Hunderte Beschäftigte an Uniklinik streiken

Heute beginnt in Stuttgart die dritte Verhandlungsrunde zwischen den Arbeitgeberverbänden der Unikliniken und der Gewerkschaft Verdi. Die ersten zwei Verhandlungsrunden zum neuen Tarifvertrag, der 2021 coronabedingt mit einer Nullrunde und einer Einmalzahlung ausging, verliefen ergebnislos. Die Arbeitnehmerseite fordert motiviert von inflationsbedingten Reallohnsteigerungen und dem akzeptablen Ergebnis der Tarifverhandlungen der IG Metall 10.5 Prozent Lohnerhöhungen,mindestens aber 375 Euro mehr Lohn monatlich.
“Wir sind helle, Einmalzahlungen helfen nur auf die Schnelle, wir wollen ordentlich was auf die Tabelle”
“Sprechchor der Freiburger Streikdelegation “
“Wir stehen hier auch bis zum Sommer”

Der Ulmer Verdi-Gewerschaftssekretär Jonas Schamburek erklärt dazu: “Die Arbeitgeberseite setzt mit dem Angebot von 4200 Euro Einmalzahlung auf positive spontane Reaktionen der Arbeitnehmerseite, Fakt ist aber, dass die Angestellten in diesem Modell, erst erst in 21 Monaten sehen werden.” In Ulm sind etwa 200 Leute vor dem Verwaltungsgebäude der Uniklinik, auch am Weinhof gab es am Mittwoch eine gut besuchte Veranstaltung. Der Botschafter aus Freiburg spricht von 600 Beteiligten beim Warnstreik am Mittwochmorgen. Der enthusiastische Botschafter aus Freiburg ruft vier Warnstreiktage der “Viererkette” aus den Angestellten der Unikliniken aus Stuttgart, Freiburg, Ulm und Tübingen, von 29.11 bis Freitag 02.12 aus. Eine Streikende aus Ulm ruft: “Wir stehen hier auch bis zum Sommer”, fenetischer Applaus brandet auf.
Aufruf zur Solidarisierung: Von den Bäumen auf die Straße
“In der Coronakrise applaudierten zahllose Menschen für die Aufwertung von Leistungen von Pflegekräften, so Schamburek. Durch die Steigerung der Ernährungskosten seit 2021 um 20% und der Heizkosten um 100% sprechen wir mit den verzögerten und in drei Jahre gestückelten Einmalzahlungen aber in Wirklichkeit von einer Abwertung der Pflegeberufe.” Der Verdi-Tarifvertrag für die Unikliniken kurz TVUK gilt für Pflegekräfte, Medizinisch-Technische Angestellte und Verwaltungspersonal, nicht aber für Ärzte und Wissenschaftliche Mitarbeiter. Der Redner aus Freiburg wirft den Arbeitgebern vor die Stationem “volllaufen zu lassen” um Streiks zu unterbinden.
Ein Anfang:Vier Tage Streiks der Viererkette

Ihre Strategie sei es den Streikenden eine Gefährdung der Patienten anzuhängen, “das Streikrecht ist ein Wesensmerkmal der freiheitlich demokratischen Grundordnung und ihr da oben haltet euch nicht an die Spielregeln, dass ist unanständig.” Großer Applaus. Die Unikliniken hätten durch die Ökonomisierung und das Fallpauschalensystem als öffentliche Träger die letzten Jahre gut verdient, so Michi, der auch in der Linkspartei organisiert ist,vom Verdi-Unterstützerteam.Den Lippenbekenntnissen aus der Politik und dem Corona-Ruck durch die Gesellschaft müssten Taten folgen. Auch und gerade weil der Organisationsgrad im Pflegebereich ungleich geringer sei wie im Handwerk, der IG Metall brauche es eine breitere und sichtbare gesellschaftliche Solidarisierung, meint der Verdi-Mann. Gestern am Weinhof waren schon Vertreter des Klinikenverbandes im Alb-Donau-Kreis, die planen schon für die Tarifrunde im Öffentlichen Dienst und solidarisieren sich teils mit dem Arbeitskampf der Unikliniken. Die Warnstreiks, so Arbeitgebervertreter seien für diese Phase der Verhandlungen ungewöhnlich stark. In Freiburg waren so der Streikbote von dort, Ende Oktober schon 70% der Stationen dicht.Heute verhandelt die Verhandlungsführerin Irene Gölz in Stuttgart mit den Arbeitgebervertretern.Nach der gescheiterten ersten Verhandlungsrunde ließ sie verlautbaren:
“Mickrige sechs Prozent mehr für drei Jahre anzubieten, bei einer Inflation, in diesem Zeitraum, von über 20 % ist eine Zumutung”
(Iris Gölz)
Schamburek meint es werde seitens der Gewerkschaft Verdi auch an einem Tarifvertrag für Studentische Hilfkräfte gearbeitet, dass Misstrauen auf Seiten der Studenten sei aber noch groß. Gaspreisdeckel und Preisbremse währen ohne die Gewerkschaften nicht machbar gewesen und seit Corona dürfte der neoliberale Kuschelkurs mit Schröder und Blair der Nullerjahre zumindest an der Basis überwunden werden können; gemeinsam versteht sich.

(Daniel Baz, Ulm, 30.11.22)