Partnerschaftlicher Friede zwischen Kapital und Arbeit?

Anton Kimpfler in Verteidigung des dritten Wegen

Es ist spät an diesem Mittwoch vor Fasching in Ulm. Es ist nicht der Mittwoch vor der Weiberfastnacht und alle Laichinger Interessierten, so es, nach dem Tod von Herrn Schaible, überhaupt noch an der schulemachenden Denk- und Lebensschule um Rudolph Steiner Intereressierte in Laichingen gibt, versammeln sich heute Abend um sich über das Für- und Wider des, im März abzustimmenden, etwaigen Beitritts Laichingens zum Biosphärengebiet zu informieren.

Anton Kimpfler ist ein anthroposophisch geprägter Schriftsteller und Zeitgenosse aus Freiburg. Im gewaltverherrlichenden heteronormativen Treiben des Ulmer Narrensprungs war einer der wenigen progressiven Lichtblicke für mich das Erspähen der Ankündigung, dass der Weise alte Mann- im Rahmen des Forums 24 zu Ulm- Menschen zum Gespräch über “Gegensätze und Gemeinsamkeiten von Ost- und West” impulsieren wolle.

Ein neuer Ost-West-Konflikt:

33 Jahre nach 1989

Mit Ulm, genauer gesagt den Wiley-Barracks in Neu-Ulm, verbinde er einen großen Lichtblick in seiner Arbeit für eine friedliche Welt. Vor rund 40 Jahren begann der Ost-West-Konflikt mit der Stationierung von sowjetischen SS 20-Raketen und dem vehementen Streit des-durch den hemdsdärmeligen Einsatz der Bundeswehr,bei der Flut anno 1968, in Hamburg,zum ersten bundesdeutschen Krisenkanzlers gekürzten Helmut Schmidt, für die Nachrüstung des Nordatlantikpaktes.

Römerstraßenorganisiert:

Eine Menschenkette von Neu-Ulm bis Stuttgart

Kimpfler erinnert sich “1983 hatte ich zuerst einen Vortrag hier im Forum 24 in Ulm und dann im Forum 3 in Stuttgart gehalten.Tagsdarauf war ich in der überwältigenden Gemeinschaft der geschlossenen Menschenkette zwischen den US-Headquarters Neu-Ulm und Stuttgart. Die Stimmung war so positiv, das sogar Polizisten anboten etwaige Lücken in der Kette durch ihre Teilnahme zu schließen. Trotz des damals auch von Altvorderen Grünen wie Heinrich Böll vor Ort protegierten Protest, wurden im Mutlangen die Patriots stationiert.

Auch unter dem Eindruck

Reagan-Gorbatschow:

Verhandlungen in Präsenz verhinderten das schlimmste Szenario

Unter dem Eindruck der Freisetzung einer radioaktiven Strahlungswolke im Ausmaß von 100 amerikanischen Hieroshima-Bomben im havarierten sowjetischen Atommeiler Tschernobyl und der nach 1962 erneut virulenten Atomkriegsgefahr trafen sich der Gorbatschow und Reagan 1985 in Genf in der neutralen Schweiz. Nachdem Reagan- in einem medialen Schachzug der bipolaren Polarisierung-die Union der unabhängigen Sowjetrepubliken, vorab als “Reich des Bösen” bezeichnet hatte, drohten die Verhandlungen zu scheitern. Die Frauen der beiden Staatsmänner und Gorbatschows Mitgefühl für die so Kimpfler, “mitgenommenen” Journalisten bewogen Gobatschow die Verhandlungen weiterzuführen. In der gemeinsamen Erklärung hieß es laut Kimpfler: “Wenn wir einen Fehler machen, passiert etwas unentschuldbares.” Der Schriftsteller hob folgenden Zusatz der Staatschefs besonders hervor:

Wollen wir uns versprechen, dass niemand den Anfang macht

Trotz dem Beharren der US-amerikanischen Führung auf dem Radargestützten Langstreckenraketenabwehrsystem SDI macht Gorbatschow einseitig später den ersten Schritt der nuklearen Abrüstung der zu den bilateralen START-Abkommen führte. Das von Gorbatschow und seiner durch die Forschungen der Moskauer Levana-Schule der Soziologie impulsierte Reformprogramm von Umbau und Transparenz, Glasnost und Perestroika bringt der Zeitgenosse aus der Mitte Europas mit den Bestebungen Rudolph Steiners zur sozialen Dreigliederung und den darauf fußenden Vermittlungen von Ost- und West-Deutschland etwa in den 60er und 70er Jahren durch Joseph Beuys und den Achberger Kreis in Verbindung

Ukraina: Das Grenzland als Friedensbrücke

In dem auf die Friedensproblematik kaprizierten Vortrag sparte Kimpfler, die geisteswissenschaftlich erweiterten Grundlagen von Sozialer Dreigliederung und Sozialer Kunst in den Werten der französischen Revolution aus, stieß aber mit der Zitierung eines Steinerwortes vom “Ost-West-Kongress” anno 1922 in Wien; mitten in das Herz,des 33 Jahre nach 1989 und 21 Jahre nach dem- durch das emblematisch gewordene “9/11”- erklärten Krieg gegen die “orientalische Welt”,in der Ukraine, wieder aufflammen Ost-West-Konfliktes:

“WENN DER WESTEN NUR MIT KOMMERZ UND FINANZ DEM OSTEN ENTGEGENTRITT, WIRD DER OSTEN MIT HASS UND FEUER ANTWORTEN”

(Rudolf Steiner)

Auch habe Steiner auf der selben Konferenz gesagt, der Westen mache sich lächerlich, wenn er sich nur der östlichen Spiritualität anbiedere. Wie der Überlebende und Dokumentator des Archipels Gulag Alexander Solschenyzin in einem Memorandum vom Beginn der 90er Jahre sagte, gehören im engeren Sinne, jenseits des sowjetischen Staatsimperialismus nur Russland, Weißrussland, die Ukraine und Teile des heutigen Kasachstans im engeren Sinne zusammen. Aufgrund ihres besonderen Schicksals als “Kornkammer der Imperien” und ihrer,dem aus dem Zerfall des Türkischen- und Habsburgischen Reiches entstandenen Jugoslawien ähnlichen inneren Gespaltenheit hätte die Ukraine nach ihrer nationalistischen Abspaltung nicht zentralistisch von Kiew aus regiert werden sollen, so Kimpfle. Die von Gorbatschow angestrengte und soziologisch fundierte “Wiedererweckung der ukrainischen Seele” ist laut einem Freund des Autors der bis 1989 in Odessa wohnte und seither Ulmer geworden ist von dem Putschisten-Regime um Jelzin in eine falsche überbetont nationalistische und gierdynamische Richtung abgedriftet.

Putin: Neu-Feudalismus und Plutokratie

Pessimistisch versteinert?:Angesichts des Bruderkrieges im europäischen Osten erwähnte Kimpfler die 5. britisch-germanische Kulturepoche Ende laut Steiner erst im Jahre 3560

Die Ukraine ist nach Russland, laut Kimpfler das flächenmäßig größte Land Europas. Es hat sowohl unter der, als nationaler Sozialismus getarnten Invasion Hitlerdeutschlands, als auch unter dem Hungerkrieg durch die totalitäre Bodenkollektivierung der SU der 30er Jahre einen hohen, ja mit Abstand, den höchsten Blutzoll aller russländischen Völkerschaften gezahlt. Es ist daher in aller nur Teils antistaatlichen, antibürokratischen Heterogeniät ein Kandidat für einen idealistisch bewehrten dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus und darin Gesamtdeutschland ähnlich. Putin der ein Jahr vor der globalen Antiterrorpolitikhegemonie ans Ruder der russländischen Föderation kam, konnte sich via Antiterrorgesetzgebung gegen die neureichen Bonzen der Ex-KPdSU durchsetzen.Spätestens als er formal das Ruder anno 2008 an den Bärensohn Medwedew abgab, dürfte bekannt gewesen sein, dass das ukrainische Volk, verarmt und von Korruption und Perspektivlosigkeit gebeutelt und von den Imperien 1994 der Atom-Waffen beraubt und durch Kriege gegen äußere Invasoren gestählt eine besondere Rolle in der Weltgeschichte haben könnte. Dies ist vielleicht der Hauptgrund warum Solschenyzin, der Verfasser des 1956 veröffentlichten “Das Archipel Gulag” nach dem Fall des “Eisernen Vorhangs” menetekelte, man solle die Ukraine, das Grenzland, nicht gewaltsam daran hindern ihren eigenen Weg zu gehen.

Friedensfluchtlinien

Das Stückchen Heimat und das bisschen Vaterland…(Emigranten-Choral)

In Polen, dem Land, das nach dem Untergang Habsburgs zeitweise ganz von der Landkarte der Geopolitik getilgt wurde, dem Land der Polacken, der freien Siedler, dem Land von Havel und Johannes Paul, der Solidarnosc und der geheimen Aufteilung zwischen Stalin und Hitler, weilen nun drei Millionen der bisher Acht Millionen aus dem Grenzland geflüchteten. Die Bundesregierung der BRD und die Regierung im Roten Rathaus und ja auch viele “Wahnsinnige” Spreespartaner heißen ukrainische Menschen, Dissidenten und Journalisten willkommen. Was können wir für den Frieden tun, fragte sich der Vortrag in der Waldorfschule Römerstraße. Kimpfler und Konsorten vernetzen sich in Österreich, Dornach, der Schweiz und Deutschland. Und wie Rudi es impulsierte meditieren sie immer um 22.30 Uhr auf die drei Glieder des Wahrspruchwortes des Altmeisters westlicher Spiritualität:

STREBE NACH FRIEDEN

LEBE IN FRIEDEN

LIEBE DEN FRIEDEN

Friedensbewegt:

07.05 von 15 bis 19 Uhr Tanz zu folkloristischer Musik mit Ukrainern und Menschen aller Länder, Roxy, Schillerstraße 1, Ulm

(Farounfirewater, Thalfingen(Elchingen), 09.02.23)

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Author: farounfirewater

Ich bin der Falke im Sturm der den König sucht. "Ich lebe mein Leben in sich weitenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn, Den letzten, ich weiß nicht ob ich ihn Vollbringe, aber versuchen will ich ihn Ich kreise um Gott um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang und ich weiß nicht, bin ich eine Falke, ein Sturm, oder ein großer Gesang" (Rilke)

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