Wegen Brandschutzverordnungen müssen wir die ganzen Türen auswechseln, manche sind es schon.Und die Treppe, diese hier ist neu, vergleichen sie mal mit der zweiten, die ist original.“Ohne dämpfenden Stoffüberzug ist die zweite Treppe sichtbar, man hört und sieht ihr ihr Alter an.

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Irgendjemand im Bermudadreieck zwischen zwei Schleimes und einer  Beuys Büste von Ottmar Hörl

Cornelia Schleime: Im Bermudadreieck der Verweisungen

Sie ist echt, urig und sperrig und sie passt gut zu der Welt die in einem in ihren verschiedenen Rahmen jetzt anbrandet. Frauen, heftige Frauenportraits. Das Malen für die 1953 in Ost-Berlin Geborene mit dem „Kratzen, Ritzen und Zeichen setzen beginnt“, merkt man wenn man sich auf ihre Bilder einlässt, am eigenen Leibe.Die alte Treppe, die überall verbaut, einem vielleicht zu sehr auf die Nerven gehen würde, gibt auf ihren letzten rissigen Stufen einen neuen Blick frei. Zuerst reißt einen links die laszive Konstellation einer geheimnisvoll anziehend wegblickenden mit traditioneller Kopfhaube hin. Dannreißt der gedreht in die Augen blickende Blick, eines dünnlippig musternden Kindes, das ebenfalls traditionell gekleidet ist die Aufmerksamkeit an sich. Die anthrazifarbene Büste von Joseph Beuys,deren Schöpfer Ottmar Hörl ist schaut in die gleiche Richtung wie die Begehrenswerte.Dieses Bermudadreieck der Verweisungen, macht der Geist so körperlich wach und ist eine Einladung, dieses Verwirrspiel im Raume der Intensität mitzumachen, auf das einen die fast unheimlich eindrücklichen Bilder Schleimes mitnehmen wollen. Welche Glück, dass es andere Künstlerinnen auf dem Flur gibt, die andere Gehirnbereiche ansprechen. Susanne Züehlke bringt einen von Raum des sich Positionieren-Müssens unter heftigen Zug- und Druckkräften in ein feines Spiel mit Farbe und Emotion. „Der Fluss fragt sich durch“ gibt als Bildtitel für das Bild im Spektrum des Blauen, eine anregende Spannungslinie.

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Artefakte der Zukunft im Hubertussaal unterhalb von prunkvollen barocken Fresken

Bodo Korsig: Windows of the Mind

Das Hinterfragende verkörpert sich auch im Glanzlicht des Hubertussaales der von Bodo Korsigs „Windows of the mind“ bevölkert wird. Wie die Industrialisierung damals, werde das Paradigma der Digitalisierung heutzutage angezweifelt, so der Galerist und Hausherr Ewald Karl Schrade. Korsig platziert unter die hedonistischen Fresken der ehemaligen Sommerresidenz der Äbte von Zwiefalten Maschinenteile. Internet der Dinge oben, Maschinenteile weiß auf schwarz unten. Werden wir selber zu den Teilen, wenn uns unser Kühlschrank in seine Gewohnheitsmuster zwängt? Oder wird unser Freiheitsdrang einmal so diametral zu diesen technischen Bequemlichkeiten sein, das wir die Maschinen demontieren oder gar zerstören müssen? Oder zerstören sie uns, wenn wir für das bequeme Fressen unter Fresken alles fortschrittliche und solidarische des Menschen abgelegt haben? Bodo Korsig, der auch in seinen ikonographischen Anspielungen einige kreative Impulse und Denkrichtungsänderungen zu evozieren vermag, macht Lust auf Einkehr und Umkehren. Das Art-Cafe und die Terrasse dahinter, von der aus man die Klöster Obermarchtal(männlich) und Untermarchtal(weiblich) sehen kann bergen auch Kunst in sich, “embedded art” wie die Dürer Hasen in XXL-Ausführung von Ottmar Hörl machen die Terasse zu einem Ort des luftigen Eingebungen . Jetter meint, passend zum Thema Regeneration, Nahrungsaufnahme und Entspannung, die Nonnen von Obermarchtal hätten einen Klosterladen, ich werde ihn später aufsuchen, und sie backten Brot, das man im Norma in Munderkingen kaufen könne. Abends, wenn er hier alleine noch gieße, dann schaue er nur dem Windspiel zu, ein Exponat der „kinetischen Kunst von Jörg Wiele, die auch schon am Eingangsbereich grüßt. Einkehr und Besen, passen spätestens seit Beppo dem Straßenkehrer in Michael Ende´s Roman Momo leicht einsehbar zusammen. Und so „erhole“ ich mich von den erotisch-existentiellen Stillleben der Bilder von Ernst Heckel im zweiten Stock im Besenmuseum, welches so Jetter ein Traum des Galeristen war. Es habe jüngst einer aus Ost-Deutschland einen Besen hier beigesteuert. Auch der mystischen Bedeutung der Besen wird reichhaltig nachgegangen. Ich bin aber für heute reif für´s abendliche Einkehren. Es wäre noch viel zu sagen. Aber wenn der See, die Schale des Bewusstseins über voll ist sollte man sich den See, voll von Einflüssen setzen lassen, wenn man nicht gleich die Zeit zum Schreiben hat.

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Als Reisender mit wenig Mitteln versöhnt man sich besser mit den Naturgewalten:Kunst aus dem Schloss-Stüble

Das Schloss-Stüble und die Bernhardiner

Das Schlossstüble gehört dem Bauer, der auch der Inhaber der beiden Bernhardiner ist, sagt mir Frau Mauz. Ihre Schwiegermutter habe mit ihrem Mann noch Holz gerückt. Das Schloss-Stüble hätten sie schon 1938 von der Familie Dolpp übernommen. Ich interessiere mich für die Bernhardiner. „Bernhardiner sind wie Pförter sagt mein Hundeführer, die spüren die Leute ganz gut und verhalten sich dementsprechend,“ verriet die Wirtin. Hier in der Gegend, zum Beispiel in Schlechtenfeld und Kirchen gebe es auch Bernhardiner als Hofwächter, das sei Tradition.Der Wurstsalat ist mir von Jetter empfohlen worden, ich bin aber Vegetarier. Mir steigt bei dem Preis von 5 Euro wieder der Geiz auf. Dankbar für den Tag und hungrig besiege ich diesen Anflug. Wie eine Belohnung entbergen sich hinter dem bescheidenen Schild „Käsebrot“ zwei Brote, genug Camembert, eine knackige Gurke und eine Scheibe Käse für das andere Brot. Von meinem illustren Nebentisch erfahre ich sowohl über das Angebot der Indios beim Dreh von Fitzcarraldo, den unerträglichen Klaus Kinsky zu töten, als auch von den großen und guten Kuchen. Die Wirtin ergänzt im Nachfassen: Wir haben Käsesahne, gerade Johannisbeerkuchen mit Sahne und Pflaumenkuchen und andere.Unser Kuchenangebot ist saisonal. Der kunstvolle Geschichtenerzähler am Nebentisch meint: „Jedes mal wenn ich hier bin, bin ich restlos begeistert“, seine schön-farbig gekleidete Tischnachbarin meint: „Inhalt und Form sind hier wunderbar ineinandergefügt.”

 

 

Rückblick und Ausblick nach Ende der zweiten Phase der Bewerbung Ulms für den Wettbewerb Zukunftsstadt 2030

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Plakate und Mindmaps aus der ersten Phase des Wettbewerbs Zukunftsstadt von Herbst 2015 bis April 2016 dokumentierten das deren Ziel gewesen war Ideen und Visionen für die Stadt von Morgen zu entwickeln

Am Dienstag 26. Juni lud die Stadt Ulm die Bürgerschaft zur Abschlussveranstaltung der Stufe 2 von Zukunftsstadt 2030, und das Stadthaus war voll.270 Gäste gaben die erfreuten Veranstalter kund.Bürgermeister Gunter Czisch betonte schon in seiner Begrüßung, dass es beim Thema Digitalisierung nicht um einen Spielplatz für Technikfreaks gehe. Später sollte man erkennen wieviel kreatives Potential von den Menschen in und um das Verschwörhaus, dem Ort für Junge nicht Fussball, sondern Technikbegeisterte, wie es Czisch formulierte,  in die Bewerbung einfloss. Digitalisierung sei kein Nebenthema. Außerdem sei die Einbindung der Bürgerschaft in die Entscheidungsfindungsprozesse der Zukunftsstadt ein Erfolgskriterium des Projektes. Schon  für die erste Phase hatten sich 186 Kommunen beworben, von denen 58 vom Bund ausgewählt wurden.

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Gunter Czisch argumentiert auf der Podiumsdiskussion zum Thema: Innovation von Unten

Czisch:Die Stadt muss die Netze in der Hand behalten!

Doch das eigentliche Objekt des Abends sollte die Phase zwei des Wettbewerbs Zukunftsstadt 2030  sein, die seit Februar 2017, bis Ende Juni 2018, also bis jetzt läuft. Die Ergebnisse dieser Phase in der es das Ziel war die Visionen und Ideen zu ersten Prototypen zu entwickeln und erste Umsetzungen zu planen, wurden von den nachfolgenden Vorträgen dargestellt. Czisch erwähnte, den Städtetag Baden-Württembergischer und Bayrischer Städte am Vortag im Ulmer Rathaus um dezidiert darauf hinzuweisen, das es der Freie Reichsstadt Ulm gut zu Gesicht stehe, alles zu tun um die Netze ihrer Bürger, die von staatlich kaum zu belangenden Akteuren kontrolliert würden, wieder in die Hand zu bekommen. Nachdem er ironisch gegen die mit einem roten Punkt versehenen Bürger, die nicht gefilmt werden wollten gefrotzelt hatte, sagte er, er wisse aus Statistiken, dass um die 25 % der Bevölkerung dem Thema Digitalisierung skeptisch entgegenstünden, auch da wolle er Vertrauensarbeit leisten. Dann sagte er etwas, dass den Demokratiebewegten wohl schockiert haben dürfte: “Digitalisierung ist ein Thema, wo es die Option nicht mitzumachen nicht gibt”. Facebook verändere das Verhältnis zwischen Bürger und Staat ganz grundlegend, vieles an Sicherheitsproblemen  die damit in der Zukunft verbunden sein könnten, könne man sich heute noch gar nicht vorstellen, sagte Czisch allgemein und verwies in die asiatischen Staaten als Anschauungsbeispiel. Die Stadt sei der demokratisch Legitimierte, sie müssen die Netze in der Hand behalten. Dabei gelte für die Politik , sie müsse Dinge auf den Weg bringen von denen heute noch nicht klar sei, ob sie funktionierten werden. Trotzdem bedürfe es solcher Projekte in den Bereichen Mobilität, Energie und Stadtgesellschaft. Die Einbindung der Stadtgesellschaft in der ersten Phase habe zu rund 200 Vorschlägen aus der Bürgerschaft geführt. Etwa ebensoviele kamen von Experten, endete Czisch.

Prototypen:  1.Mehr Transparenz und Zugänglichkeit der Ulmer Haushaltes

Stefan Kaufmann ist Informatiker und Leiter des Verschwörhauses. Er stellte drei Protoypen des Wettbewerbs, vor. Erstmal den offenen und transparenten Haushalt Ulms und dann die Digitalisierung von Dachbodenarchiven und die Erklärcafes im Verschwörhaus zu Begriffen wie “smart”, oder augmented reality. Das sehr demokratiebewegte Verschwörhaus hat durch den ersten Prototyp das Ziel von höherer Transparenz und Zugänglichkeit in Bezug auf den Ulmer Haushalt verwirklicht. Der Haushalt ist neben den offenen Haushalten anderer Städte unter       http://www.offenerhaushalt.de abrufbar. Für den nächsten Prototyp  pries Kaufmann die Lizenz “Creative Commens” als Geschäftsmodell und Grundlage für die freie Veröffentlichung von Inhalten im Internet an. Ziel war hier die digitale Bewahrung und Sichtbarmachung  von bestehenden Kulturgütern. In einem Aufruf wurde die Ulmer Bürgerschaft dazu aufgerufen, ihr Dachbodenalben ins Verschwörhaus mitzubringen, digitalisieren zu lassen und zu veröffentlichen. Die Gerätschaften dazu kann übrigens jeder bei Wikimedia ausleihen. So wurden  in Ulm unter anderem über 100 Jahre alte Bilder von  seltenen Tramwagen für die digitale Gemeinschaft gesichert. Auch das Erklärcafe, welches Erklärvideos verschiedener Begriffe aus der Welt des Digitalen ins Internet stellt,  war ein  Baustein für eine Digitalisierung von Unten.

Phase 3: “Internet der Dinge für Alle- Digitalisierung von unten gestalten”

Sabine Meigel die Leiterin der Geschäftsstelle digitale Agenda der Stadt Ulm  stellte das LoRaWAN vor, welches in Ulm gerade installiert wird. Es ist ein neuentwickeltes Netzwerk, welches eine große Fläche, die ganze Ulmer Innenstadt, als technische Voraussetztung für ein Internet der Dinge, überspannt. Zur Zeit sprudeln erste Daten die die Personenzahl auf einem Ulmer Platz abbilden. Das offene Netzwerk soll allerdingst von unten wachsen, Anwendungen, wie Standortanzeige von gestohlenen Rädern, oder Feinstaubdatenanzeige auf mobilen Endgeräten sind denkbar. Auch wenn das Netz noch nicht ausgereift ist, so ist es doch ein unabdingbarer Baustein für die Umsetzung  der Vision des Internets der Dinge von Unten. Wichtig so Meigel sind beim Internet der Dinge, die Kriterien der Offenheit und der Inklusion. Auch sei es mutig gewesen Nachhaltigkeit mit als Gütekriterium für die Zukunftsstadt 2030 zu nehmen, gerade weil Nachhaltigkeit und Digitalisierung nicht immer so gut zusammenpassten. Ulm bewirbt sich für Phase 3 des Wettbewerbs Zukunftsstadt 2030 bis Oktober unter dem Titel: “Internet der Dinge für Alle -Digitalisierung von unten gestalten.” Dann werden 8 der bisher noch verbleibenden 23 Kommunen ausgewählt. Für die im Januar beginnende Phase 3 könnte die Stadt mit 1.000.000 Euro Fördergeld rechnen.

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Der Festsonntag in Sontheim

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Auch am Sonntag stand die Blasmusik im Mittelpunkt, aber auch Gott und die Familie
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Unter den Linden und vor dem Backhaushock begnete man sich mit Zeit und guter kulinarischer Stärkung

Schon um halb zehn eine viertel Stunde bevor die Kirchenglocken zu läuten begannen sah man den Schlot vom Backhaus rauchen. Den evangelischen Gottesdienst von Pfarrer Knöppler, begleitete der Musikverein Sontheim. Mit einer deutschen Version von „Morning has broken“ begann die Zeremonie und eröffnete musikalisch, das Gott im reinen Herzen sich spiegelt.Die Schriftlesung handelte vom Gleichnis von dem Spitter im Auge des anderen, der oft den Blick auf den Balken im eigenen Auge verstellt. Einem Bild für das Richten über andere, welches in eine Spirale des Richtens und Gerichtet-Werdens führe.(Lukas 6,36-42). Im Zeichen der Musik stehend antwortete die Gemeinde darauf mit dem Kirchenlied „Du hast uns Herr in dir verbunden.“ Auch die Predigt aus dem Hebräerbrief ermutigte an dieser Bekenntnis der Hoffnung die zum Anfang aus dem erwachsenden Morgen geschienen war festzuhalten. Und die Versammlungen nicht zu verlassen, sondern die anderen zu „Liebe“ und „guten Werken“ anzureizen.(Hebräer 10,23-25).Ganz wichtig war auch das Gedenken an verdiente Verstorbene des 90 jährigen Musikvereins Sontheim.Mit einem uralten und kraftspendenden Begleiter verband die kleine Gemeindeversammlung sich nun.“Geh aus mein Herz und suche Freud“ erschallte es nun aus vollen Kehlen und Schalltrichtern.„…und lasse was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen…“, hieß es da, von Paul Gerhardt abermals an die Reinigung des Herzens gemahnend.

Das Festtagsessen rund um das Backhaus Sontheim

Danach aber zum Mittagessen waren fast alle Bänke besetzt und auch das Wetter spielte mit, so das es bald zu Überlastungen des Backhauses gab, welches einfach zu wohlschmeckende Kümmich- Zwiebel- und Schinken-Lauch-Platz ausspuckte. Der Musikverein hatte sogar nach der Kirche geeilt, weil es einfach viel zu viel zu tun gab. Während des Mittagstischs unterhielten die Laichinger, welche dem Publikum ebenso schmeckten wie die Kulinarien. Auch das Knabberfleisch, war für viele eine gelobte Gelegenheit, die ebenso feinen roten und weißen Würste und Steaks einmal stehen zu lassen. Beim nachfolgenden Bild hatte man den „Sturm auf das Kuchenbuffet“ aus Udo Jürgens Gassenhauer“Aber bitte mit Sahne“ im Kopf; denn die Leute machten sich regelregt über das vielfältige Angebot an Torten und Kuchen her. Mein Favorit war die Rabarbercremetorte mit Bananen und Schokoüberzug. Da kam einem wieder ein Wort aus der vorherigen Schriftlesung ins Bewusstsein: „Gebt so wird euch gegeben.Ein volles gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben, den eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen.“(Lukas 6, 38) Verzogene Nachbarn traten auf den Plan, der Kaffee- und Redefluss lief, es wurde viel geherzt und gescherzt an diesen Mittag und da wo es nicht so überfließend lief, wurde natürlich auch bezichtigt und verdammt. Wie auch die vorherigen Tage war das Fest ausgesprochen friedlich. Gerade die Bänke unter den Linden, die vielleicht teils noch älter als der 90 Jährige Verein sind waren begehrt. Kaum einer weiß noch, dass schon in den 30er Jahren, eine der Linden an der Hüle vom Dorflehrer auf den Namen Adolf Hitlers getauft wurde und auch eine eine entsprechende Aufschrift trug. Damals so hat ein unlängst verstorbener Anwohner geschildert herrschte Arbeitslosigkeit und Armut und viele Sontheimer auch Führende in der Wirtschaft und waren in der SA und glühende Verehrer des „Führers.“ Aber lassen wir die alten Geschichten, den es gab genug neue zu erfahren an diesem Mittag. Gegen 18 Uhr, an diesen längsten Sommertagen noch wie Mittag erscheinend, trat dann die letzte Kapelle des Festwochenendes auf der Musikverein Böttingen.

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Toller Gesang, witzige Einlagen und ein Ciao mit Amore lieferte die das 90jährige beschließende Kapelle des Musikvereins Böttingen. Am Mikrofon Michael Girk

Alle Generationen wohnten dem Abschluss bei

Wie gestern schon angekündigt, tat es auch Böttingen den meisten anderen Kapellen gleich und bot nicht nur konzertant sondern auch sängerisch einiges feil. Girk… der Sänger hatte es in einem fast leeren Zelt nicht einfach, er aber beging mit seiner Performance die Flucht nach vorne, stieg von der Bühne herab und animierte zum Mitsingen. Ob die klassische Polka oder zeitgenössische Volksmusik im „Helene-Fischer-Hit-Mix“ alle Genres meisterte er stimmlich markant und menschlich charmant. Die Kapelle spielte man druckvoll, mal einfühlsam aber immer in der rechten harmonischen Proportion. Hermann Hilsenbeck der Dirigent, der gestern noch bei den Sontheimern mitgespielt hatte und dann abends noch bei den Föhrenbergern kredenzte dann einen „böhmischen Melodiencocktail. Nett waren auch die „Kämpfla“ zwischen ihm und seinem Sänger, der sich ein paar Schnitzer in der Ansage leistete. Auch hier reichte das Spektrum der Ausdrucksformen vom klassisch heiteren „Hello Mary Loo“ über „Über sieben Brücken musst du gehn“ bis zum das Fest beschließenden „Ciao Amore.“ Nach Beendigung des Konzertes freuten sich der Dirigent der Sontheimer Volker Pflügner und Hilsenbeck über die gute Akustik in Zelten mit wenig Leuten. Diejenigen Jungen, die es nicht aufs am selben Wochenende stattfindende Southside Festival geschafft, hatten in Sontheim auch eine Gelegenheit aus den Konventionen auszubrechen. Für Familien, wie sie sehr zahlreich an den Mittagen da waren, war auch gut gesorgt. Und auch Ältere waren an allen drei Tagen da. Ein tolles dem Anlass gebührendes Fest dafür gilt es allen den langjährigen Mitstreitern der Sontheimer Blasmusik zu danken und auch denen, welche es in der Jugendarbeit fertig gebracht haben den Verein fast schon zu einer jungen Kapelle zu machen.Auf weitere sorglose Stunden um das Backhaus oder anderswo mit dem Verein und seinen viele befreundeten Kapellen darf man gespannt sein.

blasmusikmobilisiert: Die sontheimer Blasmusikparty

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Die achtfache Vereineschar machte in des Sontheimer Musikvereins 90. Jahr des Sangesfreundes Träume war

Der Samstag Abend begann ganz nach dem Gusto der Veranstalter.Um halb Elf nach dem Deutschlandsieg war das Zelt immer noch recht voll. Und der Abend sollte im Zeichen des Gesangs stehen, die Westerheimer Musiker s sangen gerade “Du bist das Land dem ich die Treue halte…” Vom Siegestaumel tonisiert wollte man” Du bist mein Schland, dem ich die Treue halte…” singen. Ein brausender Abend in dem die Kapellen wie Flutwellen zu einer der beiden Bühnen und von ihr wieder zurück ebbten. Kaum waren die blauen Westerheimer fertig schon kam eine “Flutwelle” blauer Feldstetter angebraust. Kaum hatten die konzertanten Blasmusiker unter Wolfgang Hörrle einen Sitz auf der linken Bühne, schon ließen sie die flotten “Les Humphrey in Konzert” vom Stapel. Schon zuvor hatte sich ein harter Kern von brassbegeisterten Sontheimer Musikern auf der gegenüberliegenden Bierbankgarnitur postiert. Auf der Bühne am Ende des Zeltes sammelte sich jetzt eine junge Kapelle in rot, die Donnstetter. Manche wussten vom 175. Geburtstag des dortigen Liederkranzes noch, welch tiefe Verwurzelung der Gesang in diesem idyllischen Dorf im alten Keltenland hat. Dank der genialen Organisation des Musikvereins Sontheim konnte man programmatische  Lieder wie “Die Vogelwiese” von Ernst Mosch auch als nicht Insider der Volksmusik mitsingen. Zu der allgemeinen Animation “Das Bier im Zelt war gut und herrlich kühl, darum trank der Franz viel zu viel…” wurde aus den Reihen der  Musiker noch eine biertechnische Konkretion hinzugefügt.”Berg-Bier ist ein Traum in Gold. Die unterstützen jeden Musikverein und das ist ganz wichtig, prustete Paddy ein ennabeurer Musikant gegen die laute Musik an.

Rock mi Misses Melancholie

Die Donnstetter transferierten ihre rote Kleidung nun auf der hinteren Bühne in ihre Performance. Bei “Rock mi” von Voxx-Club beschwörten sie nach Bier und Musik die drittes Quintessenz einer geilen Blasmusikparty die fesche Maid. “Schau mir in die Augen Kleine, du bist a ganz a Feine, rock mi heut Nacht.” Wer auf diese Idee umringt von seiner peergroup bisher noch nicht gekommen war, schaute jetz mit ganz anderen Augen in das Fesch(t)zelt, wo man die verdeckten Sterne in den Mädchenaugen finden konnte. Aber trotz allem feiern bleibt die Melancholie das tiefste der Gefühle und das würdigten die Donnstetter und ihr zauberhaftes Sängerpärchen mit einer sauberen Interpretation “Über sieben  Brücken musst du gehn.” Auch in den Dimensionen einer Feieratmosphäre ist es so das nicht nur mit Breite und Höhe, sondern auch mit Tiefe der Resonanzraum geräumiger wird. Alt und Jung saßen, standen, schwoften und tranken gegen 23.00 Uhr im Rahmen des Samstagabends der 90 Jahresfeier der Musikvereins Sontheim. Der beinhaltete eine Bar in der sich Lenninger und Westerheimer, ja sogar Ennabeurer und Sontheimer, um die Shots und Spritzer vereint, näher kamen.

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Michael Girk der Sänger aus Böttingen verzauberte mit seiner Interpretation der böhmischen Lieder. Er und der Musikverein Böttingen haben die Ehre das Fest von 18 Uhr bis 21 Uhr musikalisch zu beschließen

Einigkeit, Geschlecht und Freiheit

Ein Beispiel der konkreten Poesie von Jonny Bührle, der direkt an der ehemaligen Dorfhüle einen Steinwurf entfernt wohnt: “Mit Kraft und Gwalt wirds ausgeführt und wenns es passt wird Kitt nei gschmiert. Ihm gefiel der Abend heute besser als gestern wo es  seiner Meinung nach “etwas verzwonga” war. Wenn Musiker zusammen kämen sei es einfach lockerer. Ein unzensiertes Dokument des Zugs zum Tor junger Musikanten soll nicht unüberliefert bleiben: “Es maust die Maus, es bärt der Bär, es lebe der Geschlechtsverkehr.” In der Bar wurde es einen wahrlich heiß und als man sich bei den hoffähigen Musikern abkühlen wollte, bliesen die Ennabeurer auf der hinteren Bühne einem den ” Spirit of 69″ entgegen. Widerstand schien sinnvoll aber zwecklos.Der Musikverein Hülben mit seiner reizenden nasenbepiercten Queerflötistin legte sich nun mit den  Ennabeurern an. Die organisierte Sexualisierung war auch hier das zu blasende Horn. Auf eine Reise ins Rotlichmileu verführten die Hülbener mit “Skandal um Rosi” was noch von der gestrigen “Volksmusikiade” im Ohr lag.Die von Michael Girk aus Böttingen besungene “Böhmische Liebe” setzte der musikalischen Torte die Sahne auf.Man darf sich auf morgen Abend freuen, wenn Girk zusammen mit den Böttingern noch mehr Wohlklang aus seiner Kehle erklingen lässt. Die “Fankurve” der Sontheimer quotierte mit Mitsingen und frenetischem Applaus. Was gab es auf dieses “Surfbrett” der Hülbener für eine Antwort? Die verwegenen Ennabeurer mit Jonas an der Perkussion gaben kurzerhand  in “Let´s twist again”eine Einladung zum “Gummitwist” aus.

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                        Alte Freunde treffen

Jonas schildert mir seine Erfahrung vom gestrigen Abend.”Wir waren zusammen bei Freuden vorglühen, dann bin ich hergekommen und es waren 20 Leute da. Danach hat es sich aber noch als ein geiler Abend erwiesen. Heute ist es noch besser, viele Blasmusiker kommen zusammen, man hat ein geiles Fest im geilen Sontheim. Jetzt rund um die Mitternachtsstunde, saßen noch Feldstetter gemütlich beisammen und schwätzten ohne großes Wollen und Drängen im milden Kraftfeld des Mondes.”Selig wer sich vor der Welt, ohne Haß verschließt, einen Freund am Busen hält und mit ihm genießt”, viel mir da ein Schnipsel von Goethe ein, dessen Trinkaufforderung “Ergo Bibamos” in Fuck-You-Göthe-Zeiten wohl nicht mehr so schnell von den Animatoren von Großveranstaltungen  von den Bühnen geprustet werden wird. Das Steigerungsspiel zwischen Ennabeurern und Hülbenern ging übrigens durch “Das was ich will bist du” zu Gunsten der Erben der Kelten aus. Westerheimer balgen sich, bauen ihre Instrumente zu unerhörten Quietschen um, tanzen wie Rasputin mit jungen und alten Frauen und scharen wie Weinstöcke die weiblichen Reben um sich Zum Abschluss nach  1 Uhr versammeln sich die 8 Kapellen nochmals zur Darbietung der zwei beim “Marsch zur Einheit” gespielten Lieder. Das Liebesband, das sich zwischen den einzelnen Teilen dieses Elementarteilchenbeschleunigers für menschliche Antriebsüberschüsse verborgen gebunden wurde wird am besten abgebildet in dem Lied: “Wir Musikanten”, deshalb soll es hier auch ganz abgebildet werden:

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1.19 Uhr die vollversammelte Vereineschar brachte alte Lieder dar und machte damit klar, das das neunzigste nicht das letzte runde Jubiläum war

“Wir Musikanten,

vereint durch Spiel und Gesang,

sind befreundet ein Leben lang.

Und Musikanten

ist Harmonie pur im Blut.

Musik die tut uns echt gut.

 

 

Um nach 1 Uhr ich raus Luft schnappen, die Feldstetter sitzen noch immer wie ins Firmament eingelassen, ich bin schon viel länger da als ich geplant hatte.Ein weißer Bus fährt ab. Es waren die Westerheimer. Auf einmal fällt das Kraftfeld des “Hula Palu” zusammen. Es ist 1.33 Uhr und der Rest ist verschlafen.

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Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.(Johann Wolfgang von Goethe, An den Mond)

 

 

Deutschland ist wieder im Turnier und die Blasmusikparty beginnt

19.54 Uhr wird in Sontheim zum zweiten Mal nach dem Einmarsch der Kapellen des Römersteintreffens die Deutsche Nationalhymne gesungen. Eine Minute später beginnt  auch für das volle Pubviewingzelt  in Sontheim das Schicksalsspiel. Am Anfang sieht es gut aus, dann kommt es wieder zu Nachlässigkeiten, in der 27. Minute sind die Deutschen besser. In der 31. kommt der Erdoganpropagandist Gündogan. Dann legt Kroos in der 33. einen fatalen Ball direkt vor die Füße von Markus Berg der ihn verwandelt. Es ist still im Zelt auf dem Stand der Halbzeitpause wäre Deutschland zum ersten Mal in der Vorrunde der WM ausgeschieden.Davon abgesehen wird geschlemmt, getrunken, geschwatzt, viele lang nicht gesehene Gesichter erfreuen den eingetrübten Blick.   In der 48.Minute erlöst Reus die Deutschen mit seinem Tor. Trotzdem sind sie Deutschen immer wieder von schwedischen Kontern bedroht.

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Schmiddi: Einer von uns

Es ist die 61. Minute Deutschland ist nun deutlich am Drücker, gespannte Körper und Gesichter, ein weiteres Tor ist riechbar aber es will einfach nicht Fallen. Die Deutschen haben kein Abschlussglück.86. Minute Brand kommt für Hektor: volle Offensive.In der 94 Minute holt Timo Werner einen Freistoß. Toni Kroos trifft und Sontheim tobt, alle Spannung fällt ab und die Blasmusikparty kann mit einem frischen Bier losgehen.

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Bauhaus hatte einen guten Werbeplatz beim Siegtor der Deutschen