Europäische Impuls für den Naturschutz
17.05.21
Über 200 Teilnehmern erfreute sich das vom Bund für Umwelt und Naturschutz(BUND) organisierte Online-Podium mit Diskussion. Moderator Matthias Meißner, seines Zeichens Leiter der Abteilung Ökologische Vielfalt, der selben Umweltschutzorganisation durfte drei Kurzreferate von Funktionären der Europäischen Union ankündigen.
Markus Erhardt sprach aus Sicht eines knowledge hub in Kopenhagen, also eines von Brüssel relativ unabhängig arbeitenden EU-Wissensarchives.
Jutta Paulus als grüne Abgeordnete des Europäischen Parlaments sprach aus der Sicht der Legislativeund
Alexander Just als Beautragter der Europäischen Komission für Umweltschutz also als Vertreter der Regierung. Zunächst gab der Kopenhagener einen prägnanten Abriss der wichtigsten Zahlen.
120000 Naturschutzgebiete gebe es in der EU, wovon allerdings 60% kleiner als 1 Km² seien. Die Landschaft an Schutzgebieten sei also sehr fragmentiert. 25,6 % der Flächen stünden unter Naturschutz, aber nur 11,1 % der Ozeane. Bei den Landflächen sei man nah am Ziel, das bei 30% geschützter Flächen liege. Auf dem Wasser gebe es noch sehr großen Handlungsbedarf auch und gerade beim Thema Biodiversität. Denn komplett geschützt, also von der menschlichen Nutzungbefreit seien nur 3% der Landmassen und weniger als 1% der Meeresflächen.Deutschland sei bei allen Indikatoren bei den oberen 10 in der EU was Umfang und Güte der Naturschutzgebiete betrifft.Das EU-Programm Bio Diversity 2030 wolle das Europa der erste klimaneutrale Kontinent werde. Dazu müsste aber auch die ökonomische Ebene sich an die Naturessourcen anpassen, mahnte Ehrhardt an.
EU-Green-Deal
Jutta Paulus die seit 2 Jahren mit den Schwerpunkten Energie und Klima im EuropäischenParlament sitzt begann mit einer eindringlichen Erinnerung.
“Die Irreversibilität des Zusammenbruchs von Ökosystemen wird oft noch nicht verstanden”
Es sei wie bei einem Jenga-Turm und die Arten seien die Bausteine, wenn zu viele Arten als Bausteine aus dem Gebäude verschwinden, dann stürzt das ganze Gebäude zusammen und auch wir sind ein Teil des Gebäudes. Bäume pflanzen würden viele helfen, nur helfe das den Gras- und Sumpflandschaften nicht. Es brauche Entscheidungen und Normen im großen Rahmen. Ende des Jahres werde die EU einen Renaturierungsplan herausgeben. Damit sollen 30 % der bereits degradierten Ökosysteme wieder renaturiert werden. Gerade Moore, die oft in Küstengebieten zu finden seien, seien für landwirtschaftliche Nutzung entwässert worden, was einen riesigen CO² Ausstoß mit sich bringe. Im Chat, der sehr rege diskutierte und Fragen stellte wurde die EU-Würdenträgerin darauf hingewiesen, dass nahe ihrem Wahlkreis die amerikanische Luftwaffenbasis Ramstein ein riesiges Moorgebiet in Beschlag nehme. Sie solle eine Initaitive zur Beendigung dessen und zur Renaturierung der verschmutzten Gebiete unterstützen. Auch Paulus kam auf den wunden Punkt des Gewässerschutzes in der EU zu sprechen. Für den Schutz der Gewässer sei trotz Fortschritten bei der Stabilisierung der Fischbestände im Nord-Ost-Atlantik viel zu wenig Geld da.
Alexander Just von der Europäischen Kommission mahnte an klare Erhaltungsziele zeitigten effiziente Erhaltungsmaßnahmen. So hätten Messbarkeit und etwa klare Mengen- und Anteilsangaben beim Todholz zu realen Verbesserungen geführt. Wichtig sei auch bei den regionalen Behörden, dass sie die Ziele öffentlich und breit kommunizierten, denn wissenschaftliche Papiere in Schubladen nützten der Umwelt nichts.
Das letzte Wort, bevor es in die Diskussion ging hatte Magnus Wessels abermals vom Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland. “Viele denken 1 Milliarde Euro für Biodiversität, [alias ökologische Vielfalt Anm. d.Verf.] sei viel. Dabei umfasse der Bundeshaushalt 500 Milliarden.”In Deutschland müsse man was Naturschutz betrifft zwar nicht bei 0 anfangen. Zur Bewältigung der großen Aufgaben im Küstenschutz und bei den Mooren brauche man aber einen Bundesnaturschutzfond. Das sei bei Lichte betrachtet aber alles leider nur Reparaturbetrieb solange man nicht eine nachhaltige Landwirtschaft hinkriege. Diese Mammutaufgabe sei hingegen nicht möglich solange das Wirtschaftswachstums an den Verlust biologischer Vielfalt gekoppelt sei.
Zum Ende der Referate waren noch immer um die 200 Leute online und im Vergleich zu so mancher Veranstaltung dieses Formats waren im Chat eigenständige Diskussionen und ganze Fragenlisten entstanden. Hier spürte man einerseits Deutschland ist und war ein umweltbewegtes Land. Andererseits das viele Leute von BUND und anderen Nichtregierungsorganisationen sich hier tummelten und zu guter letzt auch das die Grünen eine demokratische und ganzheitlich orientierte Basis haben, die vernunftmäßig resonanzlose Feind-Freund-Debatten und die Politik der Feindschaft im Großen ablehnt.