Der Festsonntag in Sontheim

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Auch am Sonntag stand die Blasmusik im Mittelpunkt, aber auch Gott und die Familie
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Unter den Linden und vor dem Backhaushock begnete man sich mit Zeit und guter kulinarischer Stärkung

Schon um halb zehn eine viertel Stunde bevor die Kirchenglocken zu läuten begannen sah man den Schlot vom Backhaus rauchen. Den evangelischen Gottesdienst von Pfarrer Knöppler, begleitete der Musikverein Sontheim. Mit einer deutschen Version von „Morning has broken“ begann die Zeremonie und eröffnete musikalisch, das Gott im reinen Herzen sich spiegelt.Die Schriftlesung handelte vom Gleichnis von dem Spitter im Auge des anderen, der oft den Blick auf den Balken im eigenen Auge verstellt. Einem Bild für das Richten über andere, welches in eine Spirale des Richtens und Gerichtet-Werdens führe.(Lukas 6,36-42). Im Zeichen der Musik stehend antwortete die Gemeinde darauf mit dem Kirchenlied „Du hast uns Herr in dir verbunden.“ Auch die Predigt aus dem Hebräerbrief ermutigte an dieser Bekenntnis der Hoffnung die zum Anfang aus dem erwachsenden Morgen geschienen war festzuhalten. Und die Versammlungen nicht zu verlassen, sondern die anderen zu „Liebe“ und „guten Werken“ anzureizen.(Hebräer 10,23-25).Ganz wichtig war auch das Gedenken an verdiente Verstorbene des 90 jährigen Musikvereins Sontheim.Mit einem uralten und kraftspendenden Begleiter verband die kleine Gemeindeversammlung sich nun.“Geh aus mein Herz und suche Freud“ erschallte es nun aus vollen Kehlen und Schalltrichtern.„…und lasse was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen…“, hieß es da, von Paul Gerhardt abermals an die Reinigung des Herzens gemahnend.

Das Festtagsessen rund um das Backhaus Sontheim

Danach aber zum Mittagessen waren fast alle Bänke besetzt und auch das Wetter spielte mit, so das es bald zu Überlastungen des Backhauses gab, welches einfach zu wohlschmeckende Kümmich- Zwiebel- und Schinken-Lauch-Platz ausspuckte. Der Musikverein hatte sogar nach der Kirche geeilt, weil es einfach viel zu viel zu tun gab. Während des Mittagstischs unterhielten die Laichinger, welche dem Publikum ebenso schmeckten wie die Kulinarien. Auch das Knabberfleisch, war für viele eine gelobte Gelegenheit, die ebenso feinen roten und weißen Würste und Steaks einmal stehen zu lassen. Beim nachfolgenden Bild hatte man den „Sturm auf das Kuchenbuffet“ aus Udo Jürgens Gassenhauer“Aber bitte mit Sahne“ im Kopf; denn die Leute machten sich regelregt über das vielfältige Angebot an Torten und Kuchen her. Mein Favorit war die Rabarbercremetorte mit Bananen und Schokoüberzug. Da kam einem wieder ein Wort aus der vorherigen Schriftlesung ins Bewusstsein: „Gebt so wird euch gegeben.Ein volles gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben, den eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen.“(Lukas 6, 38) Verzogene Nachbarn traten auf den Plan, der Kaffee- und Redefluss lief, es wurde viel geherzt und gescherzt an diesen Mittag und da wo es nicht so überfließend lief, wurde natürlich auch bezichtigt und verdammt. Wie auch die vorherigen Tage war das Fest ausgesprochen friedlich. Gerade die Bänke unter den Linden, die vielleicht teils noch älter als der 90 Jährige Verein sind waren begehrt. Kaum einer weiß noch, dass schon in den 30er Jahren, eine der Linden an der Hüle vom Dorflehrer auf den Namen Adolf Hitlers getauft wurde und auch eine eine entsprechende Aufschrift trug. Damals so hat ein unlängst verstorbener Anwohner geschildert herrschte Arbeitslosigkeit und Armut und viele Sontheimer auch Führende in der Wirtschaft und waren in der SA und glühende Verehrer des „Führers.“ Aber lassen wir die alten Geschichten, den es gab genug neue zu erfahren an diesem Mittag. Gegen 18 Uhr, an diesen längsten Sommertagen noch wie Mittag erscheinend, trat dann die letzte Kapelle des Festwochenendes auf der Musikverein Böttingen.

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Toller Gesang, witzige Einlagen und ein Ciao mit Amore lieferte die das 90jährige beschließende Kapelle des Musikvereins Böttingen. Am Mikrofon Michael Girk

Alle Generationen wohnten dem Abschluss bei

Wie gestern schon angekündigt, tat es auch Böttingen den meisten anderen Kapellen gleich und bot nicht nur konzertant sondern auch sängerisch einiges feil. Girk… der Sänger hatte es in einem fast leeren Zelt nicht einfach, er aber beging mit seiner Performance die Flucht nach vorne, stieg von der Bühne herab und animierte zum Mitsingen. Ob die klassische Polka oder zeitgenössische Volksmusik im „Helene-Fischer-Hit-Mix“ alle Genres meisterte er stimmlich markant und menschlich charmant. Die Kapelle spielte man druckvoll, mal einfühlsam aber immer in der rechten harmonischen Proportion. Hermann Hilsenbeck der Dirigent, der gestern noch bei den Sontheimern mitgespielt hatte und dann abends noch bei den Föhrenbergern kredenzte dann einen „böhmischen Melodiencocktail. Nett waren auch die „Kämpfla“ zwischen ihm und seinem Sänger, der sich ein paar Schnitzer in der Ansage leistete. Auch hier reichte das Spektrum der Ausdrucksformen vom klassisch heiteren „Hello Mary Loo“ über „Über sieben Brücken musst du gehn“ bis zum das Fest beschließenden „Ciao Amore.“ Nach Beendigung des Konzertes freuten sich der Dirigent der Sontheimer Volker Pflügner und Hilsenbeck über die gute Akustik in Zelten mit wenig Leuten. Diejenigen Jungen, die es nicht aufs am selben Wochenende stattfindende Southside Festival geschafft, hatten in Sontheim auch eine Gelegenheit aus den Konventionen auszubrechen. Für Familien, wie sie sehr zahlreich an den Mittagen da waren, war auch gut gesorgt. Und auch Ältere waren an allen drei Tagen da. Ein tolles dem Anlass gebührendes Fest dafür gilt es allen den langjährigen Mitstreitern der Sontheimer Blasmusik zu danken und auch denen, welche es in der Jugendarbeit fertig gebracht haben den Verein fast schon zu einer jungen Kapelle zu machen.Auf weitere sorglose Stunden um das Backhaus oder anderswo mit dem Verein und seinen viele befreundeten Kapellen darf man gespannt sein.

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Author: farounfirewater

Ich bin der Falke im Sturm der den König sucht. "Ich lebe mein Leben in sich weitenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn, Den letzten, ich weiß nicht ob ich ihn Vollbringe, aber versuchen will ich ihn Ich kreise um Gott um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang und ich weiß nicht, bin ich eine Falke, ein Sturm, oder ein großer Gesang" (Rilke)

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